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Die Schöne und der grobe Klotz

Aus einem Sandsteinblock entsteht bei Hartmut Witschel eine Figur fürs Potsdamer Schloss. Es ist erstmalig eine Sitzende.

Lesedauer: 2 Minuten

Es ist das erste Mal seit 30 Jahren, dass in der Steinbildhauerwerkstatt Hartmut Witschel in Großenhain eine sitzende Figur gearbeitet wird. Doch die Vorlage gibt es so vor. Die „Frau mit Kugel“ vom Potsdamer Stadtschloss soll wieder auf einem Sims ganz oben Platz nehmen, wenn sie aus Sandstein neu gearbeitet ist. Die Originalfigur hat heftige Blessuren, die mit Gips notdürftig ausgeglichen wurden. Die Figur soll künftig eingelagert werden. Derzeit ist es die Aufgabe von Steinbildhauer Dennis Klingner, die neue Schöne aus einem groben Sandsteinklotz herauszuholen. Gewaltige sieben Tonnen wog er noch am Anfang. 1,5 Tonnen werden übrig bleiben.

Eine Privatspende von einer Million Euro machte es möglich, dass das Potsdamer Schloss diese und weitere Figuren neu herstellen lassen kann. Für die Großenhainer Werkstatt ist es der zweite Auftrag für dieses Gebäude, in dem der brandenburgische Landtag sitzt. Der zu bearbeitende Block ist 2,30 Meter hoch, 1,20 Meter breit und 90 Zentimeter tief: tolle Maße für eine Frau.

Im ersten Schritt hat Steinbildhauer Klingner die Konturen grob herausgearbeitet, hat die Ecken des Steinklotzes abgestoßen. Der zweite Schritt ist das Bossieren, das grobe Bearbeiten des Steins in den abgenommenen Ausmaßen. Mit zwei Gestellen werden die wichtigen Punkte der Originalfigur auf die Kopie übertragen. Bei stehenden Figuren ist nur ein Gestell nötig.

„Es sind die Höhen und Tiefen zur Bearbeitung, die auf diese Weise vom Original auf die Kopie abgenommen werden“, erklärt Dennis Klingner. Mit viel Geduld muss er sich Stück für Stück an seine Schöne vorarbeiten. Mit Hammer und Meißel geht er vorsichtig zu Werke. Denn was einmal abgeschlagen ist, ist ab.

Ende Mai soll die überlebensgroße „Frau mit Kugel“ fertig sein. Sie kommt dann auf das Attika-Geschoss des Gebäudes am Alten Markt. Insgesamt schmückten einst 76 Figuren das Dach des friderizianischen Stadtschlosses. Bei einem britischen Luftangriff im April 1945 brannte das Gebäude bis auf die Außenmauern nieder. Die Ruine wurde 1960 gesprengt.

 

Von Kathrin Krüger

Foto: © Kristin Richter

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