Frank Hörügel
Oschatz. Handwerker verlegen Elektrokabel, fahren Schubkarren voll Abbruchmaterial aus den inzwischen fast vollständig leer entkernten Produktionsräumen und befestigen die Uferböschung am idyllischen Teich: Seit Februar wird das alte Tonwerk, das zum Oschatzer Stadtteil Lonnewitz gehört, von Grund auf umgekrempelt.
Auslöser für diese Aktivitäten ist Stephan Büttner. Der 58-Jährige ist Unternehmer (360° Tür GmbH) und wohnt bei Mühlberg an der Elbe. Der gelernte Eisenbahnsicherungstechniker ist nach der Wende in die Baubranche gewechselt und führt nun eine Firma mit 20 Beschäftigten.

Quelle: Frank Hörügel
Zufällig führte ihn im November 2024 wegen einer Umleitung der Weg am ehemaligen Tonwerk Lonnewitz vorbei, das zu diesem Zeitpunkt einem holländischen Trödelhändler gehörte und zum Verkauf angeboten wurde. „Da habe ich mir gedacht: Die Gebäude sehen vom Baustil her interessant aus“, beschreibt Büttner den entscheidenden Moment.
Bei einem anschließenden Rundgang durch die Gebäude und über das drei Hektar große Gelände machte es bei ihm Klick: „Da ist genau das, was ich immer gesucht hatte. Nicht so weit weg, hier könnte ich was aufbauen.“ Sein Kaufentschluss stand fest. Seit Januar 2025 ist eine Vermögensverwaltung mit Stephan Büttner als Mehrheitsgesellschafter Eigentümer des alten Tonwerkes Oschatz.

Quelle: Johannes Voigt Architektur GmbH
Und im Februar startete bereits die Entkernung und Sanierung der Gebäude. Stephan Büttner steckt voller Ideen für die Zukunft der Immobilie. Im ehemaligen Küchengebäude soll ein modernes Bistro entstehen. Auch Seminarräume für Angel- und Tauchkurse sind vorgesehen.

Quelle: Johannes Voigt Architektur GmbH
Die frühere Villa des einstigen Tonwerke-Besitzers könnte ein Kongresszentrum werden. Gleich nebenan im ehemaligen Lehrlingswohnheim soll ein Boarding-Haus (Mischform aus Hotel und Ferienwohnung) mit drei rollstuhlgerechten Zimmern im Erdgeschoss und vier weiteren Gästezimmern im ersten Obergeschoss entstehen.

Quelle: Frank Hörügel
Und dann gibt es noch das eigentliche Tonwerk, das nach der Wende stillgelegt und später als Ausbildungsstätte für das Bauhandwerk genutzt wurde. Vor etwa 20 Jahren zog dann hier ein Trödelhändler aus Holland ein. „Alle Gebäude sind mittlerweile entkernt. Wir können jetzt unsere Fantasie spielen lassen“, sagt Stephan Büttner. Dabei wird er vom Oschatzer Architekten Johannes Voigt unterstützt, der die Pläne für das Bistro und das Boarding-Haus entworfen hat. „Das Tempo, mit dem der Bauherr die Immobilien entwickelt, ist unglaublich“, sagt Voigt.
Ergotherapie will ins Tonwerk ziehen
Wie weit ist die Vermarktung gediehen? Nach Angaben des Investors hat sich bereits die Firma Expotroop (Messebau und Montage) mit 20 Mitarbeitern hier angesiedelt. Der Oschatzer Fechtverein richtet im Tonwerk sein zentrales Archiv ein und will auch Veranstaltungen anbieten. „Wir haben uns eine komplette Fechtausrüstung für Erwachsene gekauft und wollen für Firmen Teambuilding-Events anbieten”, nennt Bernd Biedermann, Vorsitzender des Oschatzer Fechtvereins, ein Beispiel. Und in Kürze soll im Tonwerk eine Ergotherapie 250 Quadratmeter beziehen.

Quelle: Frank Hörügel
Bis wann sollen die Pläne für das alte Tonwerk umgesetzt sein? Ginge es allein nach Stephan Büttner, dann wohl lieber heute als morgen. Nadelöhr sind die noch ausstehenden Baugenehmigungen. Der erste Bauantrag für das Bistro ist unterschrieben, als nächstes steht der zweite Bauantrag für das Boarding-Haus auf dem Programm.
Wir wollen die Oschatzer und die Vereine mit einbinden. – Stephan Büttner, Investor
Und wie werden die Investitionen bezahlt? „Zum einen bringen wir enorm viel Eigenleistung“, sagt Büttner. Bis jetzt seien etwa eine Million Euro in das Projekt gesteckt worden. Eine weitere Million wird nach Einschätzung des Investors fließen – aus eigenem Kapital und aus Bankkrediten. Und er hofft auf Unterstützung durch die Wirtschaftsförderung des Landkreises Nordsachsen und der Stadt Oschatz beispielsweise beim Ausbau eines vorhandenen Feldweges vom Wasserturm zum Tonwerk als Radweg. „Man könnte dann mit dem Fahrrad von Oschatz kommen, unser Bistro besuchen und sich an den Teich setzen“, hofft Büttner.
Der Teich selbst soll von Angelsportlern und Tauchern und auch für Feiern genutzt werden können. „Wir wollen die Oschatzer und die Vereine mit einbinden“, sagt Büttner. Der Teich ist bis zu 5,40 Meter tief. An seinem Grund soll noch eine Lorenbahn stehen, die ein attraktives Ziel für Taucher sein könnte. Auch für Stephan Büttner, der demnächst selbst in seinen Taucheranzug schlüpfen und den Teichgrund erkunden möchte.
Anfang August öffnet das Alte Tonwerk erstmals die Türen für interessierte Besucher. Es wird einen Baustellen‐Rundgang geben und „Kunst am Bau“ im Rahmen einer Ausstellung geben.