Siiri Klose
Liebenau. Liebenau gilt nach wie vor als einer von zwei möglichen Standorten für die geplante Aufbereitungsanlage der Zinnwald Lithium GmbH (ZL). Der andere liegt in Bärenstein. Derzeit bereitet die ZL ein Konzept mit zwei Varianten für die Landesdirektion Sachsen vor, die es dann einer Raumverträglichkeitsprüfung unterziehen wird. „Da geht es dann um die menschen- und umweltverträglichste Lösung“, sagte Joachim Brockpähler vom Referat Raumordnung und Stadtentwicklung.

Quelle: Egbert Kamprath
Ihn hatte der Liebenauer Ortschaftsrat am Donnerstagabend als Vertreter der Landesdirektion zu einer Informationsveranstaltung geladen, genauso wie auch Landrat Michael Geisler (CDU), den ZL-Geschäftsführer Marko Uhlig und den Leiter des Rechtsreferates des Sächsischen Oberbergamtes Falk Ebersbach. Vor den rund 180 Bürgern, die in die Liebenauer Kulturscheune gekommen waren, sprach also das geballte Fachwissen zu den rechtlichen und fachlichen Seiten beim Lithiumabbau – und stellte sich ihren Fragen.
Bürgerfragen zum Lithiumabbau
Lohnt sich der Lithiumabbau in Zinnwald überhaupt?
In Zinnwald liegt die zweitgrößte europäische Lithium-Lagerstätte. Zählt man die Ausdehnung auf der tschechischen Seite dazu, ist es die größte. Das Vorkommen verspricht eine Ausbeute von jährlich rund 12.000 Tonnen Lithiumhydroxid in einem Zeitraum von 35 Jahren. „Und das in der Mitte vieler potenzieller Abnehmer“, sagte Marko Uhlig. Außer in Batterien ist Lithium auch ein Grundstoff in Glas, Keramik und Schmierstoffen. Lithium gehört zu den kritischen Rohstoffen, bei denen es das erklärte Ziel der EU, Deutschlands und Sachsens sei, sich von China unabhängig zu machen, „und bei den Marktpreisen mit am Tisch zu sitzen“, wie Uhlig es formulierte.
Was plant die Zinnwald Lithium zurzeit?
Das Unternehmen komme deshalb bei der Vorbereitung der Variantenprüfung nicht weiter, weil es zusammen mit dem finnischen Erzaufbereitungs-Unternehmen Metso ein neues Aufbereitungsverfahren anstrebt: „Wir sind momentan bei Auslaugungstests.“ Herkömmlich wird das lithiumhaltige Erz, nachdem es zu Sand pulverisiert wurde, mit einem Magneten vom tauben Gestein getrennt, dann erhitzt und in Wasser gelöst, „dabei entsteht eine Lauge, aus der sich das Lithiumhydroxid als Salz auskristallisieren lässt.“

Quelle: Egbert Kamprath
Üblicherweise würde dazu auch Kalk und Gips beigegeben, bei dem Metso-Verfahren jedoch nicht. „Das heißt: weniger Wasser, Abfälle, Energie, auch die Aufbereitung würde kleiner ausfallen.“ Doch weil die Testungen noch nicht produktionsreif sind, lässt sich auch die Aufbereitung noch nicht richtig planen, „jetzt lässt sich noch nichts über die Größe und den Wasserverbrauch sagen“, sagte Uhlig.
Wohin mit dem tauben Gestein und den Abfällen?
Pro Jahr soll etwa 1,5 Millionen Tonnen Gestein in Zinnwald gefördert werden. „60 bis 70 Prozent bleibt im Berg zurück, um die Hohlräume zu verschließen“, sagte Uhlig. Je nachdem, wo die Aufbereitung ihren Platz findet, sollen 30 bis 40 Prozent der Sande, die nach der magnetischen Abscheidung des Lithiums übrig bleiben, in der Schwemmkippe bei Bärenstein oder auf einer Halde bei Liebenau abgelagert werden. „Natürlich würde der Untergrund dieser Halde vorher entsprechend befestigt“, so Uhlig.
Thema Wasser: Wie viel braucht die Zinnwald Lithium?
Aus dem Publikum kamen häufig Nachfragen zu dem absehbaren Wasserverbrauch der Lithiumgewinnung. Weil noch nicht feststünde, welche Technologie zur Anwendung kommt, könne er darüber noch nichts sagen, merkte Uhlig an. Weil im Raum Altenberg über dem Granit- und Porphyrgestein des Erzgebirges keine breite Erdschicht sei, würde Wasser hier schnell abfließen, „was wir wesentlich weiter unten mit dem Gestein machen, hat keinen Einfluss auf Ihr Brunnenwasser.“ Wasser, was seinen Anlagen „zufließen“ würde, würden sie mit Sicherheit auch nutzen. Ein Mann aus dem Fachgremium verwies darauf, dass dieses Brauchwasser innerhalb der Lithiumgewinnung im Kreislauf gehalten würde.
Warum wird keine Aufbereitung in Tschechien angestrebt?
Weil Geomet, eine Firma des tschechischen staatlichen Energieunternehmens ČEZ, direkt hinter der Grenze ebenfalls die Erschließung des Lithiums plant, drängen sich Fragen nach einer Zusammenarbeit auf. Es gäbe ein gemeinsames hydrologisches Modell, auch Kompensationsmaßnahmen würden grenzübergreifend geplant. Doch die Aufbereitung sei nur auf der jeweils eigenen Seite ökonomisch und ökologisch vertretbar. Je weiter entfernt die Aufbereitung vom Stollenmundloch entfernt liegt, desto aufwändiger, teurer und belastender wird die Transportlogistik. Deshalb käme auch das alte Gelände des VEB Zinnerz in Altenberg nicht infrage: „Dort müsste das ganze Gestein über enge, kurvige Straßen transportiert werden“, sagte Uhlig.
Wer haftet für eventuelle Rissschäden an Häusern?
Unterirdische Sprengungen wird es geben – zum einen für den Abbau, zum anderen für Tunnel. Wenn die Aufbereitung tatsächlich nach Bärenstein kommt, ist einer von Zinnwald nach Altenberg geplant. Kommt sie nach Liebenau, soll der Tunnel unter Geising und Löwenhain nach Liebenau geführt werden. Könnten die nötigen Fels- und Erdarbeiten zu Rissen in Häusern führen? Und wenn ja, liegt die Beweislast bei den Eigentümern?
Zunächst einmal würden Bergwerke nur eine Genehmigung bekommen, wenn sie vorher dem Staat eine Bürgschaft gewähren. Für den Fall einer Insolvenz soll so gesichert sein, dass dennoch eine bestimmte Summe für Schadenbeseitigungen vorhanden ist, sagte Falk Ebersbach vom Oberbergamt. Dabei geht es allerdings vor allem um Belange der Landschaftspflege. Wenn feststeht, wie die Tunnel verlaufen, ließe sich vor den Bohrungen Begehungen mit einem Bauingenieur organisieren, um ihren Zustand zu dokumentieren.