Das Grundstück an der Ecke Dresdner Straße/Poisentalstraße soll von der HD Investitions und Verwaltungs GmbH um Investor Günter Herms bebaut werden. Das hat der Stadtrat am vergangenen Donnerstag mit großer Mehrheit beschlossen und zugleich dem bisherigen Investor, der westsächsischen RTLL-Gruppe, den Zuschlag entzogen. Doch was hat der neue auserkorene Bauherr auf dem Gelände des ehemaligen Gasthofs Sächsischer Wolf vor?
Das Konzept: Handel auf der einen, Wohnen auf der anderen Weißeritzseite
Die HD Investitions und Verwaltungs GmbH ist schon seit Jahren an dem Zentrumsprojekt in Freital interessiert und galt bereits zu Zeiten des Oberbürgermeisters Klaus Mättig (CDU) als Favorit für die Bebauung. 2016/2017 nahm das Unternehmen an einem Investorenwettbewerb für die 21 000 Quadratmeter große Fläche teil und unterlag im Stadtrat knapp der RTLL-Gruppe. Aus diesem Wettbewerb ist das Konzept von HD bekannt.
Demnach sind zwei Gebäude, eines an der Ecke Dresdner/Poisentalstraße und eines zurückgesetzt, geplant. Dazwischen ist ein großer Parkplatz vorgesehen. Das Besondere: Die HD bezieht das Grundstück auf der anderen Weißeritzseite, auf der heute noch die Becker Umweltdienste sitzen, mit ein und will dort Wohnhäuser errichten. Ein Brückenschlag ist geplant. Laut Investor Herms gehört die Becker-Fläche bereits der HD. Die Planung läuft.
Ins große Gebäude an der Dresdner/Poisentalstraße sollten nach den damals veröffentlichten Plänen Büros, eventuell ein Fitness-Studio und ein Restaurant einziehen, außerdem sind dort Wohnungen, zum Teil betreute, geplant. Im zweiten Gebäude sind ein Hotel und Erlebnisgastronomie vorgesehen. Zwischen den beiden vorgesehenen Gebäuden soll ein großer, ebenerdiger Parkplatz entstehen. Wie viele Stellflächen dort genau vorgesehen sind, will Herms noch nicht sagen. Auch zu dem geplanten Nutzungskonzept und dem Mietermix will er noch keine genauen Angaben machen. Er wolle sich zunächst mit der Stadt und den Stadträten dazu abstimmen, sagt er gegenüber der Sächsischen Zeitung. Einige Stadtplaner im Rathaus und auch einige Stadträte sehen das Konzept kritisch, weil im Unterschied zum RTLL-Konzept keine durchgängige Straßenrandbebauung entlang der Dresdner Straße und der Poisentalstraße vorgesehen ist. Der große überirdische Parkplatz erinnere außerdem eher an ein Einkaufszentrum als an den von vielen gewünschten Treffpunkt für alle Freitaler. Fakt ist: Im Vergleich zum Bau einer Tiefgarage wird das Vorhaben mit dem Bau eines ebenerdigen Parkplatzes günstiger und HD muss unter Umständen auch weniger Geld in die Sanierung des belasteten Bodens stecken. Herms betont, dass er im Unterschied zu RTLL mit seinem Konzept vier große Kastanien auf der Fläche stehen lassen kann.
Der Unternehmer betont außerdem, dass sein Konzept noch nicht in Stein gemeißelt ist. „Ich bin bereit, Kompromisse zu machen“, sagt er. Herms rechnet wie RTLL auch mit einer Gesamtinvestitionssumme von rund 20 Millionen Euro für den Zentrumsbau.
Das Unternehmen: Viel Erfahrung mit dem Bau von Zentren
Günter Herms, der Kopf der HD Investitions und Verwaltungs GmbH, bezeichnet sich im Gespräch mit der Sächsischen Zeitung als „Mitinvestor“. Er arbeite mit Partnern zusammen, die „sehr vermögend“ seien. Sein Geld verdient Herms mit der Entwicklung mit dem Bau sowie dem Weiterverkauf oder der Vermietung solcher Zentren, wie es nun für Freital geplant ist. Nach eigenen Angaben wurden in Ost- und Westdeutschland sowie in Polen und Kroatien in den vergangenen Jahren 45 Bauvorhaben umgesetzt. Die Objekte werden sowohl verkauft als auch im Bestand gehalten und vermietet, wie Herms sagt.
In der Region hat Herms unter anderem das Seidnitz-Center in Dresden gebaut. Aktuelle Baustellen befinden sich in Wismar und in Hagen, wo die HD die ehemaligen Werke des Zwieback-Herstellers Brandt zu einem Zentrum mit Handel, Arztpraxen und Büros umbauen lässt.
Wichtiger Bestandteil des Teams ist der Freitaler Architekt Hardy Wolf. Mit seinem Büro Werkplan ist er unter anderem für die Bebauung des Gutshofes in Pesterwitz verantwortlich, für das Besucherzentrum des Ziegelwerks Eder an der Wilsdruffer Straße, für die Sanierung der Potschappler Mühle oder für die drei neuen Wohnhäuser, die die Wohnungsgenossenschaft Gewo in Pesterwitz gebaut hat. Am Straßburger Platz in Dresden entsteht derzeit ein Hochhaus, das Wolf entworfen hat.
Herms, der in Siegburg bei Bonn lebt, hat neben seiner Arbeit als Projektentwickler mehrere Patente für Wärmedämmung, Jalousiebautechnik oder Autosicherheitstechnik angemeldet. „Das ist mein Hobby“, sagt er.
Der Zeitplan: Bebauungsplan soll so schnell wie möglich fertig sein
Obwohl Herms mit seinem Konzept zunächst der RTLL-Gruppe unterlegen war, hat er den Kontakt zu Stadträten und Stadtverwaltung immer gehalten – auch wegen des Wohnungsprojekts auf der anderen Weißeritzseite. Das zahlt sich nun aus. Als sich abzeichnete, dass der Zuschlag an RTLL rückgängig gemacht wird, stand Herms bereit. „Die Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung läuft sehr gut“, nennt Herms den Grund für sein Engagement in Freital und seine Hartnäckigkeit in Sachen Sächsischer-Wolf-Grundstück. „Wir wollen gern mehr in der Stadt investieren.“
Der Investor verspricht, dass es nun zügig mit den Planungen für den Zentrumsbau weitergehen soll. „Wir wollen möglichst schnell den Bebauungsplan machen“, so Herms. In diesem Papier legen Investor und Stadt die Details für die Bebauung fest. Außerdem wird das Konzept in diesem Verfahren von verschiedenen Behörden geprüft. Realistisch ist, dass der Bebauungsplan 2021 fertig ausgearbeitet ist. Wenn auch der Stadtrat sein Okay gibt, könnte der Bau starten.
Von Tobias Winzer
Foto: © Werkplan