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Florierender Online-Handel im Industriedenkmal

Von Schmiedeberg aus verkauft Onlinediscount24 Waren für Haus und Hof. Inzwischen hat er eine Tochterfirma in China.

Lesedauer: 2 Minuten

Die alte Industriehalle in Schmiedeberg zieht sich auf 150 Metern Länge an der B 170 entlang. Sie ist gut zwanzig Meter breit und 13 Meter hoch. Und sie steht unter Denkmalschutz. Von außen sieht man dem Bauwerk sein Alter aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg deutlich an.

Der Eingang ist im Hof. Wer hier durch die Türe geht, macht einen Zeitsprung um hundert Jahre in das 21. Jahrhundert. In den hellen Büros hängen moderne Gemälde einer österreichischen Künstlerin. In der Halle sind acht Kilometer Kabel allein für das Computernetzwerk verlegt. Die 25 Mitarbeiter ihrerseits sind eng vernetzt. Hier arbeitet die Onlinediscount24 eSales GmbH, die Artikel für Garten, Grundstück oder Werkstatt anbietet, wie der geschäftsführende Gesellschafter Thomas Kreher erläutert.

Der 60-Jährige ist im Handel großgeworden. Er stammt aus Dresden und hat von 1982 bis 1989 privat ein Lebensmittelgeschäft in Dresden geführt, ehe er 1989 noch vor der Wende über Ungarn in den Westen geflohen ist. Dort hatte sein Bruder ein Technikunternehmen, für das Thomas Kreher dann 20 Jahre im Außendienst gearbeitet hat. In der Finanzkrise ist dieses Geschäft schwieriger geworden und Kreher hat erkannt, dass der Onlinehandel im Kommen ist.

2010 hat er zusammen mit seinem Sohn seine jetzige Firma gegründet, die anfangs ihre Geschäftsräume in der Ratsmühle in Dippoldiswalde hatte. Dort ist sie soweit gewachsen, dass sie mehr Platz brauchte und 2015 in die Halle nach Schmiedeberg gezogen ist. Kreher zeigt eine Grafik, wie viele Kartons das Unternehmen jedes Jahr verschickt hat. Im ersten Jahr 2011 waren es 8 300 Pakete, im vergangenen Jahr rund 150 000 Sendungen.

Gartenzubehör, Spielwaren für den Außenbereich, Staulösungen und vieles andere führt Krehers Firma im Sortiment. Eine besondere Nachfrage gab es nach Werkbänken beispielsweise für die Werkstatt im Keller. Deswegen hat das Unternehmen 2017 den Schritt zur eigenen Produktion gemacht und dafür in China ein Partnerunternehmen gegründet, das heute 60 Mitarbeiter beschäftigt. „Die Prüfungen haben ein Jahr gedauert. Wir mussten bei der Produktion in China viel umstellen“, erzählt Kreher. Im Wesentlichen bezieht er seine Waren aber von Lieferanten aus Europa. Das hat auch den Vorteil, dass die verwendeten Kunststoffe bereits nach europäischen Regeln auf Schadstoffe geprüft sind und so aufwendige Prüfungen entfallen.

Der Verkauf aus Schmiedeberg geht nach ganz Deutschland, auch in Zusammenarbeit mit Amazon, Otto, Baur und anderen Handelsunternehmen. Das ist immer eine technische Herausforderung. Denn dafür muss die Datenverarbeitung in Schmiedeberg immer eine Schnittstelle mit dem jeweiligen Partner programmieren, und die sieht bei jedem anders aus.

Eine besondere Technik setzt Kreher auch für die Verpackung ein. Er hat im vergangenen eine spezielle Maschine aus den USA gekauft, welche die Kartons für jede Sendung eigens zuschneidet und falzt. Der Inhalt passt dann exakt rein, wackelt nicht und benötigt weniger Füllmaterial.

Im Kern ist das moderne Handelsunternehmen ein Familienbetrieb. Die Software und das Konzept haben Thomas Kreher und sein Sohn Karsten ausgearbeitet. Der Sohn hält zwar Anteile am Unternehmen, ist aber als Steuerberater tätig. Prokurist Kenneth Markert ist ein Neffe. Er hat einfach mal mitgearbeitet, dann eine Ausbildung gemacht und sich in die Firmenleitung hochgearbeitet. Die Chance, sich hochzuarbeiten, haben auch andere. So hat Hassan Chalaff Diyaa, der aus dem Irak stammt, als Hilfskraft angefangen und jetzt eine verantwortungsvolle Aufgabe übernommen. Seine Aufgabe ist es, alle Artikel für dine Bestellung einzusammeln und sie zur Packstraße zu bringen.

 

Von Franz Herz

Foto: © Egbert Kamprath
 

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