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Neue Zittauer Firma will mit Pflanzenkohle durchstarten

Die C44 GmbH stellt in der Weinau künftig ein Produkt her, das ein Beitrag zum Klimaschutz sein kann. Was damit möglich ist.

Lesedauer: 3 Minuten

Thomas Christmann

Zittau. In der einen Hand hält er die Hackschnitzel, in der anderen die daraus entstehende Pflanzenkohle. Roger Holzwarth steht vor der Anlage, die das zerkleinerte Holz unter Abschluss von Sauerstoff umwandelt. „Wir wollen so umweltfreundlich wie möglich produzieren und den ökologischen Gedanken weiter fassen“, sagt der Chef der C44 GmbH mit Sitz an der Drausendorfer Straße 3 in Zittau.

So plant das Unternehmen die entstehende thermische und elektrische Energie für sich zu nutzen, um damit auch die eigene Fahrzeug-Flotte anzutreiben. Später soll der Überschuss ins öffentliche Wärme- und Stromnetz fließen. „Grüner geht es nicht“, sagt der 58-Jährige, der nach der Zertifizierung der Anlage kommende Woche mit dem Betrieb starten will.

Ein Beitrag zum Klimaschutz

Was ihn an der Kohle fasziniert, sind die vielen Einsatzmöglichkeiten. „Sie speichert Wasser, Nährstoffe und Kohlenstoffdioxid“, berichtet er. Urzeit-Menschen haben den Rohstoff auf Fäkalien gestreut, um darüber Bakterien zu speichern und Seuchen zu verhindern. Heutzutage dient er Landwirten, die Böden und das Pflanzenwachstum zu verbessern. Als Futtermittel unterstützt Kohle hingegen die Darmflora der Nutz- und Haustiere, indem sie Giftstoffe bindet.

Der nachwachsende Rohstoff stellt für Roger Holzwarth darüber hinaus einen der besten Beiträge zum Klimaschutz dar, damit Deutschland bis 2050 treibhausgasneutral agiert. „Er ist viel zu schade, um ihn nur zu verbrennen“, meint der Geschäftsführer. Deshalb bezeichnet der 58-Jährige das Treiben im benachbarten Turow auch als Raubbau an der Natur, wo die Kohle lediglich zur Strom-Produktion dient. „Wir stellen ein Produkt für die Ewigkeit her.“

Patente auf Produktionstechniken

Der Maschinenbauer mit Wurzeln im Raum Stuttgart bringt jahrelange Erfahrung in der Entwicklung, Herstellung und im Vertrieb von Biomasse mit. Er leitete in dem Gebiet verschiedene internationale Projekte und besitzt sogar Patente auf Produktionstechniken. Nach beruflichen Aufenthalten in Rumänien, Russland, den USA und Kanada führt ihn sein neuester Job nun ins Dreiländereck Tschechien-Polen-Deutschland. „Die Gegend ist einer der schönsten Flecken auf der Welt“, sagt Roger Holzwarth, der seit 2023 in Zittau wohnt.

Wir wollen so umweltfreundlich wie möglich produzieren und den ökologischen Gedanken weiter fassen. – Roger Holzwarth, Chef der C44 GmbH

Damals war seine Firma noch in Gründung und kaufte das 4,8 Hektar große Grundstück im Industrie- und Gewerbegebiet Weinau von der Stadt. Für den Standort sprachen laut dem Geschäftsführer die Grenznähe für ein größeres Potenzial an Arbeitskräften, die Rohstoff-Versorgung aufgrund der Wälder und die Verkehrsanbindung durch die Schnellstraße.

Bis zu 150 Beschäftigte möglich

Seit diesem Frühjahr hat das Unternehmen mit den Bauarbeiten an der Drausendorfer Straße begonnen. In der ersten Stufe werden drei Millionen Euro investiert, in den nächsten Monaten eine Produktions- und eine Lagerhalle samt Infrastruktur errichtet. Büro- und Sozialtrakt stehen schon. Die bereits existierende Anlage soll 600 Tonnen Pflanzenkohle pro Jahr produzieren. Sie dient der Zertifizierung. „Um in Betrieb zu kommen“, erklärt der Maschinenbauer.

Die Pläne seiner Firma mit aktuell fünf Mitarbeitern gehen nämlich schon weiter. So soll 2027 die nächste Stufe erreicht sein, die dann größere Anlage 12.000 Tonnen des Produkts jährlich liefern. Weitere Hallen und 30 Beschäftigte werden bis dahin benötigt. Die Investition beläuft sich auf 27 Millionen Euro. Zwei weitere Stufen sind danach denkbar. „Das gibt das Grundstück her“, sagt er. So könnte die C44 GmbH am Ende einmal 48.000 Tonnen pro Jahr am Standort herstellen und bis zu 150 Menschen eine Arbeit geben – im Schichtbetrieb, täglich 24 Stunden.

Kooperation mit Hochschule

Die Hackschnitzel dafür kommen von Lieferanten aus dem Umkreis bis 100 Kilometer. So laufen bereits Gespräche mit der Stadt als größtem kommunalen Waldbesitzer des Freistaats, dem Sachsenforst und weiteren Anbietern von Holz auf allen Seiten des Dreiländerecks. Die gibt es auch auf der Seite der Abnehmer, die ausschließlich in Europa liegen. Einer der Hauptkunden soll einmal die C-Humus GmbH werden, die schon jetzt ein Gesellschafter des Unternehmens ist. Sie hat dieses Jahr das Nachbargrundstück erworben. Und plant darauf, ab 2027 organischen Naturdünger zu produzieren.

Zudem kooperiert die C44 GmbH mit der Hochschule Zittau/Görlitz. So sollen bis Ende 2025 fünf Forschungsprojekte anlaufen, von der Umwelt- und Energietechnik bis zur Digitalisierung. Eines beschäftigt sich beispielsweise mit kontaminierten Böden. Damit Schadstoffe nicht mehr in den Wasserkreislauf gelangen, kann Pflanzenkohle als Bindemittel dienen. Auch die Automatisierung von Anlagen mithilfe von Künstlicher Intelligenz ist ein Thema. Ein weiteres, die Studenten über Abschlussarbeiten als Arbeitskräfte zu gewinnen.

SZ

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