Das Unternehmen will an der Arndtstraße sechs Millionen Euro investieren. Das sichert auch Jobs am Standort Görlitz.
Das orange-gelbe Haus am Wilhelmsplatz/Ecke Augustastraße ist schon weg. "Wir haben es verkauft, der Notarvertrag ist unterschrieben", sagt Michael Esther, der neue Bereichsleiter Unternehmensplanung beim Biotechnologieunternehmen Sysmex Partec. Die Verwaltung mit den Abteilungen Finanzen und Personal war bisher in dem Haus tätig, ganz oben lebte früher der damalige Partec-Chef Wolfgang Göhde. "Inzwischen sind wir bestrebt, alle Gewerke unter einem Dach zu haben", so Esther. Deshalb ist die Verwaltung in die fünfte Etage des Firmensitzes in der Arndtstraße gezogen, sodass das Management für die Belegschaft sichtbar ist.
Allein in diesem Jahr steckt das Unternehmen fast eine Million Euro in die Arndtstraße: in den Umbau der oberen Etage, die Ausstattung, den Umzug – das meiste Geld aber in den Anbau eines neuen Außenaufzuges an der Giebelseite. "Der ist dringend nötig, weil wir jetzt größere Apparate produzieren, die nicht in den alten Fahrstuhl passen", so Esther. Nur mit Müh und Not haben sie auf einer Euro-Palette Platz. Die ersten zwei Apparate sind produziert und warten auf ihren Abtransport. Es handelt sich um Sampler, die für die Analyse von Blutproben genutzt werden sollen. Bis Mitte Dezember soll der Fahrstuhl fertig sein.
"In der Südstadt wollen wir in den nächsten Jahren weitere sechs Millionen Euro investieren", sagt Esther. Das betrifft nicht das Hauptgebäude in der Arndtstraße, sondern die zugehörigen Flächen direkt dahinter, zwischen Arndt- und Fichtestraße. Aktuell gibt es dort drei leere Gebäude. Eins steht unter Denkmalschutz. Es soll saniert werden. Nach jetzigem Planungsstand könnte im Hochparterre eine Kantine entstehen, nicht nur für Sysmex Partec, sondern auch für das Umfeld, etwa die Mitarbeiter des Zolls. Im Obergeschoss könnten vielleicht kleine Appartements für die eigenen Azubis gebaut werden. "Die anderen zwei großen, leeren Gebäude reißen wir wahrscheinlich ab", sagt Esther. Stattdessen können dort Neubauten für die Zerspanung und Lagerung entstehen – eventuell mit einer Brücke zum Haupthaus. All das soll möglichst bis 2021 passieren, im besten Fall sogar schon bis Ende 2020. Dann werden alle Bereiche in der Südstadt gebündelt, also die Produktion vom Flugplatz in die Arndtstraße umziehen. Am Flugplatz besitzt die Firma derzeit noch drei Gebäude. Kaufinteressenten gibt es nach Auskunft von Esther schon jetzt. Vermutlich werden die Gebäude aber erst ab 2021 verkauft – und zwar im Paket.
Esther selbst ist erst seit Juni bei Sysmex Partec – und will gern langfristig bleiben: "Ich bin nicht auf der Durchreise." Der 53-Jährige stammt aus Sangerhausen zwischen Harz und Kyffhäuser, seine Frau aus Görlitz. Zurzeit leben beide noch in der Nähe von Berlin, wollen aber dauerhaft nach Görlitz ziehen. Esther kommt aus der Pharma-Industrie, war europaweit tätig, hat nach eigener Aussage jahrelange Erfahrung als Geschäftsführer und in der Organisation von Unternehmen. "Es war aber an der Zeit, mal etwas Neues zu machen", sagt er – und dann kam die Anfrage von Sysmex Partec genau im richtigen Moment.
Auch der japanische Mutterkonzern plant langfristig in Görlitz, sagt Esther: "Sysmex Partec hat hier so viel Geld investiert, das macht man nicht, um dann irgendwann zu schließen." Die Japaner legen viel Wert auf Effektivität und Produktivität: "Im Vergleich zum Vorjahr haben wir dieses Jahr 30 Prozent Wachstum, und das mit demselben Personal." Gut 150 Leute arbeiten derzeit in Görlitz für die Firma, außerdem sechs in Leipzig und 26 in Münster. Diese beiden kleinen, aber sehr spezialisierten Standorte sollen erhalten bleiben.
Neuer Eigentümer des Hauses am Wilhelmsplatz ist ein deutscher Investor, der in Görlitz schon andere Immobilien hat. Er will das Haus vermieten. "Wir sind in konkreten Endverhandlungen mit einem Mieter", sagt Thomas Heid von der Görlitzer Firma Heid + Partner, die das Gebäude mit 650 Quadratmetern Mietfläche verwaltet. Es wird eine Büronutzung geben, hinter dem Haus sind 25 Stellplätze geplant. Konkreter will er erst werden, wenn die Verträge unterschrieben sind.
Von Ingo Kramer
Foto: privat