Suche
Suche

Leere Schaufenster: Wie kann die Hauptstraße in Dresden attraktiver werden?

Das äußere Erscheinungsbild stimmt, die Hauptstraße ist ein wunderschöner Boulevard. Doch rund zehn Läden stehen leer. Wie wieder mehr Leben auf die Flaniermeile kommen soll.

Lesedauer: 4 Minuten

Man sieht René Arndt, Vorsitzende des Handels- und Kulturvereins "Hauptsache Hauptstraße" in Dresden
René Arndt ist der Vorsitzende des Handels- und Kulturvereins "Hauptsache Hauptstraße" in Dresden, der die Einkaufsstraße attraktiver machen will. © René Meinig

Von Kay Haufe

Dresden. Drei Tage Schaubudensommer in der vergangenen Woche haben der Hauptstraße gutgetan. Nicht nur, dass sich manche Bäume in völlig neuem Kleid gezeigt und dem Boulevard ein verändertes Erscheinungsbild verpasst haben. Plötzlich war richtig viel Leben da zwischen Kunst- und Theaterdarbietungen inmitten der breiten Wiesenstreifen.

So schön die Hauptstraße als Flaniermeile mit ihren geschmackvoll bepflanzten Beeten, sprudelnden Brunnen und den in diesem Frühjahr zurückgekehrten Sandsteinskulpturen „Architektur“ und „Das Lied“ ist, so deutlich sieht man anhand leerer Schaufenster, dass sie Probleme hat. Manche Händler und Gastronomen geben auf, weil sie nicht genug Umsatz erwirtschaften.

Mit mehreren Pop-up-Stores wurde versucht, leerstehende Geschäfte zu beleben. Das hat funktioniert, ist aber keine dauerhafte Lösung.
© René Meinig

Einer, der schon viele Jahre an unterschiedlichen Stellen der Hauptstraße als Händler ansässig war und ist, ist René Arndt. Der Geschäftsführer von Technik Ambiente Dresden verfolgt die Entwicklung des Boulevards genau und versucht, sie mit dem Handels- und Kulturverein Hauptstraße positiv zu gestalten. Er sieht den Leerstand, rund zehn Läden sind geschlossen, als kritisch, aber nicht dramatisch. „Immerhin signalisieren die leeren Schaufenster auch, dass es hier Möglichkeiten für neue Investoren gibt.“

Seit Corona habe sich das Einkaufsverhalten geändert. Er selbst ist mit seinem Geschäft von einer sehr zentralen Stelle auf der Hauptstraße zur Kreuzung mit der Metzer Straße auf den Neustädter Markt 1 gezogen, abseits der Fußgängerströme. „Ich brauchte mehr Platz und unsere Kunden finden uns trotzdem, weil sie gezielt und meist per vorheriger Internetrecherche zu uns kommen.“ Aus seiner Sicht ist das bloße Warten auf Kundschaft, die vorbeiflaniert, nicht mehr zeitgemäß.

Neue Kunden über Veranstaltungen anlocken

Der Vereinsvorsitzende weiß aber auch genau, wie wichtig es ist, neue Kunden über Veranstaltungen auf die Hauptstraße aufmerksam zu machen. „Der Schaubudensommer hat das gut gezeigt.“ Schon in der kommenden Woche wird mit dem Weinsommer 2024 vom 11. bis 14. Juli wieder ein anderes Publikum angesprochen. Am 10. August findet von 14 bis 18 Uhr das traditionelle Kinderfest statt. Eine Stunde länger als bisher. „Es steckt viel Vorbereitung darin und kostet Geld. Deshalb ist selbst diese Stunde für uns ein großer Aufwand“, erklärt René Arndt.

Um die Hauptstraße in der dunklen Jahreszeit etwas attraktiver zu gestalten, hat der Verein Lüster angeschafft, die vor Geschäften von Mitgliedern für eine angenehme Stimmung sorgen sollen. Sie werden jeweils zur Zeitumstellung im Oktober aufgehängt und Ende März wieder abgenommen.

Auch bei der Stadtverwaltung ist der Leerstand auf der Hauptstraße nicht unbemerkt geblieben. „Ein gravierendes Ladensterben kann nicht ausgemacht werden. Gleichwohl ist in den vergangenen etwa zwei bis drei Jahren ein Anstieg leerstehender Ladenlokale in der Innenstadt zu verzeichnen“, hat Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) jüngst auf Anfrage eines AfD-Stadtrates geantwortet. Aktuell habe der Leerstand vor allem auf der Hauptstraße und der Wallstraße zugenommen.

Schon seit über einem Jahr werden keine griechischen Speisen mehr im ehemaligen Restaurant „Kalimera“ mehr verkauft, noch hat sich kein Nachmieter gefunden.
© René Meinig

Um Ursachen dafür auszumachen und Lösungen zu finden, hatte die Stadt 2022 ein neues Einkaufs- und Zentrenkonzept beauftragt. Darin wurde dem Handel auf der Hauptstraße Stagnation bescheinigt, sie habe ein zu touristisches Angebot, aber die Touristen würden es oft gar nicht von der Altstadt in die Neustadt schaffen.

Doch an dieser Situation habe sich mit Fertigstellung der Augustusbrücke einiges geändert, sagt René Arndt. „Natürlich war es eine Katastrophe, dass sich die Bauzeit der Brücke von zwei auf fünf Jahre verzögert hat. Aber inzwischen ist sie voller Spaziergänger und mit dem Archiv der Avantgarden im Blockhaus ist ein neuer Anziehungspunkt entstanden, der Gäste auf die Neustädter Seite lockt.“

Rasende Radfahrer tun dem Boulevard nicht gut

Auch das Angebot der Läden ist im Wandel. Inzwischen sind Dienstleistungen wie ein Friseur oder ein Nagelstudio zu finden, demnächst soll ein Immobilienbüro öffnen. „Manches aus der zweiten Reihe wird jetzt direkt in die Lauflage ziehen“, ist René Arndt überzeugt, denn Handel bedeute ständiger Wandel.

Als großes Manko betrachtet er die vielen Radfahrer, die auf allen drei Bereichen der Hauptstraße unterwegs sind, einige in rasantem Tempo. „Ich dachte, dass mit dem Ausbau der Radweg auf der Alberstraße das Radfahren auf der Hauptstraße untersagt wird. Aber während auf der Albertstraße nur vereinzelt Radfahrer zu sehen sind, nehmen sie auf der Hauptstraße immer mehr zu.“

Für eine Einkaufsstraße sei das nicht förderlich. „Kinder müssen Sie hier an der Hand behalten. Das ist schade. Ich habe mir extra ein Geschwindigkeitsmessgerät gekauft: Der schnellste Radfahrer war mit 35 Kilometern pro Stunde unterwegs.“ Gespräche mit dem Leiter des Stadtbezirksamtes zu rasenden Radfahrern hätten auch nicht zu einer Lösung geführt.

Auch das Geschäft „Gänselies“ schließt und verkauft die letzten Waren.
© René Meinig

Für Guram Dobrindt sind Radfahrer kein Problem für die Hauptstraße. „Die ist breit genug für viele Nutzer“, sagt der Gastronom, der Ende 2022 das Lokal „Löwe“ auf der Hauptstraße aus einem dreijährigen Dämmerschlaf wiedererweckt hat. Doch er habe sich das erste Jahr tatsächlich „etwas einfacher vorgestellt“. Das liege aus seiner Sicht auch daran, dass diese Straße und auch ihr Publikum „vergreist“ seien. Und die Händler wären mit dieser Kundenstruktur zufrieden und würden nichts unternehmen, um diese zu verändern.

Das könnte Sie auch interessieren: