Sandro Pohl-Rahrisch
Dresden. Am 31. Oktober ist Schluss. Dann wird das vorerst letzte Ryanair-Flugzeug in Dresden starten. Oneway nach Mallorca für 22 Euro. Der Komplett-Rückzug der irischen Airline ist kein Kahlschlag im Flugplan – dieser hat bereits in den vergangenen fünf Jahren stattgefunden. Ryanair setzt die Entwicklung lediglich fort.
Welche Flugverbindungen sind in den zurückliegenden Jahren gestrichen worden? Welche Ziele werden im kommenden Winter sowie im Sommer 2025 auf der Abflugtafel aufleuchten? Und wie wirkt sich die zunehmend fehlende Airline-Konkurrenz auf die Ticketpreise aus? Das sind die Antworten auf die wichtigsten Fragen zum Flugangebot ab Dresden-Klotzsche.
Was bedeutet der Ryanair-Rückzug aus Dresden?
Für das Flugangebot? Nicht viel, für sich genommen. Ryanair steuerte in diesem Sommer nur noch die Urlaubsinsel Mallorca an, zwei Flüge pro Woche. Mallorca wird höchstwahrscheinlich auch ohne Ryanair im Flugplan bleiben. In diesem Sommer flogen zusätzlich Eurowings (sechsmal pro Woche) und Sundair (zweimal pro Woche) dorthin. Trotzdem wird der Rückzug Folgen haben.
Für Passagiere: Ryanair hat pro Woche 378 Flugtickets nach Mallorca angeboten. Springt keine andere Fluggesellschaft in diese Lücke, könnte es vor allem in den Urlaubsmonaten Juni bis August schwieriger werden, einen Flug ab Dresden zu bekommen.
Ryanair setzt darüber hinaus die Konkurrenz mit vergleichsweise günstigen Ticketpreisen unter Druck. Der Wegfall dieser vermeintlichen Billigtickets (für Gepäck muss man extra zahlen), könnte sich auf die Preise der verbleibenden Mallorca-Flüge auswirken. Sprich: Urlauber müssen mit höheren Flugkosten rechnen.
Für den Flughafen: Der Flughafenbetreiber, die Mitteldeutsche Flughafen AG (MFAG), verliert zwar „nur“ zwei Flüge pro Woche zu einem Ziel, das auch von anderen Fluggesellschaften angesteuert wird. Die Einnahmen aus dem operativen Geschäft können sich so aber nicht verbessern. So hat der Flughafen an jeder Landung, an jedem Start und an jeder Abfertigung Geld verdient.
Beispiel Passagierentgelt: Pro Fluggast müssen die Airlines 13,71 Euro zahlen. Bei einer zu 70 Prozent ausgelasteten Ryanair-Boeing macht das 1.814 Euro. Bei zwei Flügen pro Woche über einen Zeitraum von sieben Monaten (Sommerflugplan) sind das mehr als 100.000 Euro. Dabei macht das Passagierentgelt nur einen Bruchteil der Einnahmen des Flughafens aus. Neben Lande- und Startgebühren verdient der Airport auch durch Parkgebühren sowie mit am Umsatz der Imbisse.
Welche Flugziele sind von Dresden noch erreichbar?
Winterflugplan: Der Winterflugplan 2024/25 tritt am 27. Oktober in Kraft und gilt bis Ende März. In dieser Zeit werden zehn Ziele regelmäßig angeflogen. Bei den Urlaubsdestinationen wird Antalya am häufigsten angesteuert – bis zu siebenmal pro Woche. Nach Mallorca geht es bis zu dreimal wöchentlich.
Außerdem kehren die Kanaren zurück in den Flugplan. Die Fluggesellschaft Sundair nimmt Fuerteventura (bis zu zweimal pro Woche), Gran Canaria (einmal pro Woche) und Teneriffa (einmal pro Woche) den Winter über ins Programm. Hurghada am Roten Meer taucht bis zu dreimal wöchentlich auf der Abflugtafel auf.
Mit Frankfurt, München (beide bis zu viermal täglich) und Zürich (bis zu sechsmal pro Woche) gibt es Verbindungen zu Umsteigeflughäfen. Düsseldorf wird bis zu sechsmal pro Woche angeflogen.
Darüber hinaus werden über Reiseveranstalter auch exotische Ziele angeboten, unter anderem Kuusamo im Nordosten Finnlands.
Sommerflugplan: Noch haben die Airlines ihre Sommerflugpläne nicht zu Ende gestrickt. Anhand der bislang eingespeisten Flugdaten dürfte das Flugangebot ab Dresden aber im Großen und Ganzen stabil bleiben – vom Ryanair-Rückzug einmal abgesehen.
Stand Mitte Oktober wird Sundair die Ryanair-Lücke zumindest teilweise füllen und auf drei wöchentliche Flüge nach Mallorca aufstocken – einer mehr als in diesem Sommer. Antalya könnte es im kommenden Sommer sogar auf bis zu 13 wöchentliche Flüge ab Dresden schaffen. Darüber hinaus sollen Rhodos, Kreta, Kos, Hurghada, Varna und Burgas als klassische Sommerurlaubsziele im Flugplan stehen. Monastir wird als Destination wohl nicht zurückkehren.
Dresden-Frankfurt wird den derzeitigen Flugplandaten um einen täglichen Flug aufgestockt, bei München und Düsseldorf bleibt es wohl bei vier täglichen bzw. sechs wöchentlichen Verbindungen. Auch Zürich bleibt.
Darüber hinaus werden die Reiseveranstalter Momento Reisen und SZ-Reisen wieder mehrere Einzelflüge zu besonderen Zielen anbieten: Das sind Palermo, Santorin, Olbia, Thessaloniki, Rom, Barcelona und Neapel. Die Flüge sind mit einer Pauschalreise verknüpft, können also nicht einzeln gebucht werden.
Frühere Reiseziele: Seit 2014 hat Dresden mehr als 30 Ziele verloren, die regelmäßig angeflogen wurden. So konnten die Dresdner unter anderem nonstop nach Amsterdam, London, Köln/Bonn, Stuttgart, Basel, Hamburg, Wien, Barcelona, Reykjavik, Dubai, Dubrovnik, Madeira, Korsika, Korfu oder Málaga fliegen.
Verteuert die fehlende Konkurrenz die Flüge ab Dresden?
Ist das Reisen ab Dresden wirklich grundsätzlich teurer als ab Leipzig oder Berlin? So Pauschal stimmt das nicht. Sächsische.de hat für vier Reiseziele die Preise verglichen, einmal für einen Trip im März und einmal für eine Reise in den Sommerferien. Frankfurt als innerdeutsches Ziel ist demnach ab Dresden am günstigsten – 178 Euro kostet das Hin- und Rückflugticket, inklusive Koffer. Ab Leipzig/Halle und Berlin zahlt man bis zu 20 Euro mehr.
Umgekehrt fällt das Ergebnis bei vielen Süeuropa-Flügen aus. Beispiel Mallorca: Wer in der ersten Sommerferienwoche ab Berlin fliegt, zahlt mit 183 Euro fast die Hälfte des Preises, der für Dresden (330 Euro) aufgerufen wird. Leipzig ordnet sich mit 264 Euro pro Person in der Mitte ein. Wohl auch eine Folge der Konkurrenz an den Nachbar-Airports: Ab Leipzig und Berlin werden mehr Flüge nach Mallorca angeboten.
Flugpreise im Vergleich
Preisvergleich für Flüge ab Dresden, Leipzig und Berlin zu ausgewählten Zielen und zu ausgewählten Zeiträumen (Preis pro Passagier in Euro)*
Und wie sieht mit Flügen aus, die einen Umstieg erfordern – in Frankfurt oder München zum Beispiel? Auch das Beispiel London zeigt, dass Fluggäste ab Dresden vergleichsweise teuer reisen. Wen es etwa Mitte März in die britische Hauptstadt verschlägt, zahlt ab Klotzsche im günstigsten Fall 236 Euro hin und zurück. Ab Leipzig kosteten die Tickets im Test ab 173 Euro. Berlin ist mit 141 Euro und einem Direktflug unschlagbar. Wer sich für 23 Euro noch eine Hin- und Rückfahrkarte mit Flixbus nach/von Berlin kauft, kommt immer noch günstiger als ab Dresden – braucht aber länger.
Deutlich fallen die Preisunterschiede auch für einen New York-Trip im Sommer aus. Möchte man in Dresden oder Leipzig starten, zahlt man 745 Euro für hin und zurück. Ab Berlin geht es bereit für 576 Euro in die USA.
Sparen können Urlauber, wenn sie auf Koffer verzichten und nur Handgepäck mitnehmen. Allein ein Koffer kostet pro Strecke im Schnitt zwischen 50 und 70 Euro. Wer früh bucht und die Ticketpreise an verschiedenen Wochentagen und zu verschiedenen Zeiten vergleicht, kann ebenfalls Glück haben.
Wie viele Menschen fliegen noch von Dresden?
Deutlich weniger als vor der Corona-Krise. 2023 wurden in Klotzsche rund 930.000 Fluggäste abgefertigt. 2019 waren es noch 1,6 Millionen. Durch die Zusammenstreichung des Flugangebots in der Pandemie (u.a. Köln und Stuttgart) dürfte es schwer werden, an die alten Zeiten anzuknüpfen.
Darüber hinaus ist der Sommer 2024 für den Dresdner Flughafen unter den Erwartungen geblieben. Klotzsche konnte nicht weiter aufholen. Im Gegenteil: Im Juni sind rund acht Prozent weniger Passagiere gezählt worden, im Juli drei Prozent weniger und im August elf Prozent weniger, wie aus den Zahlen des Flughafenverbandes ADV hervorgeht.
Einen Anteil an dieser Entwicklung dürften die gestrichenen Verbindungen nach Amsterdam und London haben.
Transparenzhinweis: SZ-Reisen ist Teil der DDV-Mediengruppe, zu der auch Sächsische.de und die Sächsische Zeitung gehören.