Radebeul. Wegen der erwarteten enormen Verluste infolge der Spätfröste im April ist sächsischer Federweißer in diesem Jahr eine Rarität. Die meist Anfang September übliche Lese der frühreifen Trauben bleibt weitgehend aus.
Den beliebten Jungwein wird es nach Angaben des Weinbauverbandes Sachsen im Elbtal zwischen Dresden-Pillnitz und Diesbar-Seußlitz fast nur mit Trauben oder Tropfen aus anderen Anbauregionen geben. Die meisten Elbtal-Winzer lassen die an den Rebstöcken hängenden Früchte diesmal ausreifen.
Auch im Staatsweingut Schloss Wackerbarth in Radebeul werden anders als sonst Anfang September keine Trauben für Federweißen in den eigenen Weinbergen gelesen. Beim Federweißerfest am 7./8. September aber wird es die Spezialität dennoch geben, „wie in den Frostjahren 2009 und 2013“, sagt Sprecher Martin Junge. Dank der Hilfe eines befreundeten Winzer-Kollegen „stellen wir ihn aus ausgewählten Pfälzer Trauben her“.
Federweißer erst auf dem Weg zum Wein
Federweißer ist der erste Rebensaft des Jahres. Der Traubenmost, der sich im Übergangsprozess zu einem Weißwein befindet, ist beliebt und wird vielerorts sogar eigens gefeiert. Seinen Namen verdankt er winzigen Hefeteilchen, die, aufgewirbelt durch die Kohlensäure wie kleine Federn in dem halbfertigen Weißwein tanzen.
Der Radebeuler Winzer Karl Friedrich Aust indes hat ein paar Reben in seinen Weinbergen, „die ganz gut aussehen“. Zum Tag des offenen Weinguts am 24./25. August können Gäste frischen Federweißen probieren. Das sei wichtig in dieser Weinbau- und Kulturlandschaft mit touristischer Bedeutung, sagte er – und hofft, dass er den Jungwein auch aus ein paar eigenen Bacchus-Trauben Federweißen anbieten. „Es wird aber so sein, dass wir Federweißen zukaufen, in Flaschen.“
In der Hoflößnitz gleich nebenan hat man sich schon in den vergangenen Jahren aus der Produktion des frühen Rebensafts zurückgezogen. „Wir machen hochkonzentrierte Bio-Weine aus der Region“, sagte Kellermeister Felix Hößelbarth. „Auch in dieser Saison versuchen wir daher, alle Trauben, die hängen, zur optimalen Reife zu bringen“.
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2024 ist trotz aller Bemühungen kein gutes Weinjahr in Sachsen. Der Weinbauverband rechnet damit, dass nur 20 bis 30 Prozent einer normalen Ernte in die Keller kommen. Manche Winzer sprechen von Totalverlust, trotz grün belaubter Weinberge. Georg Prinz zur Lippe beziffert den Verlust für sein Weingut Schloss Proschwitz auf 80 Prozent. Er ist gerade Tausende Kilometer gefahren, um Ersatz-Trauben für den 2024er Jahrgang zu erhalten, die auf ähnlichen Böden wie in seinen Weinbergen reifen – und in der Kaiserstuhl-Region fündig geworden. (dpa)