Sächsische.de besuchte das Amazon-Verteilzentrum in Lampertswalde. Hier werden Pakete sortiert und für den letzten Teil ihrer Reise vorbereitet.
Von Jörg Richter
Lampertswalde. Der Weihnachtsmann lebt in der Fantasie der Kinder am Nordpol. Dort, wo das Polarlicht am nächtlichen Himmel tanzt, steht seine Werkstatt. Und sicherlich gibt es dort Förderbänder, die nicht still stehen. Genauso wie in der großen Halle des Amazon-Verteilzentrums in Lampertswalde. Auch hier packen Helfer des Weihnachtsmanns fleißig mit an – auch wenn es keine Wichtel mit spitzen Ohren sind.
Seit Wochen läuft beim Internet-Versandriesen das Weihnachtsgeschäft. Hier wird es „Peak“ genannt. Der englische Begriff steht für Gipfel und Spitze und beschreibt, dass mehr Pakete unterwegs sind als sonst. In Lampertswalde sind es bis zu 30.000 Pakete mehr am Tag, bestätigt Standortleiter Henry Börnicke. Normal seien etwa 50.000.
Statt einer Weihnachtsmannmütze trägt er ein Basecap. „Lampe“ steht drauf, so wie der Ort in der Region auch genannt wird. Eine Glühbirne mit Gesicht ist deshalb das Symbol für dieses Amazon-Verteilzentrum, von denen es in Deutschland mehr als 60 gibt. Börnicke berichtet, dass das Symbol für Amazon Bremen natürlich die Bremer Stadtmusikanten sind, für Amazon Magdeburg ein Trabbi.
Knapp 400 Transporter werden beladen
Sachsen besitzt drei Verteilzentren. Neben Lampertswalde stehen die beiden anderen relativ nah beieinander in Leipzig und Schkeuditz. Wegen der Nähe zum Flughafen und den beiden Autobahnen A9 und A14, so Börnicke.
Die Nähe zur A13 war einst der Ausschlag dafür, dass sich Amazon in „Lampe“ niedergelassen hat und mit dem ehemaligen Lidl-Lager eine ausreichend große Immobilie vorfand. Von hieraus bringen täglich knapp 400 Transporter die Päckchen und Pakete zu den Menschen in Ostsachsen und Südbrandenburg, bis kurz vor Cottbus. Der erste Schwung startet 10.30 Uhr. Doch bevor es so weit ist, müssen die Nacht- und die Frühschicht im hiesigen Verteilzentrum ran.
Die Nachtschicht beginnt normalerweise um 2 Uhr morgens. „Jetzt in der Weihnachtszeit schon eine Stunde eher, damit die Arbeit entspannter ist“, sagt Marco Sczepanski, der Leiter der Frühschicht. Ab 8.45 Uhr kommen seine Leute dazu und unterstützen die Kollegen, die halb zehn Feierabend haben.

Rund 30 Lkw bringen jede Nacht ihre Fracht aus den neun deutschen Sortierzentren, die von bundesweit 20 Logistikzentren beliefert werden, wo die Bestellungen eingehen und verpackt werden. In Lampertswalde angekommen, werden alle Pakete unsortiert in blaue Gitterboxen gelegt und zur Förderbandstrecke geschoben. Hier werden die Adressen mit Handscanner eingelesen. Fast gleichzeitig spucken sie gelbe Aufkleber mit Buchstaben- und Zahlencodes aus, mit denen die Pakete beklebt werden.
„Ein Computer errechnet im Hintergrund bereits die Route und stellt die einzelnen Taschen mit den Paketen zusammen“, sagt Pressesprecher Steffen Adler. Das Computerprogramm sei sogar in der Lage, selbstständig zu lernen. „Es merkt sich, wenn es auf einer Strecke regelmäßig Staus oder Unfälle gibt.“ Kommt so was öfter vor, berechne es vor vorne herein eine andere Route.
Am anderen Ende der Förderbandstrecke nehmen Amazon-Mitarbeiter die Pakete mit den entsprechenden Codes entgegen. Ein Miniscanner am Handgelenk erleichtert ihnen die Arbeit. So kommt es zu keinen Verwechslungen.
Andere packen sie in Taschen, in denen bis zu 18 Päckchen und Pakete Platz haben. Auch hier helfen Miniscanner, damit jedes Paket in die für ihn bestimmte Tasche gelangt. Ist alles korrekt, leuchten LED-Lichter auf. Wird ein Päckchen in eine falsche Tasche gelegt, ertönt ein Warnsignal.
Der Inhalt einer Tasche darf maximal 23 Kilogramm schwer sein. Alle Pakete, die schwerer sind, lässt Amazon von anderen Paketdiensten transportieren. Doch nicht alle Pakete, die groß sind, müssen auch schwer sein. In einem steckt ein Kinderfahrrad. Es wiegt nur elf Kilo. Aber keine Sorge, auch dieses Geschenk kommt mit einem der Amazon-Transporter an sein Ziel.
Die Frühschicht hat mittlerweile ihre Arbeit aufgenommen und verteilt die Taschen auf Gitterwagen. Wieder genau nach Plan und mithilfe der Handscanner. So gelangen die Taschen in die Nachbarhalle, wo in ein paar Minuten die ersten 56 Transporter hinein fahren werden, um sie einzuladen.
Wie in der Nachtschicht sind auch in der Frühschicht alle Hautfarben vertreten. Schichtleiter Marco Sczepanski hat damit keine Probleme. „Für mich zählt nicht, wo meine Leute herkommen, sondern dass wir ein Team sind“, sagt der 39-jährige Schönfelder.
Mitarbeiter aus 30 Nationen
Wie Adler bestätigt, besteht die Stammbelegschaft bei Amazon in Lampertswalde aus 160 Mitarbeitern. Im Weihnachtsgeschäft kommen etwa 25 noch dazu. Sie stammen aus rund 30 Nationen. Viele davon aus Osteuropa, Asien und Afrika. Deutsch und Englisch wechseln sich als Dienstsprachen ab. Ganz ohne Zwang. So wie es gebraucht wird.
Gegen 10.10 Uhr dürfen die ersten Transporter in die Nachbarhalle fahren und stellen sich hintereinander in mehreren Reihen auf. 20 Minuten haben die Fahrer Zeit, ihre Autos zu beladen. Bis zu 14 Taschen passen hinein.
„Wir versuchen, die Fahrer im gleichen Gebiet einzusetzen, damit sie Ortskenntnisse haben“, sagt Adler. Es gebe aber auch Fahrer, die von sich aus lieber mal eine andere Route fahren, um Abwechslung zu haben. Und andererseits gebe es auch Routen, die bei vielen Fahrern nicht beliebt sind. Im Winter seien es zum Beispiel die Touren ins Erzgebirge, weil sie dann bei Schnee und Glatteis langsamer fahren müssen und dadurch später nach Hause kommen. Im Sommer seien die ersten Fahrer gegen 16 Uhr zurück. Im Winter schaffen es die meisten zwischen 18 und 20 Uhr.
Dass das Fahren bei Schnee und im Dunkeln anstrengender ist, weiß auch Franz Landgraf. Dem Freitaler gefällt aber trotzdem die Adventszeit ganz besonders: „Denn wenn es in Richtung Weihnachten geht, hört man öfter mal ein Dankeschön.“