Suche
Suche

Meissen schießt den Vogel ab

Kakadus, Eisvögel, Eulen und Schwäne: Die Neuheiten der Manufaktur werden von einem großen Thema bestimmt.

Lesedauer: 2 Minuten

Die Staatliche Porzellanmanufaktur macht ernst mit der oft beschworenen neuen Leichtigkeit. Das Traditionshaus hat auf der jetzt zu Ende gegangenen Messe Ambiente in Frankfurt am Main regelrecht abgehoben und sich – alle Sparten übergreifend – dem Thema Vögel gewidmet. Beispielhaft dafür stehen die Motive der nach der Premiere vor einem Jahr zweiten Kaffeebecher-Serie: Mal landet ein Storch mit ausgebreiteten Flügeln auf der Tasse. Dann wieder hält eine Eule nach Beute Ausschau. Für jede Vorliebe dürfte sich ein Motiv finden. Auf einem Stück dürfen die Maler im Triebischtal opulent in aller Buntheit der Tropen schwelgen. Das Dekor des nächsten Bechers bleibt reduziert auf den grafischen Dualismus von zwei Farben. Dreidimensional gibt es den Vogel als kleineren Kakadu oder deutlich größer, bedeutungsschwer und in Einzelanfertigung als aus der Asche steigenden Phönix. Die Aufzählung ließe sich länger fortsetzen.

Was der eigentliche Anlass für die Themenwahl ist, verschweigt das Unternehmen unterdessen. Das chinesische Horoskop kommt nicht infrage. Im Reich der Mitte hat vor wenigen Tagen das Jahr des Erdschweins begonnen. Dieses Tier dürfte als Leitmotiv für Weißes Gold eher weniger geeignet sein.

Die Präsentation der Jahresneuheiten auf der Ambiente in Frankfurt am Main hat nach einer Pause unter dem früheren Chef Christian Kurtzke bereits zum vierten Mal stattgefunden. Der Ex-Vorstand hatte Frankfurt wenige Jahre nach seinem Amtsantritt 2008 aus dem Terminkalender gestrichen. Stattdessen organisierte er teure Messeauftritte, vor allem in Paris. Dort stattete der Staatsbetrieb eine eigene kleine Villa aus, um seine gesamte Produktpalette von der Nachttischlampe über Sofakissen bis hin zu Tischen und Stühlen präsentieren zu können. Mittlerweile steht wieder das Porzellan im Mittelpunkt.

Dem Abschlussbericht der Messe zufolge konnte die Ambiente dieses Jahr gestiegene Gästezahlen verbuchen. 136 000 Fachbesucher aus 166 Ländern orderten die neuesten Produkte aus der ganzen Welt. 85 Prozent aller Aussteller kamen aus dem Ausland und machten die 2019er Ausgabe zur internationalsten Messe aller Zeiten. „Bei uns auf der Ambiente brummt der Welthandel noch, auch wenn so manche Eintrübung der Konjunktur sich bereits abzeichnet“, so der Geschäftsführer der Messe Frankfurt GmbH, Detlef Braun.

Die Top-Ten-Besuchernationen nach Deutschland waren Italien, China, Frankreich, Großbritannien, Niederlande, USA, Spanien, Schweiz, Russland und Südkorea. Überproportionale Besucherzuwächse gab es in diesem Jahr weltweit, besonders aus Südamerika mit Ländern wie Brasilien, Ecuador und Mexiko, aus Europa mit Großbritannien, Spanien, den Niederlanden und Russland sowie aus Asien mit China, Thailand und Indien.

Auffällig an den von der Manufaktur präsentierten Kollektionen ist das Bemühen, die Produktpalette für jüngere Kunden, für Meissen-Einsteiger und Käufer mit einem schmaleren Budget zu öffnen. So wird bei der Grundvariante des neuen Services Vitruv – ähnlich wie zuvor beim Wellenspiel oder Cosmopolitan – auf die eigentlich für Meissen typische, allerdings teure Bemalung verzichtet. Stattdessen ist die Oberfläche bei Vitruv mit einem eigens hierfür entwickelten Relief verziert, welches vermutlich maschinell erzeugt wird. Glasierte Teile lassen sich mit unglasierten Biskuit-Stücken sowie dem handgemalten Ming-Drachen frei kombinieren.

Das neue Geschirr ist nach dem Service Nº 41 mit Schneeballblüten-Rad oder drei farblichen Dekorvarianten bereits das zweite neue Tafel-Angebot, welches innerhalb von knapp vier Jahren auf den Markt geworfen wird.

Diese Geschwindigkeit ist neu für das Unternehmen. Zum Vergleich: Um das mittlerweile zum Klassiker avancierte Wellenspiel zu entwickeln, nahmen sich die Gestalter drei volle Jahre Zeit. Ein Grund für das hohe Tempo dürfte in dem Druck liegen, Umsatz und Gewinn deutlich zu steigern. Nach den Millionen-Verlusten der vergangenen Jahre möchte Meissen 2021 wieder schwarze Zahlen schreiben.

 

Von Peter Anderson

Foto: © Meissen

Das könnte Sie auch interessieren: