Ebersbach. An der Hühnerfarm Waldrose in der Gemeinde Ebersbach herrscht erstaunliche Stille. Einige Pkw stehen vor der Absperrung an den Geflügelställen mitten in der Rödernschen Heide. Ein An- und Abtransport ist aber gerade nicht zu erkennen. Doch im Pendelverkehr werden dieser Tage über 300.000 zwangsgetötete Legehennen in die Tierbeseitigungsanstalt Sachsen im nahen Lenz bei Großenhain gebracht.
Grüne Fahrzeuge mit Edelstahlcontainern holen die toten Tiere ab. Es ist in dieser Woche erneut zum Ausbruch der Vogelgrippe in den Ställen gekommen. Obwohl insgesamt nur drei von sieben Legehennen-Anlagen betroffen sind, werden auch die Tiere der nicht beeinträchtigten Ställe getötet. Nach SZ-Informationen begann die Keulung bereits am Mittwoch. Und wird vermutlich bis Weihnachten andauern.
Seit Dienstag ist Ausbruch bestätigt
Seit Dienstag ist der erneute Ausbruch der Vogelgrippe in den Ställen nahe der Autobahn 13 in Richtung Zschorna durch das Friedrich-Löffler-Institut bestätigt. Infektion mit dem hochpathogenen Virus HPAI, so die Amtsbezeichnung.
Nachdem sich Ausbrüche bei zunächst rund 80.000 Legehennen und dann bei noch einmal rund 40.000 Tieren bestätigt hatten, war ein weiterer Ausbruch in einem dritten Stall festgestellt worden. Die Hühnerfarm Waldrose ist der größte Legehennenbetrieb Sachsens und einer der größten in Deutschland.
Er gehört zum Spreehagener Vermehrungsbetrieb für Legehennen mit Sitz im brandenburgischen Bestensee. Doch dort gibt es auf Nachfrage keine Antwort. Die Geschäftsführung sei aktuell voll in die Bearbeitung des Falles und in die Zuarbeit zum Veterinäramt eingebunden, heißt es. Auskünfte könnten erst im neuen Jahr erteilt werden.
Insgesamt 600.000 Tiere am Standort
Rund 600.000 Tiere werden insgesamt rund um Radeburg gehalten: 420.000 Legehennen in den sieben Ställen an der A13 und 200.000 Aufzuchttiere an der Meißner Straße in Radeburg. Diese Ställe sind aktuell nicht von der Vogelgrippe betroffen.
Zwei Fahrer, die eigentlich schon Überstunden abfeiern sollten, wurde bereits letzte Woche wieder aktiviert. – Sylvia Schäfer, Geschäftsführerin der Tierbeseitigungsanstalt Lenz
Laut dem Ebersbacher Bürgermeister Falk Hentschel herrsche unter der umliegenden Bevölkerung Unverständnis, warum auch Ställe ohne Virusbefall rigoros geräumt werden. Zwar erhalten die Tierhalter Entschädigungen aus der Tierseuchenkasse. Doch für den Betrieb in Ebersbach bedeute der Ausbruch einen nahezu kompletten Neuanfang.

Quelle: Klaus-Dieter Brühl
In der Tierbeseitigungsanstalt Lenz bedeutet der neuerliche Fall viel Arbeit. Allerdings ist man darauf eingestellt. Nicht nur, weil schon Anfang der Woche 80.000 Legehennen aus Ebersbach verarbeitet werden mussten. Sondern auch, weil es laut Geschäftsführerin Sylvia Schäfer eine sogenannte Seuchenvorhaltung gibt. Sprich: Man sei drauf eingestellt, den Betrieb rasch vom Zwei- ins Dreischichtsystem hochzufahren. „Zwei Fahrer, die eigentlich schon Überstunden abfeiern sollten, wurde bereits letzte Woche wieder aktiviert“, sagt Sylvia Schäfer. Sie fahren die grünen Zehn-Tonnen-Transporter im Pendelverkehr. Eine Legehenne wiege etwa 1,7 Kilo. Da könne man sich ausrechnen, wie oft die Transporter hin und her müssen.
Verarbeitung zu Tiermehl und Tierfett
In Lenz werden die Tiere zu Tiermehl und Tierfett verarbeitet. Tiermehl wird in Verwertungsbetrieben verbrannt. Tierfett stehe für die Produktion von Biodiesel zur Verfügung, erklärt die Geschäftsführerin. Auch ihre Arbeit in Lenz sei „Produktion“. 55 Mitarbeiter sind hier tätig, um die Antransporte aus der Eierfarm in Ebersbach schnell zu bewältigen. „Zu Weihnachten wollen alle zu Hause sein“, nennt Schäfer den zeitlichen Rahmen.

Quelle: privat
Unterdessen wird unter den Geflügelhaltern im Umland die Idee der Schutzimpfung von Tieren gegen die Geflügelpest diskutiert. Christian Riedel, Vorsitzender des Geflügelwirtschaftsverbandes Sachsen aus Großenhain, hatte diese Forderung aktuell ins Spiel gebracht. „Wir benötigen in Deutschland unbedingt die Erlaubnis, gegen Vogelgrippe zu impfen“, sagte er.
Spaziergänger sollten wachsam sein
Spaziergänger sollten – gerade über die Feiertage – beim Umgang mit Wildvögeln wachsam sein. Und Funde von toten oder erkrankten Wildvögeln dem zuständigen Veterinäramt melden. „Tote Vögel sollen nicht angefasst werden, auch um eine Verschleppung des Erregers zu verhindern“, bittet das Landratsamt Meißen.
Das hatte eine Schutz- und Überwachungszone bis in den Landkreis Bautzen und die Stadt Dresden hinein festgelegt. Das Lebensmittelüberwachungs- und Veterinäramt ist unter der Telefonnummer 03521 7253502 oder per E-Mail an lueva@kreis-meissen.de erreichbar. Außerhalb der Sprechzeiten kann jeder Verdacht auf Vogelgrippe an die Integrierte Regionalleitstelle unter der Nummer 112 gemeldet werden.
SZ


