Wenn das alles wahr wird, dann hat Meißen in zwei Jahren ein städtebauliches Schmuckstück dort, wo jetzt Tristesse angesagt ist: Für die Häuser Rauhentalstraße 2 bis 8 soll der Verfall nun ein Ende haben. Dies jedenfalls geht aus den Um- und Ausbauplänen hervor, die Investor Corte Harmjanz am 10. September im Innenhof des Häuserkarrees vorstellte.
Er habe nach der Wende in Magdeburg zunächst in einem kommunalen Interessenverband gearbeitet, sich dann selbstständig gemacht und mit seiner eigenen Firma mehrere Jahre hindurch mehrere Häuser in Magdeburg saniert.
Das Gleiche treffe auch auf Pirna zu, wo er jetzt lebt und auch in Dresden nenne er Immobilien sein Eigen. Auf die Rauhentalstraße sei er durch ein Bild in einem Versteigerungskatalog gestoßen. Da waren die Nummer 2 und 4 zu haben. „Das entsprach genau dem Haus, was ich zuletzt in Magdeburg saniert hatte.“
Die Lage zwischen Manufaktur und Weinberg Steinberg habe ihn begeistert. Allerdings war und ist das Ganze mit einigen Problemen behaftet: Es gibt keine Fahrstühle in den vierstöckigen Häusern und keine Balkone und die stark befahrene Straße ist auch nicht von Vorteil – von der teils maroden Bausubstanz einmal ganz abgesehen.
Um für all diese Probleme, eine Lösung zu finden, „musste ich auch die angrenzenden Häuser kaufen“. Das gelang bis zur Rauhentalstraße 8 und der Talstraße 87. „Damit habe ich das gesamte Ensemble, damit kann man etwas anfangen.“
Nach den Plänen von Corte Harmjanz soll hier ein Quartier mit dem Namen „Palais am Steinberg“ entstehen. Dahinter verbirgt sich ein Projekt, das 25 Wohnungen von zwei bis fünf Räumen und von 48 bis 130 Quadratmeter Größe vorsieht. Alle sollen durch Fahrstühle erreichbar sein, und zwar so, dass es vom Fahrstuhl direkt in die jeweilige Wohnung hineingeht, wozu die künftigen Mieter entsprechende Schlüssel haben. Ein gleichgeartetes Projekt in Magdeburg stoße nach wie vor auf großen Zuspruch, erklärte der Investor.
So wie eine Wohnung heute ohne Balkon oder eine ähnliche Außenfläche nicht mehr zeitgemäß ist, so gehört dazu heute auch ein Parkplatz. Zwischen seinem Quartier und der Reichmühle gehört Corte Harmjanz ein Grundstück am Steinberg, auf das er ein Parkdeck bauen will.
Ideal wäre dazu ein etwa gleich großes angrenzendes Grundstück in Richtung Talstraße, sodass man die Parkdecks doppelt so groß bauen könnte. Darum bemühe er sich noch. In der ersten Ebene könnten Parkflächen für Gewerbe und auch die Manufaktur eingerichtet werden, in der zweiten könnten die Plätze für die Mieter sein, auch ließe sich das Parkdeck mit weiteren Wohnungen überbauen.
Neben den 25 Wohnungen möchte Corte Harmjanz zur Belebung des Quartiers mit insgesamt zehn Büros, Läden, Restaurants und Werkstätten beitragen. Seine derzeitigen Vorstellungen gehen von einem Andenken- und einem Antiquitätengeschäft aus, von einem Bäcker mit Café, zwei Büros, einer Damenboutique, einem Juwelier, einem italienischen Restaurant, einer Schauwerkstatt und einem Weinlokal. Alles in allem geht es um eine Fläche von 3 140 Quadratmetern. Fünf Millionen Euro will Corte Harmjanz investieren.
Und er will sein Quartier buchstäblich durchlässig machen. Denn von der Rauhentalstraße soll es einen öffentlichen Durchgang durch den Innenhof zum Steinberg geben. Er soll auf den dort geplanten Porzellanpfad stoßen und selbst mit Porzellankunst gestaltet werden, wozu er schon entsprechende Kontakte aufgenommen habe, so mit Olaf Fieber. Außerdem soll ein Lichthof, der sich an einem entsprechenden Bauwerk in Barcelona von Antonio Gaudi orientiert, gebaut werden.
Was die Einrichtung der Wohnungen betriff, so sollen diese Echtholztüren und – fußböden oder wahlweise Fliesen für die Fußbodenheizung erhalten. Das könnten die Mieter selbst wählen, so Corte Harmjanz. Er habe bei den Stadtwerken darum gebeten, an die Fernwärmeversorgung angeschlossen zu werden – die nächste Leitung liegt in der ehemaligen unweit gelegenen Bienenwirtschaft an.
Vonseiten der Stadtwerke sei ihm Entgegenkommen signalisiert worden. Auf einem Dach des Areals soll zudem eine Anlage für Sonnenstrom installiert werden, die von unten nicht zu sehen ist.
Sowohl, was die Zusammenarbeit mit dem Denkmalamt als auch mit der Stadtverwaltung betreffe, habe er noch nie so viel Entgegenkommen erfahren, erklärt Corte Harmjanz: „Ich habe die Aufnahme in dieser Stadt als besonders positiv empfunden.“
Oberbürgermeister Olaf Raschke (parteilos) gibt das Kompliment zurück: „Ich bin heilfroh, dass das Gesamtensemble in einer Hand ist, Herr Harmjanz hat schon an anderer Stelle bewiesen, dass er ein solches Projekt erfolgreich umsetzen kann. Der erklärte, „ich möchte diese Denkmale erhalten und erreichen, dass sie zu neuem Glanz kommen“.
Von Udo Lemke
Foto: © Claudia Hübschmann