Frankenberg/Chemnitz. Das im mittelsächsischen Frankenberg ansässige Softwarehaus Unicontrol Systemtechnik steckt in wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Der vom Amtsgericht Chemnitz bestellte Verwalter Christoph Alexander Jacobi teilte auf Anfrage von Sächsischer Zeitung und Leipziger Volkszeitung mit, Geschäftsführer Norman Thieme selbst habe die Notbremse gezogen und den Insolvenzantrag gestellt.
Das Softwarehaus habe einen starken Umsatzeinbruch erlitten, weil Automobilhersteller die Einführung neuer Fahrzeugmodelle verschoben oder Entwicklungsprojekte komplett eingestellt hätten. Der Rückgang der Erlöse wiederum habe sich negativ auf die Ertrags- und Liquiditätslage des Unternehmens ausgewirkt. Zudem habe die angespannte Lage der gesamten Wirtschaft die Planungssicherheit belastet, es seien viele Aufträge nur kurzfristig machbar gewesen.
Trotz Kostenabbau: Liquidität sinkt weiter
Jacobi betonte, trotz Kostensenkung, neuer Aufträge und Konzentration auf die Softwareentwicklung in den vergangenen Monaten habe Unicontrol „dem fortschreitenden Liquiditätsabbau nicht ausreichend entgegenwirken“ können. Auch der Aufbau eines zweiten Standbeins – eines KI-basierten Kamerasystems für industriellen Qualitätsüberwachung – habe sich nicht so entwickelt wie erhofft. Von 30 Beschäftigten zu Beginn des Verfahrens seien noch zwölf im Unternehmen tätig.
Der Verwalter aus der renommierten Anwaltspartnerschaft Stapper-Jacobi-Schädlich sagte, man arbeite an einer Grundlage für die Fortführung des Betriebs. Angestrebt werde eine Verkauf oder eine Fusion, das Standbein KI-Kamerasystem solle ausgegliedert werden.
Der Geschäftsbetrieb laufe ohne Einschränkungen weiter, er sei im Kern gesund. Die Zusammenarbeit mit den Lieferanten und weiteren Gläubigern bezeichnete Jacobi als „vertrauensvoll“. Firmenchef Thieme wertete das als „Mutmacher, den wir brauchen, um den Weg der Sanierung weiterzugehen“.
Unicontrol war 1998 in Hainichen gegründet worden, 2015 bezog man ein neues Areal in Frankenberg. Das Unternehmen gehört zu je einem Drittel drei Privatpersonen in Sachsen und Brandenburg. Die Bilanz des Geschäftsjahres 2023 wies noch einen Überschuss von gut 23.000 Euro aus sowie Gewinnvorträge von 1,3 Millionen Euro. Die Anzahl der Beschäftigten gab Thieme, ein Enkel des Gründers, seinerzeit noch mit 53 an.
SZ