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Maschinenbauer kauft Görlitzer Spezialunternehmen

Dank der Maschinen der Görlitzer Pla.to GmbH haben alte Kunststoffflaschen für Kosmetik ein zweites Leben. Jetzt hat der Firmengründer sein Unternehmen verkauft – an einen großen Partner.

Lesedauer: 3 Minuten

Sebastian Beutler

Görlitz. Heinz Schnettler wird in einigen Tagen 64 Jahre alt. Das ist dem Geschäftsführer des Recycling-Spezialunternehmens Pla.to GmbH im Görlitzer Industriegebiet Hagenwerder zwar nicht anzusehen. Aber Schnettler macht sich schon seit einiger Zeit Gedanken darüber, wie seine Firma auch künftig weiter bestehen kann. Da sich auch aus der Familie kein Nachfolger anbot, musste eine andere Lösung her.

Seit Dienstagmittag ist sie bekannt. Die Vecoplan AG, ein Maschinen- und Anlagenbauer für die Zerkleinerung und Aufbereitung von Kunststoffen aus Bad Marienberg (Rheinland-Pfalz), übernimmt das Görlitzer Unternehmen. Heinz Schnettler wird aber noch weitere vier Jahre als Geschäftsführer in Görlitz tätig sein. So heißt es in einer gemeinsamen Mitteilung beider Firmen.

Pla.to-Maschinen zerkleinern und reinigen alte Kosmetikflaschen

Von den Größenverhältnissen kommen da zwei sehr ungleiche Partner zusammen. Die Vecoplan AG hat 580 Mitarbeiter, macht rund 140 Millionen Euro Umsatz und verfügt neben ihrem Hauptsitz in Deutschland über Niederlassungen in den USA, in Großbritannien, Spanien, Polen, Italien und Frankreich. Die Pla.to GmbH hat zehn Mitarbeiter, macht nur einige wenige Millionen Euro Umsatz pro Jahr und bezieht ihre Maschinenbauteile von sächsischen Zulieferern.

Und dennoch bietet Pla.to etwas, was Vecoplan so nicht hat: Die Trockenreinigung von alten Kunststoff-Flaschen beziehungsweise dem, was dann noch übrig ist. Denn zuerst werden beispielsweise Flaschen aus der Kosmetik und Körperpflege zerkleinert und anschließend von Überresten der Etikette oder von Fremdstoffen befreit. Das so gereinigte Kunststoff-Granulat kann dann wieder zur Produktion von neuen Verpackungen genutzt werden.

Heinz Schnettler ist mit seiner Firma Pla-to GmbH in Görlitz sehr erfolgreich. Quelle: Pawel Sosnowski

Der Reinigungsprozess geschieht vor allem mechanisch in großen Trommeln ohne den Einsatz von viel Wasser und ist damit besonders ressourcenschonend. In den vergangenen Jahren gewann diese Reinigung immer mehr an Bedeutung. Maschinen von Pla.to aus Görlitz stehen in Mexiko und Peru, in den USA und in der Ukraine, in Südafrika und Japan.

Schon bislang bestand eine strategische Zusammenarbeit zwischen Vecoplan und Pla.to. Jetzt gehen sie zusammen. Heinz Schnettler begann vor mehr als 15 Jahren, seine Firma in Görlitz aufzubauen. Pla.to hat seine Wurzeln im Grünen Punkt, dem Dualen System Deutschland. In Bergheim bei Köln hat Heinz Schnettler 13 Jahre lang daran gearbeitet, Kunststoff-Recycling preisgünstiger zu gestalten. 2008 kaufte er im Görlitzer Industriegebiet Hagenwerder ein Grundstück, wo er ab 2011 den neuen Firmensitz errichtete.

Görlitzer Standort soll erweitert werden

Der soll auch künftig wachsen. Seit drei Jahren bereitet Schnettler alles vor, um ein Nachbargrundstück zu erwerben und dort zu bauen. Daran hält er auch fest, denn Vecoplan hat zugesichert, den Görlitzer Standort zu erhalten. Vor allem ist die Erweiterung auch nötig für die größeren Maschinen, die Pla.to mittlerweile herstellt.

In ein paar Wochen wird Vecoplan auf der größten Messe für Kunststoffverarbeitung in Düsseldorf den bisher größten von Pla.to gefertigten Trockenreiniger vorstellen: Größere Maschinen können in einem Arbeitsgang mehr Kunststoffe reinigen, dadurch wird der Prozess preiswerter. Deswegen sollen neue, größere Baureihen von Trockenreinigungsanlagen in Görlitz entwickelt und gebaut werden.

Großer Partner wichtig für den Recycling-Markt

Aber nicht nur die Frage der Sicherung des Unternehmens spielte bei dem jetzigen Verkauf für Heinz Schnettler eine große Rolle. Es waren auch die größeren Möglichkeiten als Teil eines Marktführers. Das deuten beide Unternehmen auch in ihrer Presseerklärung an. „Durch die Übernahme des Unternehmens profitieren Kunden künftig von internationalem Projektmanagement, einem umfassenden Servicekonzept und den digitalen Lösungen beider Unternehmen“.

Denn einerseits sind die politischen Rahmenbedingungen für die Branche gut. Die Wiedernutzung von Kunststoffen soll an Gewicht gewinnen. So legt eine EU-Richtlinie über Verpackungen und Verpackungsabfälle eine Recyclingquote fest, die die Mitgliedstaaten erreichen müssen. Sie erhöht sich bis 2030 auf 70 Prozent. Um die Kunststoffe aufzubereiten, sind Schnettlers Maschinen nötig. Doch so ein vergleichsweise kleines Unternehmen wie die Pla.to GmbH kommt dann finanziell und bei der Vermarktung schnell an Grenzen, zumal das Geschäft sehr projektbezogen und damit sprunghaft ist. Dafür ist der größere Verbund mit Vecoplan aus Sicht des Görlitzer Unternehmers ein großer Vorteil: „Wir ergänzen uns bestens“, sagt er.

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