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Nicht viel zu tun im Winter

Zum Jahresanfang haben mehr als 19 000 Sachsen ihre Arbeit verloren. Doch die Jobcenter halten das für vorübergehend.

Lesedauer: 3 Minuten

Weniger Urlauber in der Sächsischen Schweiz, Winterpause im Gartenbau – der Jahresanfang hat Tausenden Beschäftigten in Sachsen eine Zwangspause bei der Arbeit beschert. Mehr als 19 000 Menschen meldeten sich im Januar arbeitslos, berichtete am Donnerstag die Regionaldirektion Sachsen der Bundesagentur für Arbeit. Dazu kamen noch mehr als 6 000, deren Ausbildung oder Fördermaßnahme endete. Im gleichen Monat fanden allerdings auch fast 8 000 Arbeitslose eine Stellung. Der Anstieg der Arbeitslosigkeit im Januar sei „nicht besorgniserregend“, sagte der Behördenchef Klaus-Peter Hansen in Chemnitz.

Im Februar und März werde der Arbeitsmarkt wieder anziehen. Dann komme es zu neuen Einstellungen, sagte Hansen voraus. Die hohen Zahlen vom Januar komme nach seinen Angaben auch dadurch zustande, dass viele befristete Arbeitsverträge laut Vertrag zum 31. Dezember ausliefen.

Nun sind 130 105 Sachsen offiziell arbeitslos. Vor einem Jahr waren es noch gut 11 000 mehr, im Jahresvergleich ist die Arbeitslosigkeit also weiter gesunken. Doch von Dezember zu Januar stieg sie um fast 12 000, davon mehr als zwei Drittel Männer. Das liegt daran, dass vor allem Baubranche und Transportfirmen Pausen einlegen mussten. Doch auch die Tourismusbranche sowie Händler nach dem Ende des Weihnachtsgeschäfts setzten weniger Menschen ein.

Laut Hansen lag der Anstieg der Arbeitslosigkeit zum Jahresanfang „im üblichen Umfang“. Auch die Pirnaer Arbeitsagentur-Chefin Gerlinde Hildebrand sagte, die Signale aus der lokalen Wirtschaft seien vorwiegend positiv. Eine Veränderung der Gesamtsituation sei nicht in Sicht. Allerdings gingen zu Jahresbeginn weniger Stellenangebote ein als vor einem Jahr. In Sachsen insgesamt meldeten die Betriebe 7 357 Stellen neu bei den Arbeitsbehörden an. Das waren rund 700 weniger als im Januar des vergangenen Jahres.

Dennoch sind nun mehr als 36 000 freie Stellen in den Computern der sächsischen Arbeitsagenturen und Jobcenter gemeldet. Fast 5 000 davon sind in sächsischen Industriebetrieben zu besetzen. Rund 3 300 kommen aus dem Gesundheits- und Sozialwesen, 3 200 aus dem Handel. Die Nachfrage nach Leiharbeitern hat nachgelassen, doch mehr als 10 000 Stellen bei Zeitarbeitsfirmen in Sachsen sind derzeit unbesetzt.

Im Deutschland-Vergleich steht Sachsen mit seiner Arbeitslosenquote von 6,1 Prozent weiterhin im Mittelfeld. Thüringen steht etwas besser da, in Nordrhein-Westfalen und Sachsen-Anhalt ist die Arbeitslosenquote höher. Allerdings sind die Unterschiede innerhalb Sachsens weiterhin groß: In der Stadt Görlitz sind fast 4 000 Menschen arbeitslos gemeldet, das bedeutet eine Quote von 11,8 Prozent. Dagegen melden Dippoldiswalde und Kamenz jeweils 3,8 Prozent. Auf dem Lande ist die Arbeitslosigkeit üblicherweise geringer, allerdings macht sich dort die Winterpause stärker bemerkbar: Im Raum Sebnitz stieg die Arbeitslosenquote von Dezember zu Januar um 1,1 Prozentpunkte.

Sachsens Arbeitsagentur-Chef Hansen kündigte an, in diesem Jahr „wieder verstärkt in die Kompetenzen der Menschen“ zu investieren, durch Qualifizierung. Im Januar wurden 10 300 Menschen mit Weiterbildungen gefördert. Daher zählten sie auch nicht als arbeitslos, ebenso wie rund 10 000 Menschen in Ein-Euro-Jobs und Aktivierungsprogrammen. Doch im Jahresvergleich ist die Zahl aller Arbeitsuchenden zusammen gesunken, die Zahl der Beschäftigten dagegen gestiegen.

Nach jüngsten Zahlen des Statistischen Landesamtes hatten voriges Jahr 2,074 Millionen Menschen Arbeit in Sachsen. Das waren 18 000 mehr als im Durchschnitt des Vorjahres. Damit wurde das höchste Niveau bei der Erwerbstätigkeit seit 1991 erreicht. Einen noch größeren Anstieg nennt die Arbeitsagentur: Sie spricht von 20 400 Beschäftigten mehr von November 2017 zu November 2018. Allerdings nennt die Arbeitsagentur nur Zahlen für sozialversicherungspflichtig Beschäftigte. Minijobber und Selbstständige sind nicht mitgerechnet. Laut Statistischem Landesamt ist deren Anzahl kleiner geworden. Im Zuge des Aufschwungs und wegen der vorgeschriebenen Mindestlöhne hat ein Teil der Minijobber und Selbstständigen eine sozialversicherungspflichtige Arbeit bekommen. Mit Abstand am stärksten stieg die Zahl der Erwerbstätigen voriges Jahr in Berlin, einen Rückgang gab es nur in Thüringen.

 

Von Georg Moeritz

Foto: © Grafik/SZ

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