Im Hofladen Großerkmannsdorf stehen die Kunden Schlange für Rohmilch, Wurst und Käse, die von 1.600 Kühen, 50 Schweinen und anderen Tieren stammen. Warum ist der Laden so beliebt?
Von Siri Rokosch
Großerkmannsdorf. Der Hofladen am Bischofsweg 30 in Großerkmannsdorf in der Nähe der S177 ist voll. Das ist nichts Besonderes, selbst bei Regenwetter stehen die Kunden oft bis nach draußen. „Das tut uns immer sehr leid“, sagt die Geschäftsführerin des Landwirtschaftlichen Unternehmens an der Dresdner Heide (LWU), Cindy Gröber.
Andreas Paul erledigt seine Einkäufe regelmäßig hier, auf dem Land, am Rande Dresdens. Seit fünf Jahren komme er in den Hofladen, „weil es aus der Region kommt, weil es schmeckt“, sagt er. Damit wolle er die regionalen Nahrungsmittelerzeuger unterstützen und auch etwas für die Umwelt tun. Bis nach Großerkmannsdorf fahre der Radeberger deshalb auch mit einem Elektroroller.
Was macht den Hofladen bei den Kunden so beliebt und wie genau werden die Waren produziert? Ein Besuch.
1.600 Kühe, 20 Schafe und 50 Schweine
Zertifiziert genfrei seien im Hofladen alle Produkte, sagt Geschäftsführerin Cindy Gröber. Haupteinnahmequelle sei allerdings die Produktion von Milch. Rund 1.000 Milch gebende Kühe leben auf dem Hof. Die Rohmilch geht in das Milchwerk nach Leppersdorf, immerhin rund 10 Millionen Liter pro Jahr.
Aber auch die Kunden kaufen gerne Rohmilch im Hofladen. Diese kostet bereits seit Jahren konstant einen Euro pro Liter, muss aber vor dem Verzehr kurz aufgekocht werden.
Auf dem Hof, welcher 1974 mit Stallanlagen und Hochsiloanlagen als LPG gegründet wurde, leben im Schnitt 1.600 Kühe, rund 50 Schweine und 20 Schafe. Cindy Gröber übernimmt die Geschäftsleitung derzeit schrittweise von ihrem Vater, welcher bereits hier seit seiner Lehre arbeitete.
Den Hofladen gibt es bereits seit 2001. Damals sei eine Kuh geschlachtet worden, weil sie ein gebrochenes Bein hatte, erzählt Cindy Gröber: „Das Fleisch hatten wir an die Mitarbeiter verkauft, und weil das so gut angenommen worden war, ist daraus der Hofladen entstanden.“ Bis 2011 sei dieser noch sehr klein gewesen und dann ausgebaut worden, so wie er nun die Kunden empfängt.
Käse von „kleiner, niedlicher Kuh“
Alles was hinter der Theke liegt sei Eigenproduktion, sagt die Chefin. Die Kunden schätzen das. Vor allem die Großerkmannsdorfer Lendchen, die zehn verschiedenen Rohschinkenarten, Wiener Würstchen, 20 verschiedene Aufschnittsorten und selbst gemachte Salate seien beliebt.
Auch ungewöhnliches können Kunden hier kaufen. So gibt es auf Vorbestellung alles, was gesetzlich erlaubt ist, sagt die Chefin. Neben der täglich verfügbaren Wurstbrühe und dem Wellfleisch seien auch Ochsenbäckchen, Schweinefüße und -ohren, Euter und Mägen gängige Kundenwünsche.
Neben Fleisch- und Wurstprodukten gebe es derzeit den saisonalen „Jersey-Käse“ wieder, welcher aus der Milch der hauseigenen besonderen Kühe in der „Krabat-Milchwelt“ Wittichenau hergestellt werde. „Diese Kühe sind kleiner und braun und niedlich“, lacht Cindy Gröber bei der Erklärung, und die Milch dieser Rinder habe einen höheren Fett- und Eiweißgehalt, was den Doppelrahm-Schnittkäse so besonders mache.
Regelmäßig befrage die Unternehmerin die Kundschaft, um „am Puls der Zeit zu bleiben“. So bieten auch kleine Direktvermarkter ihre Lebensmittel im Hofladen an – etwa 40 sind es derzeit. So können Kunden auch Obst, Gemüse, Quark, Joghurt, Eier, Säfte, Liköre, Nudeln und Honig in dem kleinen Hofladen kaufen.
Nur die Weihnachtsgans und auch die Enten seien bereits aus. Obwohl Bestellungen bis zum 3. Dezember möglich waren, seien alle verfügbaren Federviecher von der Elsterauer Agrar GmbH bereits weg, sagt Gröber. Dafür seien aber andere typische Weihnachtgerichte wie Rouladen und Braten noch zu haben.
Weniger Stress für Schlachttiere

Das Landwirtschaftliche Unternehmen an der Dresdner Heide (LWU) investiert gerade in den Neubau einer eigenen Schlachterei. Dadurch soll der Stress, den die Tiere haben, verringert werden, erklärt Cindy Gröber: „Bisher müssen wir die Tiere zum Schlachten nach Langburkersdorf und Eschdorf bringen. Sie wurden verladen, geschlachtet und wir bekamen sie in Hälften zurück.“
Mit dem Neubau soll sich das ändern. Dann entfallen Verladung und Fahrt. Im Schnitt werde alle zwei Wochen ein Rind geschlachtet, Schweine einmal wöchentlich.
Das neue Schlachthaus wird bereits errichtet, zu Kosten und einer Fertigstellung könne aber aufgrund der Marktsituation nichts gesagt werden. Die Geschäftsführerin hofft aber, dass das Gebäude ab dem kommenden Frühjahr seinen Betrieb aufnehmen kann.
Rinder mit besonderen Merkmalen haben Namen
Die Kühe leben zwar nicht auf der klassischen Weide, haben aber Auslaufmöglichkeiten. Alle 1.600 könnten zwar keine Namen bekommen, sagt die Geschäftsführerin, aber Rinder mit besonderen Merkmalen erhielten dennoch Namen. So gibt es momentan zum Beispiel eine Nicky, eine Locke und die Mausi auf dem Hof.
Die gefallen auch den Kindern gut, die sich den landwirtschaftlichen Betrieb im Rahmen des Schulunterrichts anschauen. Vor allem Grundschulklassen aus dem Umland, wie aus Dresden-Bühlau, Weißig und Radeberg, kämen zum Sachkundeunterricht. Die Führungen übernimmt die Chefin ab und an persönlich.
Futteranbau aus eigener Hand
Das Futter für die vielen Tiere wird auf rund 1.700 Hektar Fläche des Umlandes angebaut. Felder hat das Unternehmen unter anderem bei Großerkmannsdorf, Radeberg, Arnsdorf, Fischbach, Kleinwolmsdorf, Liegau-Augustusbad und Wallroda gepachtet.
Angebaut werde vor allem Raps und auch Getreide sowie Lupine, woraus Kaffee für den Hofladen gewonnen werde, welcher in der Kaffeerösterei Dresden veredelt werde.
Aktuell versuche der Betrieb seine Biogasanlage auf Eigenbedarf umzurüsten, denn aufgrund der steigenden Energiepreise und des Wegfalls der EEG-Umlage lohne sich die Einspeisung ins Netz nicht mehr. Immerhin produziere die aus zwei Behältern bestehende Anlage rund 3 Millionen Kilowattstunden Strom jährlich. Die Anlage aus dem Jahr 2010 laufe zu 96 Prozent auf Gülle, welche vergärt wird und durch die Gasbildung den Motor antreibt.
Auf dem Hof arbeiten derzeit über 60 Menschen, davon fünf Verkäuferinnen und elf Auszubildende. Geöffnet hat der Laden von Mittwoch bis Freitag zwischen 9 und 18 Uhr und am Samstag von 9 bis 12 Uhr. Ab dem 24. Dezember ist aber Weihnachtspause.