Von Markus van Appeldorn
Jüngst zum „Tag des deutschen Bieres“ konnte Steffen Dittmar, Inhaber der Löbauer Bergquell-Brauerei und Präsident des Sächsischen Brauerbundes, mit einer frohen Kunde für seine Branche aufwarten: „Wir sind gut gestartet. Mit einem Absatzplus von 5,2 Prozent liegen Sachsens Brauer über dem Bundesdurchschnitt“, sagte er zu diesem Anlass. Freilich, die Brauer im ganzen Land kommen wegen zeitweise geschlossener Gastronomie und ausgefallener Volksfeste aus einer tiefen Corona-Delle und haben den Absatz des Vor-Corona-Jahres 2019 noch nicht wieder erreicht. Und zur Wahrheit gehört auch: Dittmar und seine Brauer-Kollegen haben den steigenden Absatz auch bitter nötig – denn ihnen laufen in allen Bereichen die Kosten davon.
Das zeigt eine Grafik, die der Deutsche Brauerbund veröffentlicht hat. Demnach ist allein der Preis für Kronkorken um 120 Prozent in die Höhe geschnellt. Wegen der explodierenden Energiepreise sind Glasflaschen um 70 Prozent teurer geworden, Braumalz ist nahezu doppelt so teuer wie zuvor. „Brauen ist leider ein sehr energieintensiver Prozess“, sagt Steffen Dittmar – und die Ausgaben der Brauer für Strom und Gas haben sich mehr als versiebenfacht. Die Brauereien haben daher bereits im Vorjahr mit Preiserhöhungen reagiert – aber die können die Preissteigerungen offenbar nicht ausgleichen. Dittmar etwa hat den Verkaufspreis um 30 Cent pro Kasten erhöht. „Unsere Preiserhöhung war eigentlich nicht ausreichend, wir hätten deutlich mehr erhöhen müssen“, sagt er heute. Jüngst bei einem CDU-Unternehmerstammtisch in Löbau sagte er es deutlich: „Ich müsste den Kasten Bier für 35 Euro verkaufen.“

Manche Kunden verschärfen das Kostenproblem
Die Gewinnmarge für die Brauer schrumpft immer mehr – aber wie viele Brauer will auch Dittmar seine Kunden nicht überfordern. „Bier soll immer ein Artikel bleiben, den sich jeder leisten kann – nichts Elitäres“, sagt er. Und ab einem bestimmten Punkt ließen sich höhere Preise bei Kunden auch gar nicht mehr durchsetzen. „Die Leute verdienen ja nicht mehr Geld“, so Dittmar und rechnet seine eigenen Kosten vor: Eine Kiste Bergquell-Pils koste im Handel zwischen 11,80 und 12 Euro. Davon gingen allein schon die Mehrwertsteuer, 1,10 Euro Biersteuer, die Handelsmarge und Transportkosten ab. „In der Herstellung und Abfüllung kostet mich eine Kiste Bier mittlerweile über fünf Euro“, sagt Dittmar. Dieser Betrag gelte nicht für die gesamte Branche. „Je mehr Ausstoß eine Brauerei hat, desto geringer sind die Produktionskosten pro Hektoliter“, erklärt er.
Das Kostenproblem der Brauer wird auch durch das Verhalten mancher Kunden und sogar Händler verschärft. In unzähligen Kellern oder Wohnungen lagert nämlich für die Brauereien totes Kapital – in Form von Leergut. Sebastian Priller-Riegele, Chef der Riegele-Brauerei im bayerischen Augsburg, beklagte jüngst, dass den Verbrauchern wegen des geringen Pfands von 3,10 Euro für eine Kiste Bier samt Flaschen schlicht der Anreiz fehle, diese schnell zurückzubringen. Bei einem Flaschenpfand von acht Cent würden nicht einmal Pfandsammler die Flaschen in den Handel zurückbringen, weil die dazu noch viel leichteren Dosen mit ihren 25 Cent Pfand viel lukrativer seien. Er forderte deshalb für Bierkisten die Einführung eines Pfands von zehn Euro – 25 Cent pro Flasche wie bei Dosen und fünf Euro für die Kiste.
Manche Händler würden die Kunststoffkisten gar lieber schreddern als sie zurückzuschicken – weil das billiger ist. Für Brauereien ist das indes eine Katastrophe. Priller-Riegele bezifferte die Kosten für den Neukauf eines Bierkastens, der für etliche Umläufe im Mehrwegsystem gedacht ist, auf zehn Euro. Steffen Dittmar kann die Forderung des Augsburger Brauer-Kollegen nachvollziehen und hält sie auch für sachlich richtig. „In der Spitze hat mich eine neue Flasche 21 Cent gekostet, jetzt 17. Auf jede Flasche, die nicht in die Brauerei zurückkommt, zahle ich also neun Cent drauf“, sagt er, und: „Ein Kasten müsste zehn Euro Pfand kosten – aber das geht einfach nicht.“ Daher will er diese Forderung weder als Präsident des Sächsischen Brauerbundes noch für seine eigene Brauerei erheben.
SZ hatte auch die beiden anderen Brauereien im Kreis – die Privatbrauerei in Eibau und Landskron in Görlitz – um eine Einschätzung ihrer Situation gebeten. Beide Unternehmen wollten sich nicht zur Kosten-Situation äußern.