Florian Reinke
Leipzig/Dresden. Rabatte locken in diesen Tagen an jeder Ecke. Ob im Technikhandel, in der Modebranche oder in der Parfümerie – zum Start in die heiße Phase des Weihnachtsgeschäfts überbieten sich die Händler regelrecht mit Prozenten. Auch in Sachsen können sich Kundinnen und Kunden zu Black Week, Black Friday und Cyber Monday auf eine Rabattschlacht einstellen. So ist die Verfügbarkeit von Rabatten nach Brancheneinschätzungen schon Tage vor dem 29. November – dem eigentlichen Black Friday – hoch.
Wie die Vergleichsplattform Idealo auf Anfrage mitteilt, verzeichnet sie derzeit bereits ähnlich viele Schnäppchen wie im Vorjahr. Als „Schnäppchen“ bezeichnet die Plattform Angebote, deren Preis unter dem tatsächlichen Marktwert der letzten Tage liegt – und nicht solche, deren Rabatte sich auf die unverbindliche Preisempfehlung (UVP) beziehen.
Viele Kunden haben zu hohe Erwartungen an Rabatte
Die Nachlässe dürften sich auch in diesem Jahr in den Produktgruppen unterscheiden. Für das Jahr 2023 hat eine Preisstudie des Anbieters ergeben, dass die prozentual höchsten Rabatte in den Kategorien Lautsprecher, Adventskalender, Elektrorasierer, Fernseher und Laufschuhe zu finden waren. Im Schnitt konnten Verbraucher hier 13 bis 15 Prozent sparen. Auch 2024 sei hier wieder mit „guten Angeboten zu rechnen.“
Doch sollten Kundinnen und Kunden keine zu hohen Erwartungen haben. Zum Black Friday rechne über die Hälfte der Kunden mit Rabatten von 30 Prozent und mehr, erklärt Moritz Tybus, Partner der Unternehmensberatung Kearney, die zum Black Friday eine aktuelle Studie publiziert hat. In der Realität lägen diese jedoch im Schnitt bei unter zehn Prozent.
Verbraucherzentrale: Bei Rabattjagd nicht die Kontrolle verlieren
Der Experte rät Verbrauchern, beim Kauf genau hinzusehen. „Wichtig bei Rabatten auf einzelne Produkte ist, nicht mit der UVP zu vergleichen, mit der oft noch geworben wird, sondern mit dem tatsächlichen Marktpreis.“ Auf Online-Plattformen könnten Kunden die Preise langfristig beobachten.
Wichtig bei Rabatten auf einzelne Produkte ist, nicht mit der UVP zu vergleichen, mit der oft noch geworben wird, sondern mit dem tatsächlichen Marktpreis.
Moritz Tybus, Partner der Unternehmensberatung Kearney
Die Verbraucherzentrale Sachsen mahnt zudem, bei der Rabattjagd nicht die Übersicht und Kontrolle zu verlieren. „Verbraucherinnen und Verbraucher sollten sich nicht unter Kaufdruck setzen lassen“, sagt Expertin Micaela Schwanenberg. So versuchten Händler mitunter, durch Angaben zu angeblich schwindenden Lagerbeständen oder zeitlichen Befristungen Druck aufzubauen.
Hohe Beteiligung zum „Black Friday“ in Sachsen erwartet
Im Freistaat wird von einer hohen Beteiligung an den Rabattaktionen auch im stationären Handel ausgegangen. Die Tage um den Black Friday und den Cyber Monday seien längst kein reines Phänomen des Online-Handels mehr, sagt René Glaser, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Sachsen.
„Wie bereits in den vergangenen Jahren planen viele Verbraucher, die Aktionstage für Einkäufe offline und online zu nutzen.“ Der Branchenvertreter verweist auf eine aktuelle Verbandsumfrage, der zufolge zum Black Friday fast die Hälfte (46 Prozent) der Befragten auf Schnäppchenjagd gehen will, zum Cyber Monday sind es gut ein Drittel.
Im Vergleich zum Vorjahr geht der Anteil der Verbraucher, die rund um die Aktionstage zuschlagen wollen, allerdings etwas zurück. Die Experten am Handelsforschungsinstituts IFH sehen im Aufstieg chinesischer Online-Händler wie Temu und Shein einen wesentlichen Grund für die Zurückhaltung. Laut IFH-Geschäftsführer Kai Hudetz nimmt die Bedeutung von Superrabatttagen ab, „wenn andere Plattformen ganzjährig Dauerniedrigpreise bieten“.
Einzelhandel fehlen „größere Impulse“
Die Branche blickt aber auch aus einem anderen Grund mit gemischten Gefühlen auf die Schnäppchentage und die heiße Phase des Jahresendgeschäfts. So seien die gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen mit Unsicherheiten, Krisen und Kostensteigerungen weiterhin sehr herausfordernd, heißt es beim Handelsverband Sachsen. „Mit einer vergleichsweise hohen Sparquote und einem zugenommenen Preisbewusstsein der Verbraucher fehlen gegenwärtig noch größere Impulse für den Einzelhandel“, sagt Geschäftsführer Glaser.
Der in den Vorjahren festzustellende stetige Aufwärtstrend der Umsätze zu Black Friday und Cyber Monday habe sich abgeschwächt „und kommt in diesem Jahr – wenngleich auf hohem Niveau – zum Stillstand.“ Im Freistaat kann die Branche laut Prognose des Verbandes an den Aktionstagen mit einem Umsatz von rund 250 Millionen Euro rechnen. Damit würde der Erlös in etwa auf dem Niveau des Vorjahres liegen.
Aus Sicht des Handels bringt die Rabattschlacht auch große Herausforderungen mit sich: So würden Einkäufe verschoben und zunehmend an den Angebotstagen getätigt, mahnt Experte Moritz Tybus. Viele Händler leiden demnach unter der Konzentration auf diesen kurzen Zeitraum.
„Von den massiven positiven Ausschlägen um teilweise 150 bis 200 Prozent an Nachfrage und Umsatz, bleiben in Wahrheit nur rund sieben Prozent Mehr-Umsatz“, sagt er. Der Fokus der Verbraucher auf den Black Friday führe zu „einem drastischen Nachfragerückgang – etwa drei Wochen vor und bis zu zwei Wochen nach dem Black Friday.“