Johannes Unger, der seit gut einem Jahr Eigentümer der Malzfabrik in Großharthau ist, hat Umzugspläne. Er möchte den Betrieb fortführen, allerdings nicht am bisherigen Standort. Er plant, die Produktion in den Gödaer Ortsteil Spittwitz zu verlagern. Dort ist der 31-Jährige einer der Inhaber und Geschäftsführer der Rätze-Mühle. Die Malzfabrik, sagte Johannes Unger im Gespräch, soll als selbstständiges Unternehmen erhalten bleiben und am neuen Standort weiter wachsen. Auch mit der Aussicht, neue Jobs zu schaffen.
Der Unternehmer, der Vater von zwei kleinen Kindern ist, nennt vor allem die zeitliche Belastung und die viele Arbeit als Gründe, sich hinsichtlich der Malzfabrik neu zu orientieren. Statt mehrmals in der Woche zwischen Spittwitz und Großharthau hin- und herzufahren, möchte er die Produktion an einem Standort konzentrieren und dafür vorhandene Gebäude in Spittwitz nutzen. Frühestens 2020 soll der Umzug erfolgen.
Von der Immobilie der Malzfabrik an der B 6 in Großharthau möchte er sich dagegen trennen. Das Gebäude steht samt dem 6 000 Quadratmeter großen Grundstück zum Verkauf. Angeboten wird es bei Ebay-Kleinanzeigen für 299 999 Euro – Verhandlungsbasis. Neben den Produktionsflächen befinden sich im Haus fünf Wohnungen, die alle vermietet sind. Eine weitere wird zurzeit ausgebaut. Platz wäre nach Schätzung des Eigentümers noch für bis zu zehn zusätzliche Wohnungen. Zudem bietet das Areal Platz für Gewerbe.
Seinen Start als Eigentümer der Malzfabrik bewertet Johannes Unger als erfolgreich. Er investierte im ersten Jahr rund 30 000 Euro in Großharthau – vor allem in den Maschinenpark, aber auch, um Wohnungen zu modernisieren. Die Produktion wurde um rund zehn Prozent gesteiert. Er beschäftigt in der Malzherstellung zurzeit zwei Mitarbeiter in Teilzeit. Nach dem Umzug nach Spittwitz sollen diese Arbeitsplätze in Vollzeitstellen umgewandelt werden. Der geplante Umzug soll sich nicht nur zeitlich, sondern auch betriebswirtschaftlich rechnen. Als Beispiel nennt Johannes Unger die Energieeffizienz. So könnte die Abwärme aus der Mühle fürs Heizen genutzt werden.
"Die Malzfabrik bleibt der Region erhalten", betont Johannes Unger seinen Anspruch. Schon vor einem Jahr hob der Müllermeister und studierte Anlagentechniker gegenüber der SZ den Nutzen regionaler Kreisläufe mit kurzen Wegen und Produzenten hervor, die man kennt. Was auf den Feldern der Region wächst, soll in der Region auch verarbeitet und vermarktet werden. So hält man es in der Rätze-Mühle – sie ist aktuell Arbeitgeber für fast 20 Frauen und Männer – seit Generationen, und so ist es auch der Anspruch für die Malzfabrik. "Mühle und Malz gehören seit je her zusammen", sagt Johannes Unger. Dabei braucht er nur ins benachbarte Rothnaußlitz zu schauen. Das Haus seiner Tante beherbergte einst eine Brauerei.
Mit dem geplanten Umzug ins etwa 15 Kilometer entfernte Spittwitz geht in Großharthau eine rund 150 Jahre alte Betriebstradition zu Ende. Seit dem Jahr 1873 wird dort Backmalz hergestellt. In der DDR belieferte das Werk über 400 Kunden landesweit, aktuell sind es rund 30, vornehmlich Bäckereien, aber auch fleischverarbeitende Betriebe. Johannes Unger möchte den Markt ausbauen, auch indem er auf Direktvermarktung setzt. Er bietet dabei auch Mengen an, wie sie Otto Normalverbraucher benötigt. Dafür gibt es zum Beispiel ein 300 Gramm-Glas mit Gerstenmalzextrakt, das für rund drei Euro als Brotaufstrich verkauft wird. Kaufen kann man es im Spittwitzer Mühlenladen, im Hofladen Menzel in Rammenau und in einigen anderen Geschäften, die regionale Produkte anbieten. Geplant sind außerdem neue Malz-Produkte, darunter für Backmittel, stellt der Unternehmer in Aussicht.
Gesundes Lebensmittel
Die Herstellung: Die Grundzutat ist Gerste. Sie wird geschrotet. Aus dem Gerstenschrot wird mit Wasser eine Maische hergestellt. Diese wird ziehen gelassen, wodurch der Malzzucker entsteht. Durch das anschließende Vakuumkochen wird der Masse schonend Wasser entzogen und es entsteht das gewünschte Malzextrakt. Das natürliche Herstellungsverfahren garantiert, dass die durch eigene Enzyme gelösten Inhaltsstoffe im Endprodukt vollständig enthalten sind.
Die Verwendung: Hauptabnehmer sind Bäckereien. Backmalz wird in Backmischungen, Backmitteln und Fertigmehlen eingesetzt. Auch Fleischereien nutzen Malzextrakt. Man findet es ebenso in Süßspeisen, Desserts, Soßen sowie in Diätprodukten.
Von Ingolf Reinsch
Repro : WiS