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Zittaus älteste Geschäfte: Wie der Familien-Betrieb Aust neu aufblüht

Die Gärtnerei im Ortsteil Pethau besteht seit 1884 und machte einst mit Blumen ihr Hauptgeschäft. Das hat sich in der fünften Generation verändert.

Lesedauer: 3 Minuten


Thomas Christmann

Zittau. Damit Zierpflanzen und Gemüse in und außerhalb der Gewächshäuser gedeihen, packt jeder mit an. Sebastian Aust führt zwar die Gärtnerei an der Blumenstraße 1 im Zittauer Ortsteil Pethau, doch vom Anbau bis zur Ernte helfen seine Eltern Christian und Marion trotz Rentenalters immer noch mit. Selbst die zwölfjährige Tochter Johanna und der achtjährige Sohn Emil sind schon dabei – wenn auch spielerisch.

„Bei uns ist fast alles Handarbeit“, berichtet der 47-Jährige, der Dahlien, Gladiolen, Löwenmaul und Co. sowie Salate, Tomaten und Gurken an regionale Gärtnereien und Blumenhändler verkauft. Das Hauptgeschäft macht er aber inzwischen mit der Landschafts- und Gartenpflege. „Es ist zumindest grün geblieben“, sagt der Meister seines Fachs, der den Familienbetrieb in fünfter Generation leitet.

Den ersten Laden 1975 eröffnet

Die Gärtnerei mit Wohnhaus existiert seit 1884. Gegründet von Frenzels, heiratete deren Tochter Gustav Adolf Heinrich Aust – und damit den Urgroßvater des heutigen Eigentümers. Erst bauten die Familien auf dem 0,5 Hektar großen Gelände vorwiegend Gemüse an, später mehr Zierpflanzen. Neben dem Vor-Ort-Verkauf waren sie mit den Produkten auf den Märkten in Zittau vertreten.

So hat das 0,5 Hektar große Gelände der Gärtnerei Aust an der Blumenstraße im Zittauer Ortsteil Pethau um 1884 ausgesehen. Das Bild wird von Generation zu Generation weitergereicht. 
So hat das 0,5 Hektar große Gelände der Gärtnerei Aust an der Blumenstraße im Zittauer Ortsteil Pethau um 1884 ausgesehen. Das Bild wird von Generation zu Generation weitergereicht. 
Quelle: privat

Großvater Helmut eröffnete 1975 schließlich den ersten Laden an der Äußeren Weberstraße 7, bevor dieser ein Jahr später den Betrieb an Sohn Christian und dessen Frau Marion übergab. „Dadurch waren wir wetterunabhängig und konnten montags bis sonnabends öffnen“, sagt der 73-Jährige zur Expansion. Während er sich weiter um die Gärtnerei kümmerte, stand sie nun im Geschäft. Das war jedoch „zu klein und dunkel“, weswegen 1984 der Umzug in ein „größeres und helleres“ an der Ecke Äußere Weberstraße/Neue Straße folgte.

Besorgungsfahrten bis Halle

„Man konnte gar nicht so viel anbauen, wie der Markt das erfordert hat“, sagt Christian Aust. „Um die Nachfrage halbwegs abzudecken“, waren Besorgungsfahrten zu Privatbetrieben und landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften bis nach Halle nötig. Aber zu DDR-Zeiten habe es immer an irgendwas gefehlt, meint der Gärtner-Meister. Floristin Marion Aust absolvierte noch ein Fernstudium in Berlin, das sie als Gartenbauingenieur abschloss. Die 72-Jährige war später auch in Dresden bei Prüfungen im Rahmen der Lehrausbildung eingesetzt.

Die Arbeit blieb zwar genauso stressig, nur in umgekehrter Reihenfolge. – Christian Aust, Gärtnerei-Meister

Mit der Wende änderten sich die Vorzeichen für den Betrieb. „Die Arbeit blieb zwar genauso stressig, nur in umgekehrter Reihenfolge“, meint Christian Aust mit Blick auf das Angebot. Seine Frau und er eröffneten Anfang 1990er ihren Blumenpavillon am Zittauer Bahnhof, der nur durch den Umbau des Vorplatzes zur Landesgartenschau 1999 schließen musste. Ein Jahr später folgte deshalb eine Filiale im Kaufland an der Äußeren Weberstraße 91, ab 2006 eine weitere an der Ecke Leipziger Straße/Komturstraße. Zwischenzeitlich investierte das Paar in zwei neue Gewächshäuser und ein Folienzelt.

Zu Höchstzeiten drei Filialen betrieben

Doch auch die Konkurrenz wuchs, mittlerweile waren Zierpflanzen in Einkaufs- und Baumärkten, Tankstellen und bei Händlern am Straßenrand zu finden. „Jeder hatte das gleiche Angebot, der Umsatz ging zurück“, sagt der 73-Jährige. So schloss 2002 zunächst der Laden an der Ecke Äußere Weberstraße/Neue Straße. Und 2014 auch der an der Ecke Leipziger Straße/Komturstraße. Die Filiale im Kaufland übernahm ein Jahr zuvor Florizz, in der Marion Aust bis 2022 als Leiterin weiter arbeitete – nur ohne unternehmerisches Risiko. „Es gab Höhen und Tiefen, wir haben uns durchgekämpft“, sagt sie über die wechselvolle Zeit.

Vor neun Jahren übernahm Sebastian Aust das Geschäft der Eltern. Er lernte den Beruf des Gärtners in Traunstein am Chiemsee, obwohl ihn auch sein Vater hätte ausbilden können. „Um nicht betriebsblind zu werden und neue Techniken kennenzulernen“, erklärt der Sohn. Den Meister machte der 47-Jährige im Landschaftsgartenbau, worüber er sich ein zweites Standbein aufbaute – mit Erfolg.

Gewerbliche Kunden beauftragen Gartenpflege

Ob Rasen mähen, Bäume und Hecken verschneiden oder Winterdienst: Kamen die ersten Aufträge von Privaten, zählen nun vor allem Firmen wie die Deutsche Post, Einkaufsmärkte wie Aldi und Wohnbaugesellschaften zu den Kunden – im Umkreis bis Löbau. „Der Bedarf wächst“, sagt der Geschäftsführer. In der kalten Jahreszeit beschäftigt Sebastian Aust schon mal bis zu zehn Mitarbeiter, um Wege von Eis und Schnee zu befreien. „Wir sind wie eine große Familie, da ist jeder füreinander da“, berichtet der Landschaftsgartenbau-Meister.

Das gilt nach wie vor auch für die Gärtnerei. Dort kann er sich vorstellen, wieder mal mehr Gemüse für den regionalen Markt anzubauen. „Da die Nachfrage gewachsen ist“, sagt der 47-Jährige. Bei den Zierpflanzen beschränkt sich Sebastian Aust auf die Frühjahrs- bis Herbst-Saison, aufgrund der Heizkosten und Konkurrenz aus den Niederlanden.

Seine Eltern unterstützen ihn, solange die Gesundheit mitspielt. Die Mutter ist sogar noch einige Stunden die Woche in einem Blumenladen in Neugersdorf tätig, um in Bewegung zu bleiben. Das Arbeiten in und mit der Natur sei wie im Paradies, sagt der Vater.

SZ

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