Hohnstein. Das ehemalige DDR-Ferienheim und späteres Gasthaus „Am Hohen Stein“ auf dem Marktplatz in Hohnstein sieht von innen eher wie ein Abrisshaus aus. Wer das Objekt noch aus besseren Zeiten kennt, der erkennt es beim Betreten kaum wieder. Vieles wurde zerstört. Zum Glück blieb die Treppe verschont – wohl das einzige, was in dem denkmalgeschützten Gebäude noch zu gebrauchen ist.
Nach vielen Jahren des Verfalls gibt es aber jetzt neue Eigentümer und die Hoffnung, dass das Haus in 1-A-Lage für Hohnstein erhalten bleibt. Dafür wollen André Rothe und Thomas Ringel sorgen, zwei Einwohner aus Hohnsteiner Ortsteilen. Sie haben das Gebäude, welches bei der Sächsischen Grundstücksauktion unter den Hammer kam, ersteigert. Zu welchem Preis, das wollen sie nicht sagen. Aber laut Auktionatoren hat es mehrere Bieter gegeben.

Quelle: Karl-Ludwig Oberthür
Das Haus war insgesamt dreimal in der Versteigerung. Zuletzt bewirtschaftet wurde es bis 1995 als Gaststätte. Es gab zwei Vorbesitzer. Diese sowie die 30 Jahre Leerstand haben ihre Spuren hinterlassen. Der einstige Anbau mit Saal musste bereits von dem ehemaligen Eigentümer wegen Einsturzgefahr abgerissen werden.
André Rothe und Thomas Ringel kennen sich bereits von anderen gemeinsamen Projekten. Nun wollen sie auch in Hohnstein ihre Pläne umsetzen. „Wir kannten das Gebäude nur von außen. Aber es ist ein Blickfang für Hohnstein, für den Markt“, sagt André Rothe. Und gefallen habe es den beiden schon immer.„Es wird nicht von heute auf morgen gehen. Wir wollen viel in Eigenleistung machen. Und einheimische Firmen mit einbeziehen“, so Thomas Ringel.

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Das älteste Gasthaus von Hohnstein
Beide sind Besitzer eines geschichtsträchtigen Gebäudes geworden. In Hohnstein gilt es als ältestes Gasthaus, da es bereits 1807 die Konzession zum Bierausschank erhalten hatte. Das Ensemble besteht aus zwei Gebäuden. Zum einen ist es das denkmalgeschützte ehemalige Ferienheim. Das Baujahr wird mit 18./19. Jahrhundert angegeben. Zum anderen ist es ein ebenfalls unter Denkmalschutz stehendes Wohnhaus, welches in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts errichtet wurde. Im Erdgeschoss des Ferienheimes befand sich einst die Gaststätte.

Quelle: Karl-Ludwig Oberthür
Bekannt war in Hohnstein vor allem Familie Haselhuhn, die das Hotel „Zur Sächsischen Schweiz“, wie es damals noch hieß, vermutlich bis zum Jahr 1965 geführt hatte. In einer Werbeanzeige von Theodor Haselhuhn ist unter anderem zu lesen: „Durch seine herrliche Lage im Herzen der Sächsischen Schweiz seit Jahren als beliebte Sommerfrische anerkannt.“ Es gab bereits einen Fernsprecher und Zentralheizung. Irgendwann ist Familie Haselhuhn aus unbekannten Gründen offenbar plötzlich abgetaucht. Das Objekt wurde zu DDR-Zeiten ein bekanntes Ferienheim und hieß „Am Hohen Stein“.

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Postkarten zeigen den Glanz von einst

Quelle: Karl-Ludwig Oberthür
Andere historische Unterlagen finden sich keine. Bis auf ein paar Postkarten, welche die jetzigen Besitzer verstreut in allen Räumen gefunden haben. Darauf ist der einstige Glanz noch zu sehen. Mondäne Sitzecken im Rondell und ein kunstvoll gestalteter großer Kachelofen. Auch den gibt es nicht mehr. Die Vorbesitzer haben offenbar mit einigen Umbauten wieder beginnen wollen, so zum Beispiel in den Fremdenzimmern. Dort wurden neue Heizungsrohre verlegt und Heizkörper montiert. Aber auch die sind verschwunden. Die beiden Schornsteine wurden ebenfalls entfernt. An ihrer Stelle klaffen große Löcher.

Quelle: Karl-Ludwig Oberthür
Erstmals wieder für erste Blicke offen
Die Hohnsteiner selbst konnten nur nach der Wende noch in die ehemalige Gaststätte. Deshalb waren viele auch neugierig, wie es denn jetzt innen aussieht. André Rothe und Thomas Ringel hatten deshalb zum Weihnachtsmarkt in Hohnstein erstmals die Türen für die Öffentlichkeit geöffnet. „Das Angebot wurde gut angenommen. Es kamen auch viele, die hier einmal gearbeitet haben“, sagt Thomas Ringel. Für die Besucher musste der aktuelle Zustand wohl auch ein Schock gewesen sein.
Erste Pläne für die Zukunft
Wie es mit dem Haus weitergehen soll, wird derzeit geplant. Zunächst muss alles einzeln vom Denkmalschutz begutachtet werden. Danach könne man weiter entscheiden, so die Besitzer.
Wir sind sehr froh darüber – Daniel Brade, Bürgermeister
Plan ist, wieder Übernachtungen anzubieten und den Saal auszubauen, um diesen den Hohnsteinern wieder zur Verfügung zu stellen. Bürgermeister Daniel Brade (SPD) hat die Unterstützung der Stadt zugesichert. „Wir sind sehr froh darüber. Im Rahmen der Stadtsanierungsmittel sind wir mit beiden im Gespräch“, sagt er.
Vor vielen Jahren hatte die Stadt selbst einmal erwogen, das Ensemble zu kaufen. Allerdings fehlte zum einen das Geld und zum anderen auch die Idee, was die Stadt damit anstellen wolle. Deshalb wurden diese Pläne schnell ad acta gelegt. André Rothe und Thomas Ringel stehen nun vor diesem Mammutprojekt. „Wenn alle mitspielen und alle an einem Strang ziehen, wird es gut werden“, sagen sie. Und nicht zuletzt können auch sie auf Touristen und Wanderer hoffen. Denn am Hohnsteiner Markt endet eine der Etappe des bekannten Malerwegs in der Sächsischen Schweiz.
SZ


