Cottbus. Neun Jahre nach seiner Einstellung ist der Braunkohletagebau Cottbus-Nord geflutet. Das als Cottbuser Ostsee bekannte Gewässer habe erstmals einen Pegel von 62,5 Meter über Normal erreicht, teilte die Lausitzer Energie Bergbau AG (Leag) mit. Damit fließe vorerst kein Spreewasser mehr in den See.
Der Cottbuser Ostsee ist 19 Quadratkilometer groß und löst damit den Geiseltalsee im Süden von Sachsen-Anhalt, ebenfalls ein gefluteter Braunkohletagebau, als größten künstlichen See Deutschlands ab. Die Flutung hatte im April 2019 begonnen, größtenteils in den Wintermonaten. Wegen Trockenheit kam es jedoch immer wieder zu Unterbrechungen.
Bis der See touristisch genutzt werden kann, werden allerdings noch Jahre vergehen. Der Zutritt zum Areal ist weiterhin untersagt. Eine Attraktion jedoch ist schon fertig: die Neugestaltung des 34 Meter hohen Merzdorfer Aussichtsturms. Er lockt als lokales Wahrzeichen jährlich Tausende Besucher an. Zudem will Cottbus ein Stadtquartier am Wasser genehmigen. Der Cottbuser Oberbürgermeister Tobias Schick sagte, die Region habe jetzt „ein weiteres wichtiges Pfund, um mit Zuversicht an die Planungen und die weitere Ausgestaltung dieses durchaus großen Kleinodes zu gehen“.
Die Leag nutzt das Gewässer ´für eine schwimmende Solaranlage, um den Strombedarf von 8.250 Haushalten zu decken. Zudem soll das Ostseewasser mittels der derzeit größten deutschen Seewasser-Wärmepumpe künftig Fernwärme liefern, um die bisherigen Wärmelieferungen aus dem Kohlekraftwerk Jänschwalde zu ersetzen. Allein die Kosten für dieses Projekt werden nach Angaben der Linken auf 80 Millionen Euro geschätzt.
Ob der See als Wasserspeicher genutzt werden kann, steht jedoch noch nicht fest. Gerade in trockenen Perioden fehlt der Metropole Berlin das Wasser der Spree und in Brandenburg der einzigartigen Landschaft im Spreewald. „Das maßgebliche Argument für den Speicherausbau und für die Wasserüberleitungen ist die Deckung des Wasserbedarfs der Metropolregion Berlin-Brandenburg und des Unesco-Biosphärenreservates Spreewald“, heißt es in einer im Juni 2023 veröffentlichten Studie des Umweltbundesamtes über die wasserwirtschaftlichen Folgen des Braunkohleausstiegs in der Lausitz. Demnach bietet der Cottbuser Ostsee einen Speicherraum von 27 Millionen Kubikmetern.
Der Leag zufolge flossen bislang rund 170 Millionen Kubikmeter Spree-Wasser in den Ostsee. Es gibt jedoch noch einige Hohlräume im Boden, ähnlich wie bei einem Schwamm. Da sich diese auf die Stabilität auswirken, müssen sie ebenfalls vollständig gefüllt sein. Dafür seien noch weitere rund 50 Millionen Kubikmeter Wasser notwendig, hieß es. Vorerst arbeitet der sich in tschechischer Hand befindende Energiekonzern weiter an einem Auslaufbauwerk. Zudem rutschen weiterhin einige Uferabschnitte nach, diese müssen gesichert werden.
Der Cottbuser Ostsee ist einer von mehr als 500 Seen, die nach Angaben des Umweltbundesamtes in Deutschland durch den Braunkohletagebau entstanden sind.
SZ