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Digital auf dem Weg in die Zukunft

Der Landkreis Mittelsachsen wurde mit dem Deutschen Fachkräftepreis ausgezeichnet und fördert das digitale Wissen des Nachwuchses. Beides zahlt sich aus.

Lesedauer: 3 Minuten

Junge Leute schauen auf ihre Handys.
In Sachen Digitalisierung haben junge Leute oft die Nase vorn. Foto: Adobestock/Xavier Lorenzo, Pixabay

Von Annett Kschieschan

Freiberg. Die Arbeitswelt wird immer digitaler. KI-Anwendungen spielen in Industrie und Handwerk, in Entwicklung und Forschung bereits heute eine große Rolle – Tendenz rasant steigend. Ein starker Wirtschaftsstandort braucht deshalb auch eine gute Basis für die digitale Transformation, ohne die heute schon nichts mehr geht. Und wessen Ideen geben dieser Basis die so oft gewünschte neue Perspektive? Die der Berufseinsteiger, die als Digital Natives ohnehin ganz selbstverständlich mit Social Media und ChatGPT umgehen. Im Landkreis Mittelsachsen kommen hier die Digiscouts ins Spiel. Das Projekt gibt Azubis die Chance, Digitalisierungsprozesse in ihrem Lehrbetrieb zu begleiten und eigene Ideen umzusetzen. Beim aktuellen Durchgang, der im August zu Ende ging, nutzten insgesamt 16 junge Erwachsene die Möglichkeit, die Digitalisierung der Wirtschaft mitzugestalten. Sieben Monate lang entwickelten sie praxisnahe Lösungen, die den Arbeitsalltag in ihren Unternehmen einfacher machen sollen und die dabei auch zeigen, dass der Nachwuchs Ideen hat.

Azubis setzen ihre Ideen konkret um
Begleitet und unterstützt wurden die jungen Leute vom RKW Kompetenzzentrum und dem Landratsamt Mittelsachsen. „Wenn man jungen Menschen Verantwortung gibt, entstehen Lösungen, die uns oft selbst überraschen“, so die Erfahrung von Melanie Möbius vom Referat Wirtschaftsförderung und Kreisentwicklung. Beispiele dafür gibt es einige. So hat die EPM Elektro-Projekt Mittweida GmbH einen seit Jahren gleich ablaufenden Prozess dank des Projektes modernisiert. Bisher gaben die Mitarbeiter ihre Urlaubsanträge hier handschriftlich ab. Das ist nun Vergangenheit. Die Anträge laufen inzwischen vollständig digital im ERP-System – inklusive Kalenderauswahl, Resturlaubsanzeige und automatischer E Mail- Benachrichtigung.
Auch bei der Eurofins Umwelt Ost GmbH aus Bobritzsch – Hilbersdorf hatte der Nachwuchs eine gute Idee. Die Azubis setzten ein Filmprojekt um, das das Berufsbild des Chemielaboranten im Unternehmen ganz authentisch vorstellt. Der Beitrag kann nun auf Messen oder im Rahmen anderer Veranstaltungen zur Berufsfeldorientierung eingesetzt werden. „Wir haben schon 2023 am Projekt teilgenommen und wussten sofort, dass wir wieder dabei sein wollen – es ist einfach ein großartiges Projekt, das unser Team enger zusammenbringt“, so Stefanie Morgenstern, Ausbilderin bei Eurofins.
In der Cotesa GmbH Mittweida informiert dank der Initiative der jungen Mitarbeiter nun ein zentral platzierter Bildschirm im Pausenbereich über aktuelle Themen. Er ersetzt das schwarze Brett. Die Azubis Dominic und Maddox hatten Spaß an ihrem Projekt. „Die Zusammenarbeit mit den verschiedenen Abteilungen lief sehr gut. Man konnte mit anderen Bereichen arbeiten, mit denen man sonst wenig zu tun hat, und bekam ganz neue Einblicke in den Betrieb“, sagen die beiden jungen Männer.

Für Jugendliche und junge Erwachsene ist der Umgang mit allen technischen und virtuellen Möglichkeiten Teil ihres Alltags. Vor allem dort, wo sie schon in der Schule verantwortungsbewusst an das Thema herangeführt worden sind. Nach einer Umfrage des Digitalverbands Bitkom unter 502 Lehrerinnen und Lehrern der Sekundarstufen I und II haben bereits 51 Prozent konkrete Erfahrungen mit KI-Tools wie ChatGPT oder SchulKI gesammelt. Für die Umfrage, die dieses Jahr veröffentlicht wurde, hatte Bitkom Lehrkräfte mehrerer Schulformen wie Hauptschulen, Realschulen, Gymnasien und Gesamtschulen befragt. Frische Impulse und der berühmte Blick aus einer anderen Perspektive – beides lässt sich dank der Digiscouts in Mittelsachsen gut in den Betriebsalltag integrieren. Gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz und umgesetzt vom RKW Kompetenzzentrum gemeinsam mit dem Landratsamt Mittelsachsen will es vor allem kleine und mittelständische Betriebe bei der Digitalisierung unterstützen und damit auch den Wirtschaftsstandort Mittelsachsen stärken.
Dass man hier die Zeichen der Zeit längst erkannt hat und sie auf die örtlichen Gegebenheiten anpasst, zeigt nicht zuletzt eine besondere Auszeichnung. So ging der Deutsche Fachkräftepreis 2025 in der Kategorie Digitalisierung & KI an den Landkreis Mittelsachsen.

Weiterer Schritt der Integration von Fachkräften
Dank einer digitalen Plattform erreicht die hiesige Servicestelle Arbeit & Migration – kurz SAMM – mehr Transparenz und effizientere Abläufe bei der Integration ausländischer Fachkräfte im Landkreis. Die Plattform biete „interaktive Funktionen, die Arbeitnehmer*innen aus dem Ausland den Einstieg in den regionalen Arbeitsmarkt erleichtern“, heißt es aus dem Bundesarbeitsministerium, das den Preis vergeben hat. Virtuelle Sprechstunden, ein KI-gestützter Chatbot sowie Formularassistenten machen die Kommunikation leichter. Tests und Migrationsdashboard sind weitere interaktive Instrumente, die bei der Arbeitsvermittlung unterstützen. Durch das digitale Angebot wurde die Bearbeitungszeit von Anträgen zur Einstellung ausländischer Fachkräfte um 50 Prozent reduziert. „Mittelsachsen beweist, dass Digitalisierung und KI den Zugang zum Arbeitsmarkt erleichtern und dabei helfen, Fachkräfte dort zu gewinnen, wo sie am dringendsten gebraucht werden“, heißt es in der Erklärung zur Auszeichnung. Für die Region ein weiterer Schritt in Richtung Zukunft.

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