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Flugzeugteile-Versand: US-Firma C&L Aviation Group arbeitet in aller Welt – jetzt auch in Zwenkau

Singapur – Miami – Zwenkau: Das global agierende Unternehmen suchte einen weiteren Standort und landete schließlich im Leipziger Süden. Die Nähe zum DHL-Frachtdrehkreuz in Schkeuditz war ein Grund dafür – und der andere ein spezielles Gebäude.

Lesedauer: 3 Minuten

Zwenkau. Die C&L Aviation Group, ein US-amerikanisches Unternehmen mit Standorten in Schottland, England, Singapur, Tschechien, Australien und Südafrika, hat sich jetzt auch in Deutschland niedergelassen. Genauer: in Zwenkau bei Leipzig. Die Firma wartet, repariert und verschickt weltweit Flugzeugteile, teils verkauft sie auch ganze Flugzeuge.

Gründer und Vorstandschef Chris Kilgour, erklärt im Gespräch mit der LVZ, was die Firma im Frühjahr 2024 zum Umzug in das knapp 10.000 Einwohner zählende Zwenkau bewogen hat. Dabei spielte der Austritt Großbritanniens aus der EU vor gut acht Jahren eine wichtige Rolle. „Der Brexit erschwerte es, den europäischen Markt von dort aus zu bedienen.“ Eine Lagerhalle innerhalb der EU war also gefragt. „Wir suchten in verschiedenen EU-Ländern, in Portugal, Amsterdam und Spanien hatten wir ernsthaft Interesse.“ Das Hauptquartier der global agierenden Firma, die 250 Mitarbeitende beschäftigt, liegt in Bangor, im US-Bundesstaat Maine.

Ein Freund empfahl Region Leipzig als Standort

Und dann bekam Kilgour einen Tipp. „Ein Freund empfahl mir, ich solle mich mal in Leipzig in Deutschland umschauen. Die Logistik durch die Anbindung durch den Hub seien günstig.“ Gesagt, getan. Allerdings nicht ohne regionale Unterstützung: Die Gesellschaft Invest Region Leipzig habe der Firma geholfen, vor Ort anzukommen.

„Sie machten Termine für uns aus und halfen bei der Suche nach einem geeigneten Gebäude.“ Denn: Die C&L Aviation Group ist auf große Räume angewiesen, in denen sie die Flugzeugteile lagern kann. Also flog Kilgour die gut zwölf Stunden nach Deutschland und traf einige Eigentümer. „Es gab nicht viel in der Größe, wie wir sie brauchen. Aber dann tauchte das Gebäude in Zwenkau auf.“

Flughafennähe und Nachtflüge überzeugten

Chris Kilgour gründete vor 30 Jahren die Firma C&L Aviation in Australien. Er lebt im US-Bundesstaat Maine.
Chris Kilgour gründete vor 30 Jahren die Firma C&L Aviation in Australien. Er lebt im US-Bundesstaat Maine. Quelle: C&L Aviation Group

Und das Wichtigste: Zwenkau ist nicht weit vom Flughafen Leipzig/Halle entfernt. Denn was für die Anwohnenden des Flughafens von Nachteil, ist für Kilgour und C&L der entscheidende Standortvorteil: keine Sperrstunde für Frachtflüge vom DHL-Drehkreuz in Schkeuditz. „Wir können spätabends etwas zustellen, und es wird immer noch in die EU ausgeflogen. Die Verbindungen nach Afrika sind hier sehr gut – besser als in Portugal oder Amsterdam.“ Allerdings: Dass C&L sich nun in Zwenkau und nicht in einer anderen, dem Flughafen nahegelegenen Stadt angesiedelt hat, ist auch Zufall: Hier gab es die passende Halle.

Deutschland reiht sich hier irgendwo in der Mitte ein. – Chris Kilgour, C&L-Vorstandschef zur Bürokratie im internationalen Vergleich

Was genau passiert in Zwenkau? „Es ist ein Lagerhaus für Flugzeugteile. Wir bekommen sie aus anderen Ländern und lagern sie in Zwenkau für Käufer in der EU und umliegende Regionen und verschicken sie weiter.“ Teile für Flugzeuge der Marken Avions de Transport Régional (ATR), Embraer, Saab sowie für einige Privat- und Businessjets sollen hier Platz finden.

Team soll noch wachsen – ein wenig zumindest

Derzeit arbeiten laut Kilgour vier Personen in Zwenkau – ein Manager sowie drei Logistikmitarbeitende. Gegenwärtig hat noch ein anderer Pächter die Hälfte der Halle gemietet, doch der Vertrag laufe Ende 2025 aus. „Dann nutzen wir die gesamte Fläche und können unser Team entsprechend erweitern.“ Das jetzige Personal komme aus der Region. „Eine Anforderung ist, dass sie Englisch sprechen.“ So sei der Manager zuerst für ein Training in die USA geflogen, und Mitarbeitende aus den USA hätten Zwenkau besucht und dort das Team aufgebaut. Gesucht würde in Zukunft weiteres Logistik- und Versandpersonal.

Herausfordernder „Papierkrieg“

Positiv empfand Kilgour die Zusammenarbeit mit der Stadt Zwenkau. Aber: Die deutsche Bürokratie machte der Firma zu schaffen. „Den Papierkrieg, den wir hier kennengelernt haben, hat alles etwas in die Länge gezogen.“ Für Import-Export-Unternehmen wie C&L sei das besonders anspruchsvoll. „Jetzt ist alles aufgebaut, und es läuft gut – aber es dauerte seine Zeit.“

Im Vergleich zu den USA oder Australien sei es hier komplizierter gewesen, aber nicht so herausfordernd wie in Tschechien. Und auch in Südafrika habe es Schwierigkeiten gegeben. „Deutschland reiht sich hier irgendwo in der Mitte ein“, sagt Kilgour zum Thema Bürokratie.

Diese ist aber kein Hindernis: Kilgour würde auch anderen Unternehmen die Region um Leipzig empfehlen. Wie könnte sich das Lager in Zukunft entwickeln? „Das Grundstück ist ausreichend groß, dass wir die Halle verdoppeln könnten, wenn wir es brauchen.“

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