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Gründerstadt mit Potenzial

Start-ups aus Dresden haben weltweit Erfolg. Ein Blick in den Gründer-Monitor zeigt aber auch Probleme.

Lesedauer: 3 Minuten

Eine Gruppe von Menschen steht an einem Flipchart.
Eine gute Idee ist wichtig. Wer ein Unternehmen gründen will, braucht aber viel mehr: Kapital, Netzwerke, tragfähige Konzepte. In Dresden gibt es dafür viel Unterstützung. Foto: Adobestock/ Yaroslav Astakhov

Von Annett Kschieschan

Dresden. Warum ist da nicht schon früher jemand drauf gekommen? Bei manchen Innovationen drängt sich dieser Gedanke durchaus auf. Im Nachhinein scheint völlig klar zu sein, dass hier eine richtig gute Idee umgesetzt wurde, die den Alltag leichter, schöner, effizienter macht, die Probleme löst oder Service auf hohem Niveau bietet.
Tatsächlich ist wahrscheinlich schon früher jemand drauf gekommen, hatte aber keine Möglichkeit, seine Idee Realität werden zu lassen. Gründer brauchen neben Geistesblitzen und Fachwissen ein starkes Netzwerk, das sie trägt und den richtigen Schub zur richtigen Zeit bringt. Die Initiative dresden/exists ist so ein Netzwerk. Als Start-up-Service der Dresdner Hochschulen und Forschungseinrichtungen hilft sie dabei, gute Idee umzusetzen. Allein an der TU Dresden begleitet dresden/exists pro Jahr zwischen 50 und 70 Gründerinnen und Gründer. Rund 20 münden tatsächlich in Unternehmensgründungen. Tendenz steigend. Denn Dresden ist auch Gründerstadt. Das hat viel mit der breit aufgestellten Forschungslandschaft in der sächsischen Landeshauptstadt zu tun. In keiner anderen deutschen Stadt ist die Forschungsdichte so hoch wie hier. Von der Wissenschaft in die Wirtschaft – das ist in Dresden einfacher als anderswo.

Dresdner Start-ups starten in die Welt
Mit dem Programm InnoStartBonus unterstützt der Freistaat zudem Gründungswillige in mehreren Förderaufrufen pro Jahr. Die Kammern helfen ebenso wie Technologie- und Gründerzentren und private Anbieter. Und manchmal wird eine Idee, die in einem Dresdner Seminarraum entwickelt wurde, am Ende ganz groß. So wie das Unternehmen Wandelbots, das hier aus einer studentischen Initiative heraus gegründet wurde und heute international die Welt der Robotik und KI revolutioniert. Eine der Innovationen von Wandelbots ist Nova, das weltweit erste herstellerunabhängige Betriebssystem für Roboteranwendungen.
Sachsen wirbt damit, Gründerland zu sein und zeigt im „Start-up Monitor 2025“, warum dieser Anspruch auch in Krisenzeiten Bestand hat. Die Analyse listet „698 junge Wachstumsunternehmen“ auf. Die meisten gibt es in Dresden und Leipzig. Rund 65 Prozent konnten bei der Gründung auf die Unterstützung einer Hochschule zählen. Vier von zehn Start-ups in Sachsen arbeiten in der Softwareentwicklung, mit medizinischen Innovationen und in der Industrie. Eine weitere Erkenntnis: Besonders viele Start-ups sind im B2B-Bereich tätig, also dort, wo Unternehmen miteinander in Geschäftsbeziehungen treten. „Den Hochschulen kommt als Inkubator von Deeptech-Startups gerade in Sachsen eine Schlüsselrolle zu. Sachsen liegt bundesweit bei Start-ups im Mittelfeld und damit bereits vor anderen westdeutschen Ländern. Dies bestätigt einen gelungenen Aufholprozess“, bewertet Andreas Pinkwart die Ergebnisse des Monitors. Als Inhaber der Professur für Innovations- und Technologiemanagement und Direktor des Exzellenzcenters für Innovation, Transfer und Entrepreneurship an der TU Dresden ist das Thema Gründen für ihn besonders wichtig, wenn es um die Zukunftsfähigkeit der Stadt geht.

Unattraktiv für Bewerber aus dem Ausland?
Es gelte, die positive Entwicklung in den kommenden Jahren fortzuschreiben, um in die Spitzengruppe aufzurücken. „Dazu braucht es noch mehr junge Talente mit unternehmerischem Mut, weniger Bürokratie, schnellere Hilfen und eine ambitionierte Wachstums- und Internationalisierungsstrategie“, so Pinkwart und spricht damit auch eine Schwachstelle an.
„Massiver Nachholbedarf“ besteht laut der Auswertung „bei der Anziehungskraft für Talente aus dem Ausland. Dabei schneidet Sachsen aus Sicht der Gründerinnen und Gründer gerade bei kulturellen Faktoren wie sprachlichen Anforderungen und gesellschaftlicher Offenheit sehr schlecht ab“, heißt es. Gerade einmal 21 Prozent der Beschäftigten der sächsischen Start-ups kommen aus dem Ausland. Im Bundesdurchschnitt sind es zehn Prozent mehr. Nur ein Drittel der Gründerinnen und Gründer bewertete zuletzt die Attraktivität der Region für internationale Talente als „gut“.

Immer mehr Start-ups werden bundesweit von Frauen gegründet, doch ihr Anteil bleibt trotzdem vergleichsweise niedrig. Das gilt auch für Sachsen und Dresden. Initiativen wollen gegensteuern, zum Beispiel mit dem Sächsischen Gründerinnenpreis, der erfolgreiche Frauen in den Fokus rückt. Potenzielle Gründerinnen haben aber auch im Jahr 2025 häufig noch stärker das Problem, Familie und Unternehmen unter einen Hut zu bringen, als ihre männlichen Konkurrenten. Bisweilen fehlen ihnen auch tragfähige Netzwerke, in denen Männer Studien zufolge nach wie vor stärker eingebunden sind.

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