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Kübler & Niethammer stellt Insolvenzantrag

Nun ist es amtlich. Die traditionsreiche Papierfabrik "Kübler & Niethammer" in Kriebethal hat Ende März einen Insolvenzantrag gestellt. Wie es nun weitergeht.

Lesedauer: 2 Minuten

Zu sehen ist das Produktionsgelände der Kübler & Niethammer in Kriebethal.
Nachdem bereits Mitte März die Produktion bei Kübler & Niethammer in Kriebethal eingestellt worden ist, hat die Geschäftsleitung jetzt Insolvenz angemeldet.

KriebethalSeit Mitte März stehen die Maschinen in der Papierfabrik Kübler & Niethammer am Standort Kriebethal still. Kurz davor waren die rund 130 Mitarbeiter bei einer Betriebsversammlung darüber informiert worden, dass die Produktion eingestellt werden muss. Jetzt hat die Geschäftsleitung einen Eigeninsolvenzantrag beim Amtsgericht Chemnitz gestellt.

Begründet wurde die wirtschaftliche Schieflage des Unternehmens mit einem seit Jahren rückläufigen Markt für sogenannte LWC-Papiere. Dabei handelt es sich um Verpackungspapier und Etiketten für die Getränkeindustrie, die zuletzt bei Kübler & Niethammer in Kriebethal hergestellt wurden.

Steigende Energiepreise

„Die negative Entwicklung hat sich seit der Ukrainekrise deutlich beschleunigt. Die seit 2022 sprunghaft angestiegenen Energiekosten haben die Papierproduktion zudem stark verteuert“, teilt die Firmenleitung der Fesco GmbH, ein Unternehmen der Schönfelder Gruppe aus Annaberg-Buchholz, mit. Dem Unternehmen sei es daher zuletzt nicht mehr möglich gewesen, Papier zu international wettbewerbsfähigen Preisen herzustellen.

Um eine rechtssichere Grundlage für weitere Restrukturierungsmaßnahmen zu schaffen, sei am 30. März durch die Geschäftsführer der Kübler & Niethammer Papierfabrik Kriebstein GmbH beim Amtsgericht Chemnitz Eigeninsolvenzantrag gestellt worden.

Viertes Insolvenzverfahren

Das Kriebethaler Traditionsunternehmen durchläuft damit bereits das vierte Insolvenzverfahren in den zurückliegenden knapp 20 Jahren. Erstmals musste die Firma 2005 Insolvenz anmelden. Nach der Insolvenz in den Jahren 2017/2018 hatte das Unternehmen den Wechsel weg vom LWC-Papier hin zu Sorten mit besseren Margen eingeleitet und sich als einziger Anbieter für nass- und laugenfeste Etikettenpapiere aus 100 Prozent Altpapier etabliert. Dann kam 2019 die neuerliche Insolvenz, aus der die Fesco GmbH, Teil einer Unternehmensgruppe aus Annaberg-Buchholz, Kübler & Niethammer im September 2020 rettete.

Wie schon bei der vorangegangenen Insolvenz wurde auch diesmal Rechtsanwalt Hubert Ampferl zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt. „Wir sind seit Ende vergangener Woche vor Ort und sind dabei, uns einen ersten Überblick zu verschaffen. Detaillierte Auskünfte sind zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht möglich“, sagte Raik Kilper, Sprecher der Rechtsanwaltskanzlei Dr. Beck & Partner GbR, in der auch der vorläufige Insolvenzverwalter Hubert Ampferl tätig ist. Gesichert sind die Löhne und Gehälter der 127 Mitarbeiter zunächst bis Ende Mai über das von der Bundesagentur für Arbeit gezahlte Insolvenzgeld, so Kilper.

Laut Klaus Wirth, Gewerkschaftssekretär der IG Bergbau-Chemie-Energie, deute das darauf hin, dass die März-Gehälter bereits nicht mehr durch das Unternehmen gezahlt werden. Insolvenzgeld gibt es für längstens drei Monate. Wirth kritisiert, dass die Belegschaft von der Geschäftsführung viel zu kurzfristig über die wirtschaftliche Schieflage informiert worden sei. „In so kurzer Zeit einen Interessensausgleich oder einen Sozialplan zu erarbeiten, das ist nicht zu schaffen“, sagte er. Wirth war bei der Betriebsversammlung Mitte März selbst vor Ort. Obwohl schon seit längerem in Kurzarbeit gearbeitet wurde, seien die Beschäftigten von der Schließung überrascht worden. „Niemand wusste zu dem Zeitpunkt wie es weitergeht, ob und wann der Lohn noch gezahlt werden kann“, so Wirth.

Potenzial vorhanden

Hoffnung, das Unternehmen erneut aus der Insolvenz herauszubekommen, bestünde aber. „Die technisch hochwertige Recycling-Anlage und das eigene Kraftwerk bieten Potenziale für die weitere Entwicklung am Standort Kriebstein“, so Kilper. Wie diese aussehen könnte, sei Gegenstand der Arbeit in den nächsten Wochen. „Geschäftsführung und Insolvenzverwalter werden sämtliche Handlungsoptionen prüfen“, so Kilper.

Nach Bekanntwerden, dass die Produktion bei Kübler & Niethammer eingestellt werden muss, hatte der benachbarte Hygienepapier-Hersteller Wepa ein Hilfsangebot unterbreitet. „In dieser besonderen Situation möchten wir als Unternehmen, das ebenfalls der Papierindustrie angehört, unsere Unterstützungsbereitschaft signalisieren. Dort, wo es uns möglich ist, werden wir versuchen, betroffene Mitarbeitende der Firma Kübler & Niethammer bei Wepa zu übernehmen“, sagte Tim Vormweg, Pressesprecher der Wepa Hygieneprodukte GmbH vor zwei Wochen.

Dieser Beitrag wurde am 3. April um 15.30 Uhr mit den Angaben der Gewerkschaft IG Bergbau-Chemie-Energie (IG BCE) ergänzt.

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