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Bis zum Ende denken

Im großen Jubiläumsjahr der Vereinten Nationen findet im April die 5. Dresden Nexus Konferenz zu nachhaltigem Ressourcenmanagement statt. Für die sächsischen Pioniere auf diesem Feld gibt es ein eigenes Format.

Lesedauer: 3 Minuten

Von Nora Miethke

Dresden. Wenn jemand nachhaltiges Ressourcenmanagement bewerten kann, dann sie: Edeltraud Günther, Direktorin des Instituts UNU-Flores der Universität der Vereinten Nationen in Dresden. Sie forscht seit Jahrzehnten zu der Frage, wie Klima, Landnutzung und Bevölkerungsstruktur Einfluss auf Umweltressourcen nehmen und entwickelt Strategien zur nachhaltigen Nutzung von Wasser, Boden, Abfall.
Gutes Ressourcenmanagement habe nicht nur den eigenen Standort im Blick, sondern auch die Wirkungen anderswo in der Welt. Und genau dies ist der Nexus-Ansatz, der im Mittelpunkt der Dresden Nexus Konferenz steht, die vom 8. bis 10. April im Deutschen Hygiene- Museum stattfinden wird. Globale Vordenker treffen sich in Dresden, um den „Ressourcen-Nexus“ zu diskutieren.
Nexus – was ist das? Alle Produkte oder Dienstleistungen, die angeboten werden, „haben Folgekosten, die am wenigsten berücksichtigt werden, wenn sie irgendwo auf der Welt passieren“, erklärt Günther. Dank dem israelischen Historiker Yuval Noah Harari sei der Begriff „Nexus“ endlich auch in Deutschland angekommen, so die Umweltökonomin. „Nexus“ heißt das neue Sachbuch von Harari, das 2024 erschienen ist. Nexus-Denken bedeute, Dinge bis zum Ende zu denken, also, welche Wirkungen sie in anderen Regionen und in anderen Generationen hervorrufen können, so die Umweltökonomen. Also, wie zum Beispiel der Erdbeerkuchen, den wir hierzulande so gern essen, auf den Grundwasserspiegel in Spanien wirkt, weil dort deshalb massenweise Erdbeeren produziert werden. Oder, wie E-Autos die Lebensräume indigener Völker in Bolivien verändern, da zur wichtigen Lithiumförderung für die Batterien Chemikalien eingesetzt werden.
Um diese Fragen und viele weitere dreht sich die Konferenz. In über 40 Sessions werden sich mehr als 150 Vortragende und Gäste aus 75 Ländern austauschen über nachhaltige Landwirtschaft und Ernährungssicherheit, die Erhaltung der Artenvielfalt durch nachhaltige Ressourcennutzung (Biodiversität), Strategien gegen Wasserknappheit und Klimaauswirkungen und vor allem darüber, wie sich entsprechende Projekte umsetzen und finanzieren lassen.

Fokus auf Afrika
Zu den Referenten gehört der bekannte deutsche Klimaforscher Hans Joachim Schellnhuber wie auch Mitarbeiter aus der Außenstelle des UNU-Flores-Instituts in Weißwasser, die über die Herausforderungen bei der Rekultivierung der Tagebauflächen in der Lausitz berichten werden. Ein Höhepunkt wird laut Günther das Internationale Forum Dresden 2025 am 8. April in der Frauenkirche sein – mit Fokus auf Afrika. Die Veranstaltung in englischer Sprache ist für alle Interessierten offen.
Eines freut die Institutsdirektorin besonders: Im Vorfeld der Konferenz, die alle zwei Jahre stattfindet, wird die Global Alliance for Buildings and Construction, also die UN-Allianz für nachhaltiges Bauen, am 7. und 8. April ihre Generalversammlung in Dresden abhalten. Das sei als Anerkennung für die exzellente Bauforschung in Dresden zu verstehen, für die Sachsen international bekannt sei.
„Wir verfolgen eine wirkungsorientierte Forschung und wollen Wissen in Anwendung bringen“, betont Günther.
Ziel ist der Aufbau einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft, die Ressourcen spart und Müllberge abbaut. Bis die Wirtschaft im Kreis läuft, wird es noch dauern. Doch um den Prozess zu beschleunigen, sollen im neuen Format „Business meets Science“ gezielt Firmen mit der Wissenschaft vernetzt werden. Einen Tag lang erhalten sächsische Unternehmen, die Pioniere im nachhaltigen Ressourcenmanagement sind, die Möglichkeit, sich vor einem internationalen Fachpublikum zu präsentieren und so Kooperationen für Innovationen und gemeinsame Forschungsprojekte knüpfen zu können. UNU-Flores will hier als Schnittstelle fungieren.
Mit dabei ist in diesem Jahr das Leipziger Start-up „intelligent fluids“. Das schon mehrfach ausgezeichnete Unternehmen verfolgt die Mission zu beweisen, dass industrielle Hochleistungsreinigung und Nachhaltigkeit zusammenpassen. „Intelligent fluids“ entwickelt biologisch abbaubare Reinigungsflüssigkeiten für die Industrie, die ohne giftige Chemikalien auskommen.
Das Algenwerk der PUEVIT GmbH aus Dresden will die Zukunft gesunder Ernährung gestalten. Dazu wächst im Algenwerk die Mikroalge Spirulina, regional produziert und unverarbeitet in einem energieeffizienten Wassergewächshaus, um daraus regionale algenbasierte Nahrungsmittel und Kosmetika herzustellen.
Und das dritte Best-Practice-Beispiel ist Heartucate aus Leipzig. Das Start-up hat sich innovativer Wissenschaftskommunikation verschrieben. Mithilfe von Augmented Reality und Gamification soll auf spielerische Art Klimaforschung vermittelt werden. Die „Reise zur Arktis“, eine AR Escape Room Challenge, kann am Stand der Firma getestet werden.
Die diesjährige Nexus-Konferenz ist quasi Sachsens Beitrag zu einem besonderen Jubiläumsjahr. Die Vereinten Nationen feiern ihr 80-jähriges Bestehen, die United Nations University (UNU) ihren 50. Geburtstag. Sie wurde als akademischer Arm der UN gegründet, aus der Überzeugung heraus, dass Bildung ein Menschenrecht und Hebel für die wirtschaftliche Entwicklung im globalen Süden ist, so Günther. Mit Blick auf die Entwicklungen in den USA unter Präsident Donald Trump meint die Nachhaltigkeitsforscherin, heutzutage könne die Forschung der UNU-Institute dabei helfen, nicht immer gleich bei jeder Nachricht aus Washington in Panik zu verfallen. „Bildung ist ein Schlüssel, stark zu werden“, sagt sie.

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