Mehr Wohnungs-Abriss als Neubau in Sachsen

Mehr Abriss als Neubau: Während viele Großstädte Mittel gegen Wohnungsnot suchen, haben sächsische Genossenschaften im vorigen Jahr 647 Wohnungen abgerissen und nur 301 neue gebaut. Axel Viehweger, Vorstand des Verbandes Sächsischer Wohnungsgenossenschaften, sagte am Dienstag in Dresden: „In Sachsen haben wir keinen Wohnungsmangel.“

Laut Viehweger wird der Abriss weitergehen. Für dieses Jahr seien 250 Wohnungen zum „Rückbau“ vorgesehen. Seit der Wiedervereinigung wurden in Sachsen fast 34.000 Genossenschaftswohnungen abgerissen, mit staatlichen Zuschüssen von derzeit 70 Euro pro Quadratmeter. Der Verbandschef und frühere Bauminister hält es für möglich, dass in zehn Jahren erneut Zehntausende Wohnungen verschwinden werden, weil Sachsens Bevölkerung schrumpft. Zugleich investieren die Genossenschaften allerdings wachsende Millionenbeträge in Modernisierung und in kleinere Neubauprojekte, etwa für Familien – auch in Großenhain und Hoyerswerda.

8,2 Prozent der Genossenschaftswohnungen stehen laut Verband in Sachsen leer, das sind rund 22.000. Nach jahrelangem Rückgang habe der Leerstand voriges Jahr erstmals zugenommen. Für Dresden gibt der Verband gut 1.000 leer stehende Genossenschaftswohnungen an, für Leipzig fast 3. 900. Mitgezählt sind allerdings auch Wohnungen, die wegen Umbaus oder Nutzerwechsels vorübergehend frei sind – etwa 28 Prozent des Leerstands. In Dresden und Umgebung ist der Leerstand laut Viehweger niedrig, besonders hoch dagegen im Kreis Zwickau und im Erzgebirge.

Gegen Wohnungsmangel spricht nach Ansicht Viehwegers auch, dass die Mieten in seinem Verband zuletzt um nicht mehr als anderthalb Prozent pro Jahr gestiegen seien. Im Durchschnitt zahlten sächsische Genossenschaftsmieter voriges Jahr pro Quadratmeter kalt 4,90 Euro, in Dresden 5,55 Euro, im Vogtland unter vier Euro. Neubauten dagegen lassen sich laut Verband häufig nur mit Mieten über zehn Euro finanzieren, weil die Baukosten gestiegen sind. Viehweger forderte, Vorschriften wie etwa zur Dämmung zurückzunehmen.

Von Georg Moeritz

Foto: © Pawel Sosnowski