Leipzig. Der Porsche-Motor läuft weniger rund als in den vergangenen Jahren. Weil das Unternehmen weniger Fahrzeuge absetzt, muss jetzt auch in Leipzig die Produktion reduziert werden.
Wie die Geschäftsführung am Donnerstag auf einer Mitarbeiterversammlung bekannt gegeben hat, wird der Schichtbetrieb an die Erfordernisse angepasst.
Karosseriebau wechselt in den Einschichtbetrieb
Konkret soll der Bereich Karosseriebau für den geländetauglichen SUV Macan nach dem Betriebsurlaub im Sommer in den Einschichtbetrieb wechseln. Für die Gewerke Montage, Lackiererei und Achsmontage gilt ab dem kommenden November ein Zweischichtbetrieb. Bislang wird im Dreischichtsystem produziert.
Als Folge dieser Maßnahmen will Porsche die Zahl der Leiharbeitnehmer „deutlich“ reduzieren, heißt es in einem Newsletter der Geschäftsführung, der dieser Zeitung vorliegt.
„Wir bedauern dies, weil wir ihre Arbeit sehr schätzen. Die Umstellung bedeutet auch, dass die Teams der Stammbelegschaft umstrukturiert und sich Aufgabenbereiche ändern werden“, heißt es weiter.
Schon letztes Jahr hatten wir massiven Gegenwind. Jetzt erleben wir einen heftigen Sturm. – Oliver Blume, Porsche-Chef
Die Stammbelegschaft sei von der Stellenreduzierung nicht betroffen. „Angesichts der herausfordernden wirtschaftlichen und geopolitischen Lage für die Porsche AG ist aber auch bei der Porsche Leipzig GmbH eine strukturelle Anpassung unausweichlich.“
In die Details geht die Leipziger Geschäftsführung im Newsletter nicht. Fakt ist aber, dass Porsche bereits vor einigen Monaten angekündigt hat, seinen Sparkurs fortzusetzen und bis 2029 rund 1900 Stellen in Deutschland streichen will. Leipzig, so heißt es bislang, sei davon nicht betroffen. Ohnehin setzt Porsche auf Freiwilligkeit, da für die Mitarbeiter bis 2030 eine Beschäftigungssicherung gilt.
Vor Aktionären auf der Hauptversammlung des Unternehmens sagte Porsche-Chef Oliver Blume zur gegenwärtigen Situation: „Schon letztes Jahr hatten wir massiven Gegenwind. Jetzt erleben wir einen heftigen Sturm.“
Handelskonflikte, instabile Lieferketten und der langsame Übergang zur Elektromobilität trieben die Kosten für das Dax-Unternehmen in die Höhe.
„Unser Markt in China ist förmlich weggebrochen“, räumte Blume ein, der außer Porsche- auch Chef des Volkswagen-Konzerns ist. Zusätzlich belasteten die seit April geltenden US-Importzölle auf Autos das Geschäft der VW-Tochter. Da Porsche keine eigene Fertigung in den Staaten hat, müssen Fahrzeuge komplett eingeführt werden.
„Die Betroffenen schauen nun ins Ungewisse“
Aktuell sind 4600 Beschäftigte direkt bei Porsche Leipzig unter Vertrag. Hinzu kommen Leiharbeiter. Zu deren Zahl hält sich das Unternehmen bedeckt. Laut IG Metall sind es über 1000 im Werk.
„Die Nachricht, Schichten zu reduzieren und Leiharbeitsbeschäftigte abzumelden, ist mehr als bitter“, sagt der Leipziger IG Metall-Chef Steffen Reißig. „Schließlich haben die betroffenen Kolleginnen und Kollegen in den letzten Jahren einen wesentlichen Anteil zum Erfolg des Unternehmens beigetragen und schauen nun ins Ungewisse.“
IG Metall hofft und pocht auf neues SUV-Modell
Zugleich blickt der Gewerkschafter in die Zukunft. „Porsche plant ein neues SUV-Modell und hat dem Standort Leipzig gute Chancen eingeräumt, es bauen zu können. Um Auslastung und Arbeitsplätze in der Region zu sichern, brauchen wir schnell Klarheit, wie es damit weitergeht“, so Steffen Reißig.
Leipzig habe gute Chancen, Produktionsstandort für dieses neue Modell zu werden, hatte Porsche-Chef Blume zuletzt gesagt.
Geplant ist im SUV-Segment eine neue Modellreihe mit Verbrennungs- und Hybridantrieb. Das neue, geländetaugliche Fahrzeug soll Ende des Jahrzehnts auf den Markt kommen.
Hintergrund ist das Auslaufen der Produktion des ausschließlich in Leipzig gebauten Macan mit Benzinmotor und die Sorge, dass das Werk bald nicht mehr ausgelastet sein könnte.
Zurzeit werden zwar noch auf einer Linie die sportlichen Geländewagen mit E- und Verbrennerantrieb gebaut. Allerdings gibt es den neuen Macan nur noch mit Elektroantrieb. Der weiter gut nachgefragte Macan mit Benzinmotor soll 2026 vom Markt genommen werden. In Europa lässt er sich nicht mehr bestellen, weil hier neue Regeln für die Cyber-Sicherheit in Autos gelten.


