Suche
Suche

Brennende Kerzen schützen mehr als 100.000 Reben im Elbtal vor Frost

Das sächsische Staatsweingut Wackerbarth hat der eisigen Kälte zu Wochenbeginn mit Hunderten Feuern in den Weinbergen getrotzt. Noch ist die Gefahr nicht gebannt.

Lesedauer: 2 Minuten

Ines Mallek-Klein

Weinböhla. Für Weinbauleiter Till Neumeister war es eine ausgesprochen kurze Nacht. Er und vier Helfer verbrachten sie größtenteils im Weinberg, unter anderem in den Anlagen an der Köhlerstraße in Weinböhla. Sie gelten aufgrund ihrer Lage als besonders frostgefährdet. Um die Reben, die längst ausgetrieben haben, zu schützen, entzündete man gegen 2.30 Uhr wieder Hunderte Kerzen im Weinberg.

Sie waren schon am Tag zuvor in vier Weinbergen und Junganlagen in Diesbar-Seußlitz, Laubach und Weinböhla aufgestellt worden. Insgesamt galt es, eine Fläche von 28 Hektar zu „beheizen“ und 100.000 Reben zu schützen.

„Wir praktizieren dieses Verfahren schon seit vielen Jahren erfolgreich“, sagt Wackerbarth-Sprecher Martin Junge. Die Kerzen werden dabei nicht zwischen die Spaliere gestellt, sondern außen herum. Dadurch entsteht ein Kamineffekt, der den Frost vor den empfindlichen Trieben und Rispen fern hält.

2024 war der Frost anders

2024 ging diese Theorie nur bedingt auf. Zum einen, weil gleich mehrere Frostnächte aufeinander folgten. Zum anderen aber auch, weil man es nicht mit Bodenfrost zu tun hatte. Die kalten Luftmassen senkten sich bereits ab dem Abend über das Elbtal, schon gegen 22 Uhr lagen die Temperaturen unter null Grad Celsius. Für die Winzer bedeutete das massive Ernteausfälle, die im Durchschnitt bei 70 Prozent lagen.

„In diesem Jahr haben wir es aber wieder mit einer normalen Frostsituation wie auch 2022 oder 2023 zu tun“, sagt Martin Junge. Weinbauleiter Neumeister sei daher zuversichtlich, dass die Maßnahmen gewirkt hätten.

Dafür spreche auch, dass die Reihen zwischen den Rebstöcken durchweg reiffrei geblieben seien. Gebannt ist die Gefahr aber noch nicht. Der Winterdienst sagt für die Nacht von Freitag auf Sonnabend, aber auch für die Nächte zu Beginn der kommenden Woche, noch Frost voraus.

Stockende Auszahlung der Hilfen

Unterdessen haben viele Winzer mit den Folgen der Frostschäden von 2024 zu kämpfen. Wie aus einer Anfrage des Landtagsabgeordneten der Grünen, Valentin Lippmann, hervorgeht, haben bislang nicht einmal 40 Prozent die Hilfen für Frostschäden vom Freistaat ausgezahlt bekommen.

„Der Freistaat lässt offenkundig die Winzerinnen und Winzer in Sachsen bei der Bewältigung der Frostschäden hängen“, so Lippmann. Ex-Landwirtschaftsminister Wolfram Günther (Grüne) habe Hilfsprogramme in Millionenhöhe verhandelt. Deren Auszahlung werde nun aber unter seinem Amtsnachfolger verschleppt, so der Vorwurf des Politikers.

SZ

Das könnte Sie auch interessieren: