Suche
Suche

Das sagt die Bahn zu den Plänen der Elektrifizierung Dresden-Görlitz

Im gerade veröffentlichten Haushaltsentwurf 2025 des Bundes will die Ampel unter anderem Vorhaben für die Schiene fördern. Ob Oberlausitzer Projekte dazugehören ist fraglich. Das ist Stand der Dinge.

Lesedauer: 3 Minuten

Man sieht einen Zug am Bahnhof
Der Bahnhof Görlitz: Von Elektrifizierung der Strecken ist hier noch nichts zu sehen. © Paul Glaser/glaserfotografie.de

Von Matthias Klaus

Gerade hat die Ampel die Grundzüge des Bundeshaushaltes für 2025 vorgestellt. Darin enthalten: 100 Milliarden Euro für „klimafreundliche Technologien“ unter anderem für die Schiene. Das kündigte Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) am Freitag an. Ob davon auch die klimafreundliche Elektrifizierung der Bahnstrecke Dresden-Görlitz profitieren wird, ist aber fraglich.

Selbst die Bahn ist offenbar eher skeptisch, wenngleich offensichtlich auch noch ein bisschen optimistisch gestimmt, ob das Vorhaben in Gänze funktionieren wird. Das geht aus einer Anfrage der SZ an das Unternehmen hervor.

Bund sieht derzeit keinen Bedarf

Im Verkehrswegeplan des Bundes ist zwar das Vorhaben als „Elektrifizierungsprojekt“ aufgenommen. „Das Projekt unterliegt aber nicht dem sogenannten vordringlichen Bedarf und wird daher nicht vom Bund finanziert“, so eine Bahn-Sprecherin. Im kommenden Jahr wird der Bedarfsplan des Bundes noch einmal überprüft. Dann könne – muss wohl aber nicht – auch die „volkswirtschaftliche Bewertung“ der Elektrifizierung der Bahnstrecke Dresden-Görlitz noch einmal unter die Lupe genommen werden.

Mit den Ergebnissen aus der Überprüfung des laufenden Bedarfsplanes rechnet die Bahn nicht vor Ende des kommenden Jahres.

Immerhin: Der Freistaat Sachsen hatte bereits eine Vorplanung des gesamten Projektes Dresden-Görlitz finanziert und abgeschlossen. Zudem, heißt es von der Bahn, habe es in den vergangenen Jahren eine Steigerung des Verkehrs auf der Strecke gegeben. Diese beiden Faktoren könnten sich positiv auf eine Bewertung des Bundes auswirken, heißt es bei der Bahn.

Derzeit erstelle der Bund die Verkehrsprognose bis 2040. Darin werden auch Vorhaben berücksichtigt, die mit dem „Kohlegeld“, also den Zuschüssen für den Strukturwandel verwirklicht werden könnten.

Teilstrecke wird elektrifiziert

Aktuell plant die Bahn im Auftrag Sachsens mit der Elektrifizierung eines Teils der Strecke Dresden-Görlitz: von Dresden-Klotzsche nach Bischofswerda. Danach sollen weitere Strecken folgen, zum Beispiel Arnsdorf-Kamenz-Hosena. Diese wird aus Kohlegeldern finanziert.

Mit Geldern des Freistaates wiederum ist die Elektrifizierung einer Strecke im Bahnhof Görlitz geplant – jedenfalls zu einem Teil. Dies werde die Einfahrt elektrisch betriebener Züge aus Polen in „Teilbereiche“ des Bahnhofes ermöglichen, so eine Bahnsprecherin. „Die Züge fahren mit Gleichstrom, der aus dem polnischen Oberleitungsnetz nach Görlitz transportiert wird“, teilt sie mit. Derzeit laufe für dieses Teilprojekt das sogenannte Planfeststellungsverfahren. Das bedeutet nichts anders als ein Genehmigungsverfahren, das bei allen größeren Projekten in der Infrastruktur notwendig wird. Unter anderem wird dabei auf Belange des Naturschutzes, der betroffenen Kommune und der Bürger geschaut.

Planungen für Ausbau Cottbus-Görlitz

Etwas anders sieht es mit den Plänen zu der Elektrifizierung der Strecke Cottbus-Weißwasser-Görlitz aus. Die Bahn stimme sich mit Sachsen und Brandenburg ab. „Sobald eine Finanzierungsvereinbarung gezeichnet ist, kann die DB die eigentlichen Planungsleistungen ausschreiben“, so die Bahnsprecherin. Eine entsprechende Vorbereitung seitens der Bahn gebe es bereits. Dies sei in den vergangenen Monaten geschehen. Die finanziellen Mittel für das Vorhaben sollen aus dem Topf für den Strukturwandel kommen.

Im Nachbarbundesland Brandenburg kümmert sich eine gemeinsame Arbeitsgruppe von Landesregierung und Deutscher Bahn um den Bahnausbau, unter anderem um die Strecke Cottbus Richtung Görlitz. Erst vor ein paar Tagen hatte diese ein positives Fazit ihrer Zusammenarbeit gezogen. Der Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) sprach sich dafür aus, diese fortzusetzen: „Wir dürfen jetzt nicht nachlassen. Es gibt noch viel zu tun.“

Kern des Vorhabens Cottbus-Görlitz sind der zweigleisige Ausbau und die Elektrifizierung der Strecke zwischen Cottbus Hauptbahnhof und dem Bahnhof Görlitz – mit einem Anschluss an die Oberleitungsanlage der polnischen Bahn auf der Neißebrücke zwischen Zgorzelec und Görlitz. „Ziel ist es, dass die Züge dort elektrisch mit einer Geschwindigkeit von 160 Kilometern pro Stunde fahren können“, teilt die Bahnsprecherin mit. Aktuell laufe die erste Entwurfs- und Genehmigungsplanung der ersten Baustufe für den Bahnhof Görlitz.

Bahnhof Görlitz soll zum Teil Oberleitungen bekommen

Für Wirbel rund um die Bahnvorhaben vor allem im Osten Deutschlands hatte zuvor ein Spiegel-Bericht gesorgt. Darin hieß es, dass die Deutsche Bahn Strecken im Fernverkehr stilllegen wolle. Die Bahn dementierte umgehend, jedenfalls zu einem Teil diese Sparpläne.

Der Fahrgastverband Pro Bahn übt dennoch Kritik. Wenn die DB schon vorhandene Strecken streichen wolle, werde sie wohl kaum noch neue Verbindungen schaffen, hieß es auf SZ-Nachfrage gerade mit Blick auf die Elektrifizierungspläne Dresden-Görlitz. Dafür stünden Finanzierungsquellen unabhängig von der Wirtschaftlichkeit bereit.

Die Strecken Dresden-Görlitz und Cottbus-Görlitz hätten überregionale Bedeutung. Wegen der Elektrifizierungslücke in der Oberlausitz müsste diese im Moment weiträumig umfahren werden. Zu Recht, heißt es von Pro Bahn, fänden das die europäischen Partner schlecht.

Das könnte Sie auch interessieren: