Niesky. Es ist eine große Chance für Niesky, was die polnische Staatsbahn (PKP) ab dem Fahrplanwechsel 2025/26 vorhat. Täglich sollen vier Eurocity-Züge von der polnisch-ukrainischen Grenze quer durch Polen bis nach Leipzig und wieder zurückrollen.
Die Züge fahren auf der vor einigen Jahren ausgebauten und elektrifizierten Niederschlesienmagistrale – und an dieser steht der Nieskyer Bahnhof. In den bisherigen Planungen ist Niesky nur als technischer Halt für die Bundespolizei vorgesehen. „Was diese wunderbare Option für die Menschen unserer Stadt leider schmälert“, sagt Oberbürgermeisterin Kathrin Uhlemann.

Quelle: Jan Woitas/dpa
Das ist auch ein Satz aus ihrem Brief an den künftigen Verkehrsminister der neuen Bundesregierung. Das Schreiben will Frau Uhlemann mit weiteren Amtskollegen aus der Region an den neuen Mann oder die neue Frau im Bundesverkehrsministerium schicken. Aber auch an den polnischen Minister für Infrastruktur. Darin ist die ausdrückliche Bitte formuliert, „diesen Halt in einen planmäßigen Reisezughalt umzuwandeln und zu nutzen, um Fahrgästen das Ein- und Aussteigen zu ermöglichen“.
Ein solcher Halt wäre von zentraler Bedeutung für die wirtschaftliche und infrastrukturelle Entwicklung der Region Görlitz/Zgorzelec und der angrenzenden Gebiete, heißt es weiter. Denn nicht nur Niesky würde davon profitieren, auch der Kreis Görlitz. Denn zwischen Wrocław (Breslau) und Hoyerswerda ist kein weiterer Zughalt vorgesehen. Beide Bahnhöfe liegen rund 250 Kilometer auseinander.
Drei Gründe für einen Halt in Niesky
Drei Aspekte führt die Oberbürgermeisterin für einen Halt in Niesky an. Erstens die Kompensation der fehlenden Elektrifizierung der Strecke Görlitz − Dresden, die den internationalen Fernverkehr ausbremst. Zweitens die regionale und internationale Vernetzung der Europastadt Görlitz/Zgorzelec. Und drittens die wirtschaftlichen Impulse für den ländlichen Raum. Damit könnten die strukturschwachen Gebiete durch eine bessere Verkehrsverbindung wirtschaftlich gestärkt werden.
Davon würden auch Horka und Rothenburg profitieren. Horka, das ein Industriegebiet am Güterbahnhof plant, und die östlichste Kleinstadt, die Hochschulstadt werden möchte. Den Rothenburgern ist es bereits gelungen, die totgeglaubte Kleinbahnstrecke nach Horka wiederzubeleben und Züge darauf fahren zu lassen. Daher unterstützen die beiden Bürgermeister Christoph Biele und Philipp Eichler das Nieskyer Vorhaben.
Wir sehen darin eine einmalige Chance für unsere Stadt, eine direkte Bahnverbindung in die Zentren von Ost und West zu erhalten. – Armin Menzel, Vorsitzender CDU-Fraktion
Die CDU-Fraktion im Stadtrat macht ebenfalls Druck, dass Niesky in den Fahrplänen der PKP berücksichtigt wird. Im Stadtrat Ende März brachte die Fraktion einen entsprechenden Antrag ein mit dem Beschlussvorschlag: Die Stadt Niesky fordert die Einrichtung eines Bahnhaltes in Niesky für den Fernverkehr.
Zur Begründung heißt es: „Wir sehen darin eine einmalige Chance für unsere Stadt, eine direkte Bahnverbindung in die Zentren von Ost und West zu erhalten. Der Fernbahnknoten Leipzig wäre schnell und bequem erreichbar. Darüber hinaus würde der Bahnhof Niesky erheblich aufgewertet und sich zu einem wichtigen Verkehrsknoten entwickeln.“
Bei dem Bau des Bahnsteigs 2019 in Niesky war damals eine spätere Verlängerung auch mitgedacht. – Kathrin Uhlemann, Oberbürgermeisterin Niesky
Fraktionsvorsitzender Armin Menzel sagte gegenüber der SZ, dass ein Beschlussvorschlag im Rathaus eingereicht ist, mit dem Ziel, in der Maisitzung darüber abzustimmen. Die CDU will damit erreichen, dass der Stadtrat geschlossen hinter dem Vorhaben Bahnhalt Niesky steht und dass das in einem Beschluss dokumentiert ist.
Bahnsteig ist zu kurz
Aber Niesky hat das Problem mit dem zu kurzen Bahnsteig. Für Regionalzüge kein Problem, aber bei Fernzügen schon. Aus den letzten Waggons würden die Fahrgäste ins Leere springen müssen. Die Oberbürgermeisterin sagt dazu: „Lösungswege sind nicht undenkbar. Bei dem Bau des Bahnsteigs 2019 in Niesky war damals eine spätere Verlängerung auch mitgedacht.“
Inzwischen hat sich Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer dazu positioniert. Im Gespräch mit der SZ bezeichnet der Christdemokrat schon im Januar die Planung der polnischen Bahn als „große Chance“ – und: „Es sei gut, dass die polnische Bahn das anstößt.“
Was den Niesyker Bahnsteig betrifft, müsste man laut Ministerpräsident viel Geld in die Hand nehmen, um die Länge des noch ganz neuen Bahnsteigs in Niesky mehr als zu verdoppeln, „aber darüber kann man reden“, sagt er zu Jahresbeginn. Zu dieser Zeit hielt Nieskys OB ein politisches Engagement für einen Halt in Niesky als nicht angebracht. Stattdessen sagt sie: „Es würde mich für unsere Region sehr freuen, wenn der geplante Eurocity überhaupt und dazu der Halt in Hoyerswerda zustande käme.“
Nun geht die Oberbürgermeisterin mit eigenem Beispiel voran. Am Sonnabend, als die CDU in Rothenburg Bäume pflanzte, wollte sie den neuen CDU-Bundestagsabgeordneten Florian Oest darauf ansprechen, dass Niesky der sechste Halt auf der Strecke Przemyśl – Kraków (Krakau) – Wrocław (Breslau) – Hoyerswerda – Leipzig werden sollte.
SZ