Was haben Steuerberater und Gabelstaplerfahrer gemeinsam? Beide arbeiten in Berufen, die noch vor wenigen Jahren als geschützt vor Konkurrenz durch Roboter galten. Doch eine neue Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung zeigt, dass neue Technik mehr Jobs verdrängen kann als bisher gedacht. Jeder vierte Sachse übt demnach Tätigkeiten aus, die zu mehr als 70 Prozent von Maschinen übernommen werden könnten. Beim technischen Stand im Jahr 2013 galt das nur für 16 Prozent der sächsischen Beschäftigten.
Der Steuerberater muss sich darauf einstellen, dass zunehmend Computer die Daten einordnen und vergleichen. Kraftfahrer und Logistik-Arbeiter bekommen es mit Einpark-Automatik und autonomem Fahren zu tun. Die Techniken erleichtern die Arbeit und können auch Menschen mit Behinderung zum Beruf verhelfen. Doch sie können auch Arbeitsplätze streichen.
Die Forscherinnen Franziska Schork und Manja Zillmann betonen, dass sie lediglich das „Potenzial“ errechnet haben, Tätigkeiten zu ersetzen. Ob daraus tatsächlich ein Arbeitsplatzabbau folgt, hängt nicht nur vom Fortschritt ab, sondern zum Beispiel von den Kosten. Nicht jeder Arbeitgeber könne sich die modernsten Maschinen leisten. Außerdem sehen sie ethische und rechtliche Hürden. Ob autonomes Fahren tatsächlich den Beruf des Fahrzeugführers ersetzt, sagen sie nicht voraus.
In den vergangenen Jahren sind selbstlernende Software und materialflexibler 3D-Druck auf den Markt gekommen und haben die Aussichten für einige Berufe verändert. Wer Metall, Kunststoff oder Glas produziert, muss sich auf Automatisierung einstellen. Die Tätigkeit von Schweißern und Anlagenmechanikern ist laut Studie schon weitgehend durch Maschinen ersetzbar. Arbeiten im Rechnungswesen oder Technisches Zeichnen könne zu etwa zwei Dritteln der Computer übernehmen.
Schwer zu ersetzen sind laut Studie Arbeiten in Kultur und Gesundheitswesen, in sozialen und Sicherheitsberufen. Das ist auch der Grund dafür, dass die Studie in der Stadt Dresden nur einen geringeren Anteil der Beschäftigten für ersetzbar hält: 18 Prozent, etwa dank Hochschulen und Krankenhäusern. Dagegen sind in Regionen wie Zwickau oder Mittelsachsen mit viel Industrie und Handwerk rund 30 Prozent der Beschäftigten theoretisch ersetzbar. Doch laut Arbeitsagentur sind seit 2016 zusätzliche Jobs entstanden – selbst in Berufen mit einem hohen Digitalisierungsgrad. Sachsens verarbeitendes Gewerbe suche „händeringend Fachkräfte“, betont die Behörde.
Von Georg Moeritz
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