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E-Motor aus dem 3D-Drucker

Mit dem Fachwissen und Fertigungsverfahren des Dresdner Start-ups Additive Drives lässt sich die Entwicklung von Elektromotoren erheblich beschleunigen.

Lesedauer: 2 Minuten

Eine Frau bedient eine Maschine.
Eine Mitarbeiterin von Additive Drives überwacht den 3D-Drucker. Foto: PR/Günther

Von Nora Miethke

Dresden. Sächsischer Gründerpreis, Vorsprung-Preis des ostdeutschen Wirtschaftsforums. IQ Innovationspreis Mitteldeutschland, unter den Top 3 des Deutschen Gründerpreises – und nun kommt noch ein Preis hinzu. Welcher das sein wird, durfte Philipp Arnold, kaufmännischer Leiter von Additive Drives, zunächst noch nicht verraten.
Das im Sommer 2020 gegründete Dresdner Start-up gehört zu den innovativsten Firmen im Freistaat. Die drei Gründer Philipp Arnold, Axel Helm und Jakob Jung haben die Mission, die Herstellung von Elektromotoren drastisch zu beschleunigen. Die Mobilität – vom Auto bis zum Mähdrescher – wird elektrisch, doch jede Fahrzeugart braucht einen anderen E-Motor. Prototypen zu entwickeln und zu testen mit konventioneller Fertigung, ist äußerst aufwendig und dauert mehrere Monate. Bei Additive Drives kommt die Kupferwicklung als wichtigstes Bauteil im Elektromotor aus dem 3D-Drucker. Damit verkürzt sich der Entwicklungsprozess von mehreren Monaten auf wenige Tage. Die Dresdner drucken aber nicht nur Bauteile, sondern mit ihrem Fachwissen entwickeln sie Systeme und Technologien, die am Ende zu hocheffizienten E-Motoren mit 45 Prozent mehr Leistung bei weniger Materialeinsatz führen. Das erlaubt den Einstieg in die Luftfahrtindustrie. „Und die Kunden können bis zu 50 Prozent ihres Entwicklungsbudgets für E-Maschinen einsparen“, betont Arnold.

80 Unternehmenskunden

Das überzeugte schnell. Schon nach drei Jahren konnte das Start-up 80 aktive Unternehmenskunden gewinnen und schreibt schwarze Zahlen. Nicht nur die Autobauer in Deutschland, Japan oder den USA lechzen nach den E-Motorlösungen der Dresdner, die individuell auf Kundenwunsch fertigen. Relevant ist ihr Angebot für alle Produkte mit E-Maschinen, auch für Hersteller von Staubsaugrobotern oder Bohrmaschinen.
Trotz des enormen Marktpotenzials bleibt das Gründerteam mit den Füßen auf dem Boden. „Wir wachsen profitabel und organisch“, sagt der Finanzchef und das im dreistelligen Prozentbereich. Der Umsatz soll sich in diesem Jahr von 3,4 auf 6 Millionen Euro fast verdoppeln. Bislang flossen rund fünf Millionen Euro in den Aufbau des Unternehmens mit inzwischen 50 Beschäftigten. Additive Drives ist Mieter im Innovationszentrum auf dem Firmengelände des Automatisierungsspezialisten Xenon. Wachsen will das Unternehmen nächstes Jahr vor allem auf dem US-Markt, wo bereits ein Viertel des Umsatzes erwirtschaftet wird. Auf die Frage, ob der IRA – das riesige Förderprogramm der Amerikaner in grüne Technologien – Additive Drives weglocken könnte, schüttelt Arnold mit dem Kopf. „Es ist klar, dass wir in Sachsen bleiben“, sagt der 29-Jährige und schwärmt vom Netzwerk vor Ort und den Förderbedingungen in Sachsen. In der Fertigungshalle ist Platz für eine Produktionskapazität von 15.000 bis 20.000 E-Motoren im Jahr. Es gebe nur einen gravierenden Standortnachteil: „Wir haben hier fast keine Kunden“, so Arnold. Gott sei Dank habe aber die Covid-Pandemie dafür gesorgt, dass auch Online-Termine mit Interessenten Normalität geworden seien.
Noch lässt sich die Rekrutierung von neuen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen über Mundpropaganda erfolgreich bewerkstelligen. Mit zunehmendem Wachstum wird das schwieriger werden, das ist dem Team klar. Die Gründer, die selbst eine Festanstellung bei einem größeren Unternehmen aufgaben, zahlen zum Teil nicht nur bessere Gehälter als etablierte Firmen in der Nachbarschaft. Lukas Günther, mittlerweile zuständig für das Marketing, schwärmt aus eigener Erfahrung vom Gestaltungsfreiraum, der auch Werkstudenten zugestanden werde. Sie werden von der Geschäftsleitung auch oft zu Preisgalas mitgenommen.
Ein Kick für viele Bewerber sei die Aussicht, für die Formel 1 arbeiten zu können, verrät Arnold. Diesen Kick verspürte Lukas nicht, sein Herz schlägt für die Landmaschinen. Die Bandbreite des Einsatzes von Additive Drives-Motoren mache es so spannend, sagt er.

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