Dresden. Sachsens Finanzämter rücken Steuerhinterziehern stärker auf den Leib. Deshalb werden Spezialisten eingesetzt, die sich vor allem mit Krypto-Währung – also virtuellen Zahlungssystemen – beschäftigen. „Damit setzt der Staat ein klares Signal für Rechtsstaatlichkeit auch im digitalen Raum“, erklärt das Finanzministerium gegenüber der Leipziger Volkszeitung und der Sächsischen Zeitung.
Im vergangenen Jahr sind bereits 320 Bedienstete entsprechend geschult worden. Zurzeit laufen Seminare in einer ähnlichen Größenordnung. Die Schulungen werden auch 2026 fortgesetzt. Zudem sind spezielle Krypto-Experten in den Finanzämtern Leipzig, Dresden und Chemnitz konzentriert worden, die für die jeweiligen Regierungsbezirke zuständig sind. Damit soll laut Finanzministerium „für mehr Steuergerechtigkeit gesorgt werden“.
Jeder achte Deutsche handelt bereits mit Krypto-Währung
Krypto-Währungen sind digitale Zahlungsmittel. Sie können – wie jede herkömmliche oder Papierwährung – getauscht und gehandelt werden, befinden sich derzeit jedoch außerhalb der Kontrolle finanzieller Institutionen und Regierungen.
Es gibt unzählige Krypto-Arten. Die älteste und bekannteste virtuelle Währung ist der Bitcoin, der sich momentan auf ein Rekordhoch zubewegt. Es wird geschätzt, dass jeder achte Deutsche mit Krypto-Werten handelt.
Für die Finanzämter ist es schwierig, die Transaktionen zu prüfen. – Skadi Stinshoff, Rechnungshofdirektorin in Sachsen
Die Bedeutung des Krypto-Marktes hat in den vergangenen Jahren erheblich zugenommen. Für das bisherige Rekordjahr 2021 stellte der sächsische Landesrechnungshof rund 2600 Fälle mit Steuereinnahmen von fast 20 Millionen Euro fest. Die Steuererklärungen für 2023 und 2024 sind noch nicht abgeschlossen. Für beide Jahre sind bislang rund 1900 Steuerbescheide zu Krypto-Werten erfolgt.
Kontrolle führte zur Nachzahlung von 13 Millionen Euro
„Für die Finanzämter ist es schwierig, die Transaktionen zu prüfen“, sagt Rechnungshofdirektorin Skadi Stinshoff. Sie geht von einer hohen Dunkelziffer aus: „Vermutlich werden viele Angaben dazu nicht gemacht.“ Die Gewinne könnten zum Teil in Millionenhöhe gehen.
Allein ein aktueller Fall, der laut Landesrechnungshof „durch gezielte Kontrollmaßnahmen aufgedeckt wurde“, führte zu Einkommensteuerzahlungen von mehr als 13 Millionen Euro. „Die Finanzverwaltung steht vor der Herausforderung, die Bearbeitung von Steuererklärungen mit Krypto-Bezug noch effektiver zu gestalten“, erklärt Stinshoff.
EU führt im nächsten Jahr neue Meldepflicht ein
Derzeit basieren die Berechnungen lediglich auf Angaben der Steuerpflichtigen. Der Landesrechnungshof kritisiert außerdem, dass Verluste aus Krypto-Geschäften teilweise anerkannt worden seien, obwohl Unterlagen nicht oder unvollständig vorgelegen hätten.
Steuern werden fällig, wenn zwischen An- und Verkauf weniger als ein Jahr liegt und der jährliche Erlös aller privaten Verkaufsgeschäfte über 1000 Euro liegt (Spekulationsfrist).
Der Staat setzt ein klares Signal für Rechtsstaatlichkeit auch im digitalen Raum. – Sächsisches Finanzministerium
Um den Druck auf Krypto-Investoren zu erhöhen, führt die Europäische Union ab dem kommenden Jahr eine Meldepflicht ein. Dann soll die virtuelle Anonymität im Krypto-Bereich beendet werden: Nationale wie internationale Plattformen müssen Finanzdaten künftig melden. Es ist davon auszugehen, dass dadurch auch mit deutlich mehr Steuereinnahmen zu rechnen ist. Der Bundesrechnungshof erwartet mindestens 450 Millionen Euro deutschlandweit.
Verbraucherschützer warnen vor Risiken bei Krypto-Geschäften
„Deutschland ist kein rechtsfreier Raum – Besteuerungssachverhalte im Zusammenhang mit digitalen Vermögenswerten werden aufgeklärt“, macht das sächsische Finanzministerium in diesem Zusammenhang klar. Die Steuerbehörden seien „gut gerüstet“ und würden bereits eine zertifizierte Software einsetzen, um Transaktionsdaten auslesen zu können.
Allerdings lassen sich mit Krypto-Währungen nicht nur traumhafte Renditen erzielen – sondern auch hohe Verluste machen. Die Verbrauchenzentrale Sachsen warnt deshalb vor einem nicht zu unterschätzenden Risiko. „Die Menschen, die zu mir gekommen sind, haben zwischen 1500 und 60.000 Euro verloren. Ein Verbraucher wollte sogar 100.000 Euro an einen dubiosen Anlageberater überweisen“, berichtet Jasmin Trautloft, Finanzexpertin und Leiterin einer Beratungsstelle.
Extreme Kursschwankungen, fehlende staatliche Regulierung und betrügerische Anlageberater gehören laut den Verbraucherschützern zu den Schattenseiten. „Oft geht es um die gesamten Ersparnisse der Leute. Deshalb ist es entscheidend, Anlagebetrug frühzeitig zu erkennen“, erklärt Trautloft.
SZ