Dresden. Stefan Schmidt liebt den Geruch von frischem Fichtenholz, also hat er ein paar Scheiben aus dem Wald in sein Geschäft geholt. „Ich finde das grandios“, sagt der 35-Jährige. Er habe zwar Wirtschaftswissenschaften studiert, aber immer gerne mit den Händen gearbeitet. Auch künftig will der Geschäftsführer der Parkett Häser Raumausstattung GmbH mithelfen, Dielenböden in Dresdner Neustadt-Villen zu reparieren.
In den vergangenen Tagen hat Schmidt mit sechs Angestellten und einem Berufsakademie-Studenten das neue Ladengeschäft an der Leipziger Straße 93 umgestaltet. Nun folgt die offizielle Eröffnungswoche mit Angeboten wie Indoor-Minigolf und Glücksrad. Doch die meisten Kunden werden wohl vor allem Spaß am Blättern haben: Im Parkettgeschäft stehen Parkett-Musterscheiben aufgereiht und sind Linoleum-Farbvarianten auf Juterücken zu dicken Büchern verbunden.
Fischgrätmuster und „Schiffsboden englisch“
Der Fußboden in einem solchen Fachgeschäft ändert sich natürlich alle paar Schritte: Schmidt zeigt Fischgrätmuster und unregelmäßigen Verband, „Schiffsboden englisch“ und Mosaikparkett. An einer Wand lehnen Schlossdielen. „Bis zu vier Meter lang, so etwas wirkt in großen Räumen“, sagt der Geschäftsführer.
In der Mitte des Ladengeschäfts hat der Chef die Büroarbeitsplätze zu einer Insel gruppiert. Hier werden an Bildschirmen Angebote kalkuliert und Rechnungen geschrieben – die Bürostühle drehen sich aber auf Teppich statt Parkett. Schmidt erklärt den Wechsel der Bodenbeläge gerne: Teppichfasern binden Feinstaub, außerdem lässt sich auf Teppich gelenkschonend laufen und stehen.

Quelle: Matthias Rietschel
Der Traditionsbetrieb Parkett Häser, seit 1928 in Dresden, bietet außer Holz, Laminat und Vinyl auch Teppichboden an. Seit Kurzem gehört die Dresdner Firma zum Meißener Unternehmen Schmidt – Ihr Ausstatter, das lange Zeit als Teppich-Schmidt bekannt war. In Meißen führt Vater Holger Schmidt die Geschäfte mit 36 Mitarbeitern, in Dresden bei Häser organisiert Sohn Stefan die Arbeit von Handwerkern und Verkäufern.
Auf dem Bau sieht man sich weniger als Konkurrenten, es ist eher ein Miteinander. – Stefan Schmidt, Parkett Häser Raumausstattung
Der Besitzwechsel erleichterte dem Vorgänger den Übergang in den Ruhestand und sicherte den Schmidts den Zugang zu Dresdner Fachkräften. Der bisherige Inhaber Ronald Pilz konnte seine vier Kinder nicht dafür begeistern, den Betrieb weiterzuführen. Pilz und Schmidt kannten sich schon lange, das erleichterte den Übergang. „Auf dem Bau sieht man sich weniger als Konkurrenten, es ist eher ein Miteinander“, sagt Schmidt.
Laut Firmenchronik wurde der Handwerksbetrieb vor fast 100 Jahren vom Tischlermeister Otto Willi Häser gegründet. Nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg baute dessen Schwiegersohn Egon Pilz die Firma wieder auf und leitete sie fast vier Jahrzehnte lang. Sein Sohn Ronald übernahm 1984.
Bereits ab Ende der 50er-Jahre gehörten zehn Parkettleger zum Betrieb – die in der DDR für private Handwerksbetriebe zulässige Höchstzahl an Beschäftigten. Nach der Wende 1990 kam die Belegschaft des abgewickelten „VEB Kreisbau Meißen, Abt. Parkett- und Fußbodenleger“ hinzu, damit gehörten 20 Personen zu Häser.
In den 1990er-Jahren ließen Bauaufträge den Betrieb weiter wachsen, Büro und Lagerflächen erwiesen sich als zu klein. Häser eröffnete einen eigenen Großhandelsbetrieb in Klipphausen an der Wilsdruffer Autobahn-Ausfahrt. Der Großhandel gehört heute nicht mehr zum Unternehmen, auch wenn er den Namen behalten hat: Die Parkett Häser Fachgroßhandlung GmbH gehört zu Parkett Hinterseer in Brehna in Sachsen-Anhalt.
Großhändler in Klipphausen abgetrennt
Die Dresdner beziehen einen Teil ihrer Ware von diesem Großhändler, kaufen aber auch direkt bei den Herstellern der Bodenbeläge sowie bei Sägewerken und Holzhändlern. Schmidt sagt, dank des Zukaufs in Dresden könne er größere Aufträge annehmen und größere Mengen bestellen, das helfe bei Preisverhandlungen.

Quelle: Matthias Rietschel
Dem Dresdner Firmenchef ist um den künftigen Handwerkernachwuchs nicht bange. Stefan Schmidt sagt, derzeit sei zum Beispiel Tischler geradezu ein Modeberuf. So mancher wolle „etwas Praktisches mit den Händen“ machen und nach der Arbeit sehen, was er geschaffen habe.
Als Kind war Schmidt mit seinem Vater auf Baustellen, als Schüler hatte er Ferienjobs wie Parkettschleifen. Daher kennt er auch die schweren Schleifmaschinen, die hinten in seinem Geschäft zum Verleih stehen, mit Preisen für einen Tag oder für ein Wochenende.
Trotz Bau-Flaute: „Wir sind versorgt“
„Handwerk macht Spaß“, wirbt Stefan Schmidt. Er halte seine drei Kinder auch zum Fahrradreparieren an und freue sich, dass eine Tochter mit Säge und Bohrmaschine einen Kaninchenstall gebaut habe. Manche Kinder seien ganz begeistert von den Hölzern im Laden und wollten gleich Bodenleger werden.
Doch auch der Parkettspezialist spürt die Bau-Flaute, „vor allem in Großobjekten“. Doch das Unternehmen habe „einen guten Auftragsvorlauf, wir sind versorgt“. Parkett Häser werde auch von Wohnungsverwaltungen mit Sanierungen beauftragt. Der studierte Wirtschaftswissenschaftler rechnet damit, dass die Konjunktur auch künftig in Zyklen verläuft: „Es geht immer wieder auf und ab.“
SZ