Gablenz/Kromlau. Wenn ihm jemand vor ein paar Jahren gesagt hätte, dass er 2025 hauptberuflich Touristen in einem rosa Elektrozug durch den Kromlauer Park fahren würde, hätte Robert Paulick wohl spöttisch lächelnd den Kopf geschüttelt. Schließlich war er sein ganzes bisheriges Berufsleben lang Kraftwerker.
„Ich stamme aus Kromlau, bin hier zur Schule gegangen, habe dann im Kraftwerk Industriemechaniker gelernt, bin dann so ziemlich alle Abteilungen im Tagebau durchgegangen und war zum Schluss Großgerätefahrer“, sagt der 38-Jährige und meint damit Lkw, Schwerlast- und Gefahrguttransporte, auch Mitarbeiter für die Schichtwechsel oder Besucherdelegationen.

Quelle: Joachim Rehle
Als im Gemeinderat vom Bürgermeister Dietmar Noack die Idee aufkam, über Kohlegeld einen elektrisch betriebenen Touristenzug anzuschaffen und die Anforderungen an einen Fahrer genannt wurden – Erlaubnis als Busfahrer mit Anhänger, und außerhalb der Saison auf dem Bauhof viele verschiedene Tätigkeiten ausführen – dachte sich Robert Paulik: „Das wäre doch was für mich.“ Damals saß er für die Wählervereinigung „Wir für Euch“ im Gemeinderat.
„Ich wusste von Anfang an, dass ich es wegen des Kohleausstiegs bei der Leag bis zur Rente nicht schaffe. Ich war 21 Jahre im Bergbau. Aber plötzlich aufhören – man hat sich ja was aufgebaut, hat im Kraftwerk auch viele Freunde gefunden – das war schwierig.“ Die Vorteile aber überwogen: Die Perspektive, keine Schichten mehr, in denen Robert Paulik den jungen Sohn nicht sah, die Fahrtzeit zur Arbeit, die Flexibilität bei der Arbeit im Heimatort. Also gab er seine Bewerbung ab, und wurde genommen.
In der Fahrerkabine fühle ich mich fast wie früher. – Robert Pauli, ehemaliger Kraftwerker, jetzt Fahrer des Blütenexpress
Der Blütenexpress war da längst bestellt. Als er ankam, gab es für Robert Paulik eine positive Überraschung: „Im Kraftwerk sind wir nur Toyota gefahren, vor allem Landcruiser. Ich hab mich hier in den Blütenexpress gesetzt, und die ganze Ausstattung ist die vom Landcruiser. Innen drin in der Fahrerkabine fühle ich mich fast wie früher“, erzählt er. Mit den gelenkten Achsen folgen die Wagen genau in der Spur des „Zuges“. Nur rückwärts fahren, das ist praktisch unmöglich. Deshalb macht Robert Paulik immer eine Erkundungstour vor der ersten Fahrt des Tages, prüft, ob die Strecke frei ist, nicht etwa ein Baum umgefallen ist zum Beispiel. Denn umkehren ist nicht.
Premierenfahrt mit Hindernissen
Der Blütenexpress kam schon im vergangenen Jahr, es gab zum Lichterglanzfest eine Probefahrt für die Leute aus dem Dorf. Die Lok bekam nach einem Fehler des Lieferanten bei der Farbe ein tolles Gesicht von einem Airbrusher, und trotzdem wurde die erste Fahrt zu Ostern dieses Jahres ein Sprung ins kalte Wasser. Das Problem: Der Stick mit den Tonaufnahmen der touristischen Erklärungen, die jeweils per Knopfdruck vom Fahrer ausgelöst werden, kam erst einen Tag vor der allerersten Fahrt und musste ohne Probe eingeführt werden.
„Ich hatte nur einen A4-Zettel mit den Punkten, zu denen was gesagt wird. Aber wie lange da jemand redet, wie langsam oder schnell ich an bestimmten Punkten fahren muss, alles unklar. Am Anfang war ich ein bissel zu schnell unterwegs. Zum Glück hatten die Fahrgäste Verständnis“, erzählt Robert Paulik, der heute im Schlaf weiß, an welcher Stelle der Runde er mit Tempo 5 oder 7 unterwegs sein muss.
90 Minuten dauert die Rundfahrt durch den 160 Hektar großen Rhododendronpark, bei kurzen Stopps am Rakotzseeund am Inselteich ist Zeit für tolle Fotos. Ab und an gibt es auch Fahrten zwischen dem Rhododendronpark Kromlau und dem Fürst-Pückler-Park Bad Muskau.
Fahrten mit dem Kromlauer Blütenexpress
Abfahrt: Infopunkt auf dem Besucherparkplatz Kromlau (Halbendorfer Straße 9) Fahrtzeiten: immer aktuell auf www.kromlau-online.de/bluetenexpress/, im August Parkrundfahrt immer am Dienstag, Donnerstag und Sonntag (Ausnahme 23.8. statt 24. 8.) ab 13 Uhr, am 17. 8. zusätzlich ab 11 Uhr, Kosten: acht Euro, Kinder (6 bis 17 Jahre) vier Euro. Man kann auch Sonderfahrten buchen.
Die neue Arbeit mache ihm viel Spaß, auch der Umgang mit den vielen fremden Leuten. Und: „Ich habe mich erst vergangene Woche mit einem Kumpel aus dem Kraftwerk unterhalten. Wir waren uns einig darüber, dass ich der Erste bin, der über den Strukturwandel einen Arbeitsplatz außerhalb des Kraftwerks gefunden hat“, sagt er und steigt ein zur nächsten Fahrt mit seinem bunten Blütenexpress.
SZ