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Das ist Sachsens neue Spitzenforschung

Es geht um viel Geld und nicht weniger, als die Zukunft der sächsischen Forschungslandschaft. Am Donnerstag hat eine internationale Jury die besten Forschungsprojekte für Deutschland ausgewählt. Es gibt viel neue Exzellenz in Sachsens Forschungsland.

Lesedauer: 3 Minuten

Stephan Schön

Dresden/Leipzig. Jetzt wurde es endgültig entschieden: Wer bekommt die vielen Millionen Euro vom Bund. Insgesamt ist am Donnerstagnachmittag ein Milliardenprojekt bundesweit vergeben worden. Es geht um neue Forschungseinrichtungen, um sogenannte Cluster. Dies ist die pure, geballte Forschungsleistung in allen Bereichen der Wissenschaft. Sachsen wird genau da stärker denn je. Es wird hier künftig sechs Forschungscluster geben, fünf in Dresden und eins in Leipzig. Es geht dabei um Dinge, die lebenswichtig sind und werden, solche, die durchaus die Welt verändern können in der Medizin, der Mikroelektronik bis hin zum Umweltwissen.

Das ist Sachsens neue Top-Forschung

CeTI ist das Zentrum für Taktiles Internet mit Mensch-Maschine-Interaktion (Centre for Tactile Internet with Human-in-the-Loop). Hier wird die Zusammenarbeit neu erfunden durch ultraschnelle Daten und Kommunikation in Echtzeit. Mensch und Roboter lernen gegenseitig voneinander und dies auch über große Entfernungen hinweg. Es geht um Industrie, Medizin und Alltag.  CeTI besteht bereits als Cluster und wird verlängert.
Sechs von acht sächsischen Bewerbern für ein Exzellenz-Forschungszentrum haben es schließlich geschafft. Beachtlich ist das, angesichts der harten Konkurrenz. In diesen Forschungs-Clustern wird Wissen von Weltniveau geschaffen. Am Donnerstag ist die Entscheidung bekanntgegeben worden. Die Auswahl hat ein Team von internationalen Spitzenforschern getroffen. An die 100 Mitarbeiter kann so ein Cluster haben und bekommt jährlich zwischen drei und zehn Millionen Euro. Dies wird zu 75 Prozent vom Bund und zu 25 Prozent vom Land finanziert.
Quelle: CeTI

Cluster, was soll das?

Cluster, ein hässlicher Begriff für eine ziemlich fortschrittliche Sache. Forscher ganz unterschiedlicher Fachdisziplinen sollen in solchen Clustern zusammenarbeiten und an den Grenzen des gegenwärtigen Weltwissens Neues entdecken. Am besten beschreibt man diese Forschungsgebilde als „Institute auf Zeit“. Diese werden als Teil jener Universität gegründet, die sie auch beantragt. Top-Forscher aus dem In- und Ausland werden dafür angeworben. Für sieben Jahre stehen ihnen nun drei bis zehn Millionen Euro zur Verfügung. Eine einmalige Verlängerung ist möglich. Die Entscheidung darüber, wer jetzt den auserlesenen Kreis der deutschen Top-Forschung aufgenommen wird, die hat nach aufwendigen Begutachtungen ein Team aus internationalen Spitzenwissenschaftlern getroffen.

Wem nutzt denn sowas?

Davon profitiert nicht nur die Wissenschaft, in diesem Fall auch jeder um sie herum. Ganz simpel zumindest schon mal durch mehr Kaufkraft in einer Region durch hunderte neue Jobs. Das jedoch ist zu vernachlässigen, verglichen mit den gesamtwirtschaftlichen Chancen.

Aus Wissenschaft wird Wirtschaft. Das dauert zwar, aber funktioniert besser als jede andere Subvention. Bayern ist das Beispiel dafür. Vom Agrarland in den 1950er-Jahren, mit massiven Investitionen in Hochschulen und Institute ist es das geworden, was es heute ist. Genf und Umland wurden durch die Großinvestitionen in das Kernforschungszentrum Cern erst richtig groß.

Dresdens Mikroelektronik im Silicon Saxony gäbe es hier nicht ohne die Naturwissenschaften und Ingenieurtechnik an den Unis in Dresden, Chemnitz, Leipzig und Freiberg. Ein Beispiel noch: CeTi, das bereits bestehende Dresdner Cluster zur neuen Robotik und dem taktilem Internet, hat seit seiner Gründung 2019 bereits 19 Firmen gegründet.

Was hat Sachsen zu bieten?

Mit acht Cluster-Anträgen war Sachsen bis in die Endrunde gekommen, was vergleichsweise viel war. Leipzig war mit Medizinforschung zum menschlichen Stoffwechsel in den Wettbewerb gegangen und mit biologischer Vielfalt in Zeiten des Klimawandels.

Dresden hatte bisher schon drei Cluster zu Robotik, exotischen Materialien unter anderem für Supercomputer und die kleinsten Bausteine des Lebens. Neu beworben hatten sich für diese exzellente Runde Forschungen zu Verhalten und Gehirn, zum neuem Bauen und zur Zukunftselektronik.

Sechs Cluster sind jetzt ausgewählt. Das könnte in den kommenden sieben Jahren insgesamt 420 MillionenEuro zusätzlich für die sächsische Forschung bringen – bei maximaler Förderung. Realistisch sind jedoch eher 200 bis 300 Millionen Euro, immer noch eine ganze Menge.

Wer soll das bezahlen?

75 Prozent der gesamten Kosten übernimmt der Bund, die anderen 25 Prozent dann das jeweilige Bundesland. Sachsen hat sich dazu verpflichtet, alle erfolgreichen Cluster zu fördern. Dies sind nun diese sechs. In einer extrem harten Konkurrenz haben diese durchsetzen können. Sie gehören zu den 70 Forschungsclustern, ausgewählt von insgesamt einmal 200 Kandidaten neu und als Fortsetzung. Jedes dieser Projekte hatte monatelange Vorbereitung gebraucht. Hunderte Seiten als Konzept wurden von jedem in der Endrunde schließlich erarbeitet. Angesichts der enormen Fördersummen muss freilich auch jede Menge Fachkompetenz mit exklusiven Ideen hinter so einem Cluster stehen.

Voraussetzung für eine Exzellenz-Uni

Mit mindestens zwei solchen Forschungszentren kann sich eine Uni als Exzellenz-Universität bewerben. Elf gibt es derzeit in Deutschland, die TU Dresden ist seit 2012 eine davon. Diesen Status will sie und muss sie für die Region vor allem auch zur Sichtbarkeit Sachsen in der internationalen Forschungslandschaft erhalten. Mit ihren nunmehr fünf Clustern ist die TU gut auf dem Weg. Sie zählt damit deutschlandweit zu den erfolgreichsten Universitäten im Exzellenzwettbewerb überhaupt. Auch die Universität Leipzig wollte sich als Exzellenz-Universität bewerben. Ihr fehlt nun allerdings ein Cluster. Dennoch ist auch der eine Cluster ein großer Erfolg für die Universität Leipzig.

Wer Exzellenz-Uni wird oder bleibt, das wird jedoch erst im kommenden Jahr entschieden. Die Konkurrenz dort ist noch mal härter als die bei den Forschungsclustern. Die TU Dresden geht jetzt mit dem Rückenwind der vielen Forschungscluster ins Rennen.

SZ

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