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Geschäftsidee auf der Massage-Liege

Die Radeberger Firma Ukado entwickelt Software für Physiotherapien. Sie wird deutschlandweit angewendet.

Lesedauer: 2 Minuten

Dieses Inventar dürfte bei den wenigsten Firmenchefs im Büro stehen: eine E-Gitarre, nebst Verstärker und Boxen. Bei Udo Kleinert, der Chef der Radeberger Software-Firma Ukado, ist das so. Eine Bass-Gitarre lehnt da an der Wand, dazu das entsprechende Zubehör. „Zu dem guten Stück greife ich, wenn ich mich abreagieren will oder auch, um nachzudenken. Dann spiele ich eine ruhigere Melodie. Nach Feierabend drehe ich manchmal auf“, sagt er. Es ist seine Art, den Kopf frei zu bekommen, um sich danach wieder konzentriert vor den Computer zu setzen, wie er sagt.

Auf dem Bildschirm ist dann nichts zu sehen als Kolonnen von Zahlen und Buchstaben. „Das Programm, das ich entwickelt habe, umfasst knapp 200 000 Zeilen. Freilich wiederholen sich einige Zeilenblöcke, aber alle habe ich selbst geschrieben. Fehler dürfen sich da keine einschleichen, sonst funktioniert das Programm nicht“, sagt Udo Kleinert. Er hat die Software praxxo entwickelt. Sie richtet sich an Physiotherapien, Ergotherapien, Logopädie-Praxen, Podologen und freie Heilberufe. Über das Programm können Termine vergeben, Dauerpatienten vorausgeplant und Abrechnungen vorgenommen werden. Sogar eine SMS-Terminerinnerung oder ein Routenplaner für Hausbesuche sind integriert. Die Idee dazu hatte der Radeberger, als er selbst bei einem Physiotherapeuten in Behandlung war. „Bei einem Termin war plötzlich keine Bank mehr frei. Die Praxis hatte einfach zu viele Patienten bestellt. Das muss nicht sein, habe ich mir gedacht und daraus dann die Software entwickelt.“ Als die fertig war, hat er sie übers Internet angeboten. Die Nachfrage war da. Mittlerweile läuft in Praxen in ganz Deutschland, Österreich, der Schweiz und sogar in Luxemburg das Programm aus Radeberg. Auch große Häuser sind damit ausgestattet, wie die Physio-Abteilung eines Krankenhauses in Bielefeld oder eine Privatklinik in München. Sie werden auch von Ukado betreut. „Wir haben mit ihnen Wartungsverträge. Von unseren Computern in Radeberg können wir zugreifen, Updates aufspielen und helfen, wenn es notwendig ist.“

Nachrichtentechnik studiert

Dabei ist Udo Kleinert von Hause aus kein Computerspezialist. „Ich habe in der DDR Nachrichtentechnik studiert. Das Programmieren brachte ich mir selbst bei. Das wurde dann zu meiner Leidenschaft.“ Seine Kenntnisse nutzte er damals weniger, um Programme zu schreiben, eher sorgten sie in den Discosälen der Republik für Begeisterung. Damals war er als DJ unterwegs und konnte eine spektakuläre Lichtshow vorweisen. Sie bestand aus Hunderten Fahrradscheinwerfern, die von einem Computer gesteuert wurden. „Wir hatten uns für viel Geld einen Commodore C64 aus dem Westen besorgt. Ich schrieb ein Programm, mit dem wir Buchstaben oder Muster über die Lichterwand laufen lassen konnten. Das hatte damals kein anderer.“ Nach beruflichen Stationen bei Robotron und einem Computer-Unternehmen in Großröhrsdorf machte er sich schließlich mit seiner Firma Ukado selbstständig und entwickelte praxxo. Jetzt würde Udo Kleinert gerne neue Mitarbeiter einstellen, findet aber keine. „Ich suche schon eine Weile. Wir brauchen jemanden, der sich mit Programmieren auskennt und zu unserer kleinen Firma passt. Überqualifiziert sollte er nicht sein. Einen Hochschulabsolventen beispielsweise könnten wir uns nicht leisten. Um einen Lehrling auszubilden, sind wir zu klein.“ Dennoch will die Firma weiterwachsen. Am Wochenende sind die Radeberger auf der Therapie-Fachmesse in Leipzig mit einem Stand vertreten. „Wir werden unser Programm mit den Neuerungen vorstellen. So ist es jetzt möglich, auch Fitnessstudios einzubeziehen. Mal sehen, wie das ankommt“, sagt Udo Kleinert und setzt sich wieder an seinen Computer. Die Gitarre lehnt griffbereit daneben.

 

Von Thomas Drendel

Foto: © Thorsten Eckert

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