Von Nora Miethke
Dresden. Susanne Stump ist es eine Herzensangelegenheit, „dem braunen Stempel, mit dem Sachsen versehen ist, etwas entgegenzusetzen“ und zwar die bunte Vielfalt der Innovationen aus Sachsen. In ihrer neuen Position kann sie das. Die Riesaerin ist ab 1. Oktober die neue Geschäftsführerin von Futuresax, der Innovationsplattform des Freistaats. Stump will Sachsen als einen weltoffenen, zukunftsorientierten und hochinteressanten Innovationsstandort über die Landesgrenzen hinaus präsentieren“. So stellte sie sich der Futuresax-Szene vor einigen Wochen auf der Innovationskonferenz vor. Die Gründungsgeschäftsführerin Marina Heimann hatte Futuresax Ende 2023 auf eigenen Wunsch verlassen.
Die 2017 gegründete Futuresax GmbH ist die zentrale Anlaufstelle für all jene, die neue Technologien, Produkte oder Dienstleistungen „made in saxony“ auf den Markt bringen wollen. Dank vieler Veranstaltungen wie etwa der Wettbewerbe für die sächsischen Staatspreise für Gründen, Transfer und Innovation ist das Netzwerk inzwischen auf über 12.000 Kontakte gewachsen. „Innovationen sind nicht per se Technik, sondern auch neue Technologien und Produkte, die am Markt ankommen und es schaffen, Menschen im Transformationsprozess mitzunehmen“, definiert Susanne Stump, was sie unter Innovation versteht.
Mehr Start-ups am Start
Der Freistaat kann mithalten, aber bis in die Top Ten vieler Innovationsrankings hat er es noch nicht geschafft. Im Innovationsindex von 73 EU-Regionen ist er zwischen den Jahren 2010 und 2020 sogar von Rang 16 auf Rang 19 zurückgefallen. Im vergangenen Jahr wurden in Sachsen 87 Start-ups gegründet, dreißig Prozent mehr als im Jahr zu vor. Doch vor zwei Jahren waren es schon mal 100 Neugründungen. „Die Rahmenbedingungen sind gut und es gibt eine historisch gute Zusammenarbeit zwischen Industrie und Forschung. Doch wir müssen die Entwicklungen besser auf die Straße bringen“, sagt Stump. Es brauche einen Kümmerer wie Futuresax.
Die dafür notwendigen Fähigkeiten und Kompetenzen bringt die zweifache Mutter, die mit ihrer Familie auf einem denkmalgeschützten Bauernhof vor den Toren Dresdens lebt, mit.
Die 44-Jährige hat Betriebswirtschaftslehre an einer Berufsakademie studiert und anschließend ihren MBA-Abschluss in Berlin und Cambridge im Bereich General Management gemacht. In ihrer beruflichen Karriere ist sie Sachsen immer treu geblieben. Auf der ersten Station bei einem privaten Finanzdienstleister lernte Susanne Stump Businesspläne zu prüfen und spezialisierte sich auf privates Finanz-Projektmanagement. Nach einer weiteren Station in der Immobilienwirtschaft wechselte sie zum Planungsbüro Schubert, das seit einem Jahr zur Gicon-Gruppe gehört. Dort leitete sie mehr als sechs Jahre lang die Abteilung für Stadt- und Regionalentwicklung und baute ihre Expertise im Erarbeiten strategischer Konzepte weiter aus.
Auf ihrer letzten Position als Projektgeschäftsführerin des Verbundes Saxony5, einem Netzwerk für Wissens- und Technologietransfer von fünf sächsischen Hochschulen für angewandte Wissenschaften, lernte sie Futuresax bereits gut kennen. Seit drei Jahren schon arbeitet sie im Transfer-Netzwerk mit einigen ihrer künftigen 22 Kollegen und Kolleginnen zusammen.
Für die ersten 100 Tage im Amt nimmt sich Susanne Stump vor, „erst einmal das Team wirklich richtig kennenzulernen“ wie auch die vielen Partner. Es gilt Erwartungshaltungen abzuklopfen, auch die der beiden Gesellschafter, dem Freistaat Sachsen und der Wirtschaftsförderung Sachsen GmbH. Ihren ersten öffentlichen Auftritt als Geschäftsführerin wird sie auf dem Mentoren-Treffen am 23. Oktober haben. Ein besonderes Anliegen ist ihr auch die Ermutigung von Frauen. Zwar zeigen deutsche Frauen nach einem aktuellen Bericht des Deutschen Industrie- und Handelskammertages deutlich mehr Interesse daran, ein eigenes Unternehmen aufzubauen als vor zwanzig Jahren. „Dennoch merken wir z. B. bei unseren Veranstaltungen oft, dass es eine Herausforderung ist Panels paritätisch zu besetzen,“ sagt Stump. Das will sie ändern, weibliches Unternehmertum mehr auf die Agenda setzen und den Frauen mehr Selbstvertrauen geben.
Vorbilder in Europa
Wie ein Wandel des Mindsets gelingen kann – nicht nur bei Gründerinnen, sondern generell – da will sich die neue Futuresax-Chefin nicht nur durch Erfolgsstories in Berlin oder München inspirieren lassen, sondern schaut auch ins Ausland, nach Großbritannien oder Skandinavien. In Europa werden die meisten Start-ups in Großbritannien gegründet. Das Vereinigte Königreich ist weltweit führend bei der Unterstützung von Start-ups, „auch deshalb, weil Gründertum und Technologietransfer mehr Chefsache sind in der Politik“, sagt Stump. Ab Oktober macht sie dies zu ihrer Chefsache.