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Deutschlandticket bleibt in Sachsen beliebt – aber beim Angebot drohen Einschnitte

Trotz der Preiserhöhung auf 58 Euro ist das Deutschlandticket in Sachsen weiterhin gefragt – dennoch ist die Zukunft ungewiss. In den Verkehrsunternehmen wächst die Anspannung. Auch die Warnungen vor Einschnitten im Angebot nehmen zu.

Lesedauer: 3 Minuten

Trotz der Preiserhöhung auf 58 Euro ist das Deutschlandticket in Sachsen weiterhin gefragt – dennoch ist die Zukunft ungewiss. In den Verkehrsunternehmen wächst die Anspannung. Auch die Warnungen vor Einschnitten im Angebot nehmen zu.

Florian Reinke

Leipzig/Dresden. Das Deutschlandticket hat in Sachsen ungeachtet der Preiserhöhung nicht an Beliebtheit eingebüßt. Wie Branchenvertreter gegenüber dieser Zeitung erklärten, gab es in den zurückliegenden Monaten keinen erheblichen Einbruch bei den Kundenzahlen. Im Raum Dresden nutzen nach Angaben des Verkehrsverbundes Oberelbe (VVO) rund 195.000 Menschen den 58 Euro teuren Fahrschein – die Zahl sei damit „auf hohem Niveau stabil“.

Im Gebiet des Mitteldeutschen Verkehrsverbundes waren zuletzt 277.000 D-Tickets registriert. Derzeit seien im Großraum Leipzig-Halle keine auffälligen Kündigungszahlen festzustellen, teilt der MDV mit. Bei den Leipziger Verkehrsbetrieben (LVB) zeigt sich ein ähnliches Bild: „Nur wenige Kunden, etwa 2 Prozent, haben nach der Preiserhöhung ihr Ticket gekündigt“, sagt Sprecher Marc Backhaus.

Unternehmen brechen Einnahmen weg

Die anhaltend hohe Popularität des D-Tickets kann jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich die finanzielle Lage des Nahverkehrs weiter zuspitzt. Das liegt zunächst am D-Ticket selbst: Durch den noch immer attraktiven Preis greifen Kundinnen und Kunden immer seltener zu anderen Ticketangeboten, was den Verkehrsbetrieben erhebliche Einnahmeverluste beschert.

Allein im MDV beliefen sich diese Mindereinnahmen im vergangenen Jahr auf voraussichtlich 55 Millionen Euro, sagt Sprecherin Juliane Vettermann. Diese Lücke wird bisher mit Ausgleichszahlungen von Bund und Land geschlossen.

Es braucht mehr Geld

Mit Blick auf das kommende Jahr wächst allerdings die Unsicherheit. „Ab dem Jahr 2026 sind Finanzierung und Fortführung völlig offen“, warnt LVB-Sprecher Backhaus. Bisher subventionieren Bund und Länder das Ticket mit insgesamt drei Milliarden Euro pro Jahr – doch laut dem Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) wird das zukünftig nicht mehr ausreichen, um die Verluste auszugleichen.

Zusätzliche Verunsicherung kommt aus der Politik: So sagte Unions-Haushaltspolitiker Christian Haase jüngst dem Portal „Politico“: „Wir müssen uns ehrlich machen: Über 2025 hinaus ist das Deutschlandticket nicht mehr zu finanzieren“. Auch Unionskanzlerkandidat Friedrich Merz äußerte sich skeptisch.

Sorge vor Einschränkungen im Angebot wächst

Neben der unklaren Finanzierung belasten weitere Faktoren den Nahverkehr. Laut VDV führen um elf Prozent gestiegene Personalkosten sowie knappe Kassen in den Kommunen dazu, „dass sich die wirtschaftliche Lage des deutschen ÖPNV immer weiter zuspitzt“.

So wächst auch in Sachsen die Sorge vor Kürzungen im Angebot, insbesondere in Dresden: In der Landeshauptstadt drohen wegen fehlender Mittel Einschränkungen im Angebot. Auch in Chemnitz wird über Kürzungen diskutiert, in Leipzig bisher nicht. Die Grünen im sächsischen Landtag schlagen in einer Mitteilung bereits Alarm: Es drohten „massive Angebotskürzungen“.

Eine Straßenbahn der Dresdner Verkehrsbetriebe (DVB) fährt über die Marienbrücke: In der Landeshaupstadt drohen Angebotskürzungen im ÖPNV
Eine Straßenbahn der Dresdner Verkehrsbetriebe (DVB) fährt über die Marienbrücke: In der Landeshaupstadt drohen Angebotskürzungen im ÖPNV
Quelle: Sebastian Kahnert/dpa

Branche fordert Sicherheit

Im sächsischen Infrastrukturministerium will man auf Nachfrage nicht von „massiven“ Kürzungen sprechen. Dennoch räumt eine Sprecherin ein, dass Einschnitte ohne eine erhöhte Finanzierung tatsächlich möglich seien. „Das kann den kommunalen Nahverkehr sowie den Schienenpersonennahverkehr betreffen“, erklärt sie.

Der MDV fordert daher vom Bund, das D-Ticket dauerhaft zu sichern und die Kommunen bei der Finanzierung des ÖPNV zu unterstützen. Ansonsten seien Einschnitte perspektivisch nicht mehr auszuschließen.

Experte: D-Ticket wird immer teurer

Für die Fortführung des D-Tickets hatte sich bereits Sachsens Verkehrsministerin Regina Kraushaar (CDU) ausgesprochen, und auch Wissenschaftler äußern sich zuversichtlich. „Ich gehe davon aus, dass sich das D-Ticket erhalten lässt“, sagt auf Nachfrage Andreas Knie, Leiter der Forschungsgruppe Digitale Mobilität am Wissenschaftszentrum Berlin.

Doch leider werde das Ticket immer teurer. Schon mit dem bisherigen Preis habe man vor allem diejenigen als Kunden gewonnen, die Bus und Bahn ohnehin regelmäßig nutzten. Bei einem Preis von 29 Euro bestünde die Chance, deutlich mehr Tickets zu verkaufen.

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