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Wo Sachsen und Tschechien in der Wirtschaft stärker zusammenarbeiten wollen

Anhören Wirtschaftsminister Dirk Panter war zum Antrittsbesuch in Tschechien, dem wichtigsten Handelspartner der Sachsen in der EU. Dabei ging es vor allem um ein Thema.

Lesedauer: 2 Minuten

Nora Miethke

Silicon Saxony ist der größte Halbleiterstandort in Europa. Auch Tschechien investiert kräftig in seine Mikroelektronik-Industrie. Da liegt die Frage nah, wie kann Silicon Saxony im beiderseitigen Interesse grenzüberschreitend wachsen?

Darüber diskutierte der sächsische Wirtschaftsminister Dirk Panter heute bei seinem Antrittsbesuch in Prag mit seinem tschechischen Amtskollegen Lukáš Vlček, dem Minister für Industrie und Handel. „Tschechien ist stark in der Forschung und hat sehr gute Kontakte nach Taiwan. Wir sind sehr an einer intensiveren Zusammenarbeit interessiert“, sagte Panter im Anschluss an das Gespräch. In zwei Tagen wird eine tschechische Delegation in Dresden erwartet, um sich über konkrete Ansätze auszutauschen.

Zulieferer in der Chipindustrie stärken

Dabei geht es laut Panter nicht um die Gewinnung von Fachkräften. „Die Fachkräftesituation ist in Tschechien nicht viel besser“, so der SPD-Politiker. Vielmehr verfolgen Sachsen und Tschechien das gemeinsame Interesse, die Zulieferlandschaft zu stärken. „Wir brauchen eine heimische Zulieferindustrie, die nicht nur als Dependance zu uns kommt, sondern die hier eigene Technologien voranbringt und eine eigene Wertschöpfung ermöglicht“, so Panter.

Hintergrund ist, dass der taiwanesische Halbleiterkonzern TSMC beim Aufbau seiner ersten europäischen Chipfabrik in Dresden anfangs vor allem auf die schon vorhandenen taiwanesischen Zulieferer setzt. TSMC will kein Risiko eingehen, die Fabrik in Dresden wird mehr oder weniger eine Kopie der Fabriken in Japan und Taiwan werden.

Bedenken gegen tschechischen Atomkraftwerk

Weiteres Thema war die Energiepolitik. Tschechien will ein Atomkraftwerk in der Grenzregion zu Sachsen bauen. Panter nutzte die Gelegenheit, nach eigener Aussage die sächsischen Bedenken einzubringen. „Die Pläne sind sehr ambitioniert. Auch die Tschechen wissen, dass Atomkraft die teuerste Energieform derzeit ist“, so Panter. Sachsen werde seinen eigenen Weg in der Energiepolitik weitergehen: Ausbau der Erneuerbaren Energien kombiniert mit Speicherlösungen und flexible Gaskraftwerke. „So werden wir keine Endlager-Problematik am Ende lösen müssen oder in ein Fass ohne Boden investieren“, sagt der Wirtschaftsminister.

Mehr Zusammenarbeit bei Lithiumabbau

Auch beim dritten Thema des Besuchs, dem Lithiumabbau setzt man auf mehr Kooperation. Sachsen wie auch Tschechien verfolgen ein Abbauprojekt. Für die sächsische Seite liegt schon eine Machbarkeitsstudie vor, das Projekt auf tschechischer Seite ist dagegen schon auf europäischer Ebene als wichtiges Projekt anerkannt und eingestuft. Dort soll die Machbarkeitsstudie bis Ende des Jahres vorliegen. Auf der staatlichen Ebene funktioniere die Kooperation schon gut, auf Unternehmensebene müsste sie noch ausgebaut werden, so Panter. Er hält beide Projekte für realistisch. „Studien haben den hohen Lithiumgehalt nachgewiesen und rechtfertigen einen Abbau für die nächsten Jahre, wenn nicht sogar Jahrzehnte.“

Tschechien ist Sachsens wichtigster Handelspartner in der EU. Im Jahr 2024 exportierte Sachsen Waren im Wert von rund drei Milliarden Euro in die Tschechische Republik. Das bedeutet Platz vier im Länder-Ranking hinter China, den Vereinigten Staaten und dem Vereinigten Königreich.

SZ

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