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Mühlrose soll bis 2024 umgesiedelt sein

Zeitplan und Eckpunkte für die Erschließung des neuen Standorts wurden am Montagabend vorgestellt.

Lesedauer: 3 Minuten

Der Grundlagenvertrag für die Umsiedlung von Mühlrose nach Schleife-Nord Groß Dübener Weg soll ab April rechtsgültig in Kraft treten. Am 28. März unterschreiben ihn alle Beteiligten im Beisein des Ministerpräsidenten Michael Kretschmer (CDU). Das sind die Gemeinde Trebendorf als abgebende Kommune, die Gemeinde Schleife als aufnehmende Kommune und die Leag als Bergbau-Unternehmen. „Unser Ziel ist, dass der Mühlrose-Vertrag dann in Druck geht. Die Einwohner sollen ihn im April zugesandt bekommen“, versicherte Martin Klausch, Leiter für Bauwesen/Umsiedlungsmanagement bei der Leag, am Montag zur Einwohnerversammlung. Weit über 80 Mühlroser kamen in den Saal des Gasthauses Zur Erholung. Die Leag lud zu dieser Versammlung ein.

Zügig und sozialverträglich will sie die Umsiedlung vollziehen. Teil 1 im Grundlagen-Vertrag regelt die private Entschädigung. Teil 2 regelt die kommunale Entschädigung einschließlich Gebäude. Die Erschließung für den neuen Standort in Schleife-Nord soll im Sommer beginnen. „Im Grundlagen-Vertrag haben wir uns darauf verständigt, dass zwölf Monate später – also im Sommer 2020 – baureife Grundstücke zur Verfügung stehen. Die Einwohner können dann mit der gemeinsamen Umsiedlung beginnen“, unterstrich Martin Klausch. Noch in diesem Jahr, so versicherte er, will die Leag die Einzelverträge mit den Betroffenen abschließen. Zehn Mühlroser Familien wollen statt nach Schleife-Nord lieber innerhalb der Gemeinde Trebendorf nach Trebendorf umsiedeln. Für sie beginnt die Einzel-Umsiedlung am 1. April. „Eine Um-Entscheidung von Einzel-Umsiedlung auf gemeinsame Umsiedlung oder umgekehrt ist noch möglich“, sicherte der Leiter Bauwesen/Umsiedlungsmanagement zu.

Martin Klausch rät zu einem Bauherren-Betreuer. Diesen können die Einwohner frei auswählen. Der Bauherren-Betreuer unterstützt in Fragen des Bauablaufes, der Vertragsgestaltung und der Beratung. „Das hat sich bei der Umsiedlung in Trebendorf bewährt. Im Sommer 2020 erhalten die Mühlroser ihre Ersatz-Grundstücke“, führte Martin Klausch aus. Erinnerungswerte wie zum Beispiel die „Protestantin“, den Jagdschloss-, den Wolfsstein und die Blutbuche gilt es zu bewahren.

Dörflichen Charakter bewahren

Neu-Mühlrose, so verdeutlichte Planer Ansgar Kaup vom Planungsbüro Richter & Kaup aus Görlitz, soll den dörflichen Charakter bewahren. Viel Grün und das Dorfgemeinschaftshaus als Zentrum sollen den Ansiedlungsstandort prägen. Am Rande des neuen Ortes sollen Sportplatz und Freibad entstehen. In Richtung Schulzentrum Schleife soll das neue Feuerwehr-Gerätehaus Mühlrose entstehen. Separat – als eigenständige Anlage, jedoch mit fußläufiger Verbindung zum Schleifer Friedhof – soll der Mühlroser Friedhof wiedererstehen. Im Laufe der Mühlroser Geschichte der vergangenen Jahrzehnte muss er jetzt zum zweiten Mal umgebettet werden. Martin Klausch versicherte, dass die Leag beim Thema Friedhof sehr sensibel vorgehen will. Das schreibe schon das Sächsische Friedhofsgesetz so vor. Es sieht eine gewisse Restliegezeit vor. Die Bauarbeiten für den Friedhof beginnen unverzüglich nach Abschluss der Planungen und nach Vorlage der Genehmigungen. Der Friedhof Mühlrose werde noch eine Zeit lang das Ortsbild des alten bestehenden Dorfes prägen, unterstrich der Leiter Bauwesen und Umsiedlungsmanagement. Die Leag, so führte er weiter aus, will im neuen Ortszentrum unweit des Dorfgemeinschaftshauses sechs Mietwohnungen bauen. Interessierte Haushalte können sich verbindlich bis zum 31. März 2020 anmelden. Mitte 2022 könnten die ersten Mieter einziehen.

„Wie ist es mit der Bebauung? Kann jeder individuell bauen? Oder gibt es gewisse Vorschriften?“, fragte Hans-Peter Krause (76), ältestes Mitglied im Mühlroser Ortschaftsrat, nach. Planer Ansgar Kaup verwies auf die sogenannte Grundstück-Schablone. Diese schreibe gewisse Grund-sätze vor. Nicht mehr als 60 Prozent auf dem jeweiligen neuen Grundstück dürfen versiegelt werden. Ein- und zweigeschossige Bauweise ist zulässig. Die Dachneigung darf zwischen 22 und 48 Grad betragen. Zulässig sind ein- und zweigeschossige Wohnhäuser mit Satteldach oder Krüppelwalmdach. Erlaubt sind zudem Bungalows mit Walmdach und Holzhäuser am Waldrand von Neu-Mühlrose.

Umfangreich wird die Erschließung für Straßen, Wege und Medien sein. Das betrifft vor allem Trinkwasser, Abwasser, Wärme, Strom und Telekommunikation. „Wir bereiten den Standort so vor, dass ein Bus durch den künftigen Ort Neu-Mühlrose fahren kann“, erläuterte Dr. Wolfram Niendorf vom Ingenieur- und Vermessungsbüro Brechtefeld & Nafe aus Großräschen.

Für die Abwasser-Entsorgung in Neu-Mühlrose sorgen in der Zukunft sogenannte Vakuum-Hausanschluss-Schächte. „Das eigentliche Transportmittel ist die Luft. Sie wird angesaugt und dann sinnvoll eingesetzt“, verdeutlichte Hans-Jürgen Kochan vom verantwortlichen Planungsbüro LUG Cottbus. „Die Vakuum-Hausanschluss-Schächte haben gegenüber anderen Varianten grundsätzliche Vorzüge. Sie sind frostfrei. Möglich ist eine vollständige Entleerung des Stauraumes. Es gibt keine Rückstände, keinen Geruch.“

Im künftigen Dorfgemeinschaftshaus soll es eine kleine Kegelbahn, einen Billard-Raum, einen Versammlungsraum, einen Übungsraum für den Mühlroser Spielmannszug und eine Unterstellmöglichkeit für die historische Feuerwehr-Handdruck-Spritze geben. „Das sind die Prioritäten“, unterstrich Ortsvorsteher Enrico Kliemann. Für ihn wie für Bürgermeister Waldemar Locke (CDU) kommt es jetzt darauf an, den sozialen Frieden im Dorf zu wahren und jeden Einzelnen mitzunehmen bei der Umsiedlung. „Ich habe mich gemeinsam mit der AG Umsiedlung im Grundlagenvertrag dafür eingesetzt, dass die Umsiedlungswilligen sozialverträglich entschädigt werden“, meinte der Bürgermeister nach der Versammlung. „Jetzt wird es darauf ankommen, vor allem die Alten, stark Heimat-Verbundenen mitzunehmen. Es geht um jene, die bleiben wollen und die nicht entwurzelt werden wollen. Es geht um jeden einzelnen Einwohner.“

 

Von Andreas Kirschke
Foto:  © Andreas Kirschke

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