Von Holger Gutte
Sieben Mitarbeiter haben am Dienstag noch in der Kathleen Schokoladenfabrik in Oderwitz gearbeitet. Schon am Mittwoch werden es nur noch sechs sein und am 23. Dezember ist dann auch für die letzten Verbliebenen endgültig Schluss, berichtet der bisherige Produktionsleiter Stefan Neumann.
Für den Oderwitzer ist schon am Montag der letzte Arbeitstag gewesen. Aus dem Produktionsleiter war in den vergangenen Monaten bereits der Leiter Abbau geworden. Für Stefan Neumann bedeutet die Oderwitzer Schokoladen-Fabrik nicht einfach nur einen Arbeitsplatz. Drei Schokoladen-Generationen der Neumanns haben über 70 Jahre lang in dem Werk gearbeitet. Aber nicht nur für ihn ist die Schließung des Werkes bitter. Manche Mitarbeiter haben über 40 Jahre im Oderwitzer Schokoladenwerk den Lebensunterhalt für ihre Familien verdient.
Als im Juni 2020 die Rübezahl-/Riegelein-Gruppe die Schließung des Oderwitzer Werkes bekannt gab, waren noch 167 Mitarbeiter im Betrieb beschäftigt. 111 sind es am 31. März zur offiziellen Schließung gewesen. 26 Mitarbeiter konnten noch in den vergangenen Wochen und Monaten das traditionsreiche Werk „abwickeln“. Etwa zehn Beschäftigte halfen dabei in anderen Standorten des Unternehmens mit, die Maschinen aus Oderwitz dort aufzubauen.
Viele haben noch keinen neuen Job gefunden
„Was sie in dieser Zeit bis zum Schluss jetzt noch geleistet haben, kann man nicht genug loben. Das kann man von Leuten, die nun in die Arbeitslosigkeit gehen, nicht unbedingt erwarten“, sagt Stefan Neumann. Denn er weiß, dass viele Oderwitzer Schokoladenwerker noch keinen neuen Job gefunden haben.
Es gibt Tage, an die sie mit Wehmut zurückdenken werden. Bereits im vergangenen Jahr hatten sie am 8. November den letzten Weihnachtsmann hergestellt. Der letzte Osterhase ist dann in diesem Jahr am 9. März in der Kathleen Schokoladenfabrik in Oderwitz gegossen worden. Bis zum 17. März sind schließlich noch Gelee-Riegel im Oderwitzer Werk hergestellt worden.
Inzwischen sind bereits sämtliche Produktionsanlagen abgebaut. „Es sind nur noch ein paar allerletzte Handgriffe zu erledigen, das heißt restliche Materialien müssen noch ausgeräumt werden“, schildert der Sprecher der Rübezahl-Riegelein-Gruppe, Dieter Schäfer.
Und wie geht es mit der Immobile und dem Grundstück nun weiter? „Unsere Vorstellung ist, das Gebäude zu verkaufen. Bezüglich eines möglichen Verkaufs gibt es bislang aber noch nichts Konkretes. Wir beginnen jetzt erst mit der Gebäudevermarktung“, berichtet Dieter Schäfer.
Erinnerungsstücke kommen ins Schloss
Stefan Neumann ist froh, einen neuen Job gefunden zu haben. Er wird im Januar Werkstattleiter bei den Zittauer Werkstätten. Ganz loslassen kann er vom Schokoladenwerk aber noch nicht. Letzte Utensilien wie Formen von Schokoladen-Hohlfiguren, alte Dokumente und anderes werden noch für eine Ausstellung ins Schloss Krobnitz bei Reichenbach gebracht. Mit dem Schloss arbeitete das Schokoladenwerk schon längere Zeit zusammen.
Dort kommen jetzt auch die zwei großen schwarzen Trauerflore hin, die monatelang an der Gebäudefassade hingen. Ebenso, wie ein kurzes Video, das die letzten Produktionstage in der Oderwitzer Schokoladenfabrik zeigt.