Infineon-Konzernchef Reinhard Ploss meldete sich am Dienstag telefonisch „aus der Maschine der Kanzlerin“ zum Pressegespräch. Beim Rückflug mit einer Delegation aus Japan berichtete Ploss, der Markt habe sich spürbar abgekühlt. Zwar seien die langfristigen Wachstumsaussichten für den Mikrochip-Konzern gut, doch erst einmal werde das Umfeld unruhiger.
Infineon wird daher „nur noch in sehr wenigen ausgewählten Bereichen noch Stellen schaffen“, sagte Vorstand Dominik Asam in der Münchner Konzernzentrale. Damit ist jedoch kein Einstellungsstopp für die Dresdner Fabrik gemeint, sagte deren Sprecher Christoph Schumacher auf Nachfrage. Im vergangenen Jahr habe Infineon Dresden mehr als 300 Menschen eingestellt und beschäftigte zum Jahreswechsel rund 2 500 Mitarbeiter. Im Januar seien fast 40 dazugekommen, im Februar 30. „An unserem langfristigen Stellenaufbau halten wir fest“, sagte der Sprecher. Aus früheren Angaben ergibt sich das Ziel 2 650, auch dank des neuen Entwicklungszentrums.
Zwar kürzt der Infineon-Konzern nun seine geplanten Investitionen um etwa zehn Prozent, vor allem bei Produktionsanlagen. Doch damit bleiben noch immer anderthalb Milliarden Euro Ausgaben, zum Beispiel für den neuen Fabrikteil im österreichischen Villach. Der soll nach Dresdner Vorbild Leistungshalbleiter auf Siliziumscheiben mit 300 statt 200 Millimetern Durchmesser herstellen. Leistungshalbleiter schalten hohe elektrische Ströme.
Infineon Dresden fährt die gleiche Produktion unterdessen im Reinraum der ehemaligen Tochterfirma Qimonda hoch, die vor zehn Jahren pleite ging. Die Dresdner 300-Millimeter-Produktion ist laut Vorstand Jochen Hanebeck „auf gutem Wege“ und trägt dazu bei, „dass unsere Kostenverdünnung über die Zeit kommt wie geplant“. Die Konzernchefs erwarten für dieses Jahr rund neun Prozent Umsatzwachstum, bei Chips für die Autoindustrie zehn Prozent. Schrumpfen dürfte das Geschäft mit Chipkarten. Infineon habe in China erstmals seit elf Jahren Rückgänge gespürt, aber Zuwachs bei Fotovoltaik. Der Trend zur Elektromobilität beschleunige sich.
Von Georg Moeritz
Foto: © Infineon