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Proteste gegen Galeria-Schließung in Leipzig erwartet

Der angeschlagene Konzern Galeria Karstadt Kaufhof schließt sein Warenhaus in Leipzig - für die Stadt bedeutet das noch mehr Leerstand. Doch die 160 Mitarbeiter wollen kämpfen.

Lesedauer: 3 Minuten

Die Filiale von Galeria Karstadt Kaufhof in Leipzig wird schließen.

Essen/Leipzig. Die Gewerkschaft Verdi plant Protestaktionen gegen das angekündigte Aus von Galeria Kaufhof in Leipzig. „Wir werden um die Filiale kämpfen“, sagte der Landesbezirksfachbereichsleiter Handel, Torsten Furgol, am Dienstag. Es wäre ein „Supergau“, wenn eine derart große Fläche mitten in der Leipziger Innenstadt leer bliebe. Schon jetzt gebe es andere Leerstände in der Stadt.

Welche Aktionen konkret geplant werden, sei derzeit in der Abstimmung auch mit den rund 160 Beschäftigten des Warenhauses. Furgol sagte, Verdi könne sich Unterschriftensammlungen oder eine Menschenkette vorstellen. Das sei aber nur sinnvoll, wenn auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hinter dem Protest stünden. Laut Furgol soll auch bei Kommunal- und Landespolitikern um Unterstützung für den Protest geworben werden. Die Beschäftigten, die vor dem Arbeitsplatzverlust stünden, hätten über Jahre auf Teile ihres Tarifentgeltes verzichtet, heißt es von der Gewerkschaft.

Galeria-Schließung: Enttäuschung in Leipzig, Freude in Chemnitz

Deutschlands letzter großer Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof hatte am Montag angekündigt, die Filiale in Leipzig sowie bundesweit 51 weitere Häuser zu schließen. Für die Standorte bestehe „keine positive Fortführungsperspektive“, teilte der Konzern mit. Von den Schließungsplänen betroffen ist auch der Standort Leipzig Neumarkt. Im Juni 2023 soll hier Schluss sein.

Für Sachsens andere Warenhäuser sind das hingegen gute Nachrichten: Schon im Dezember wurde das Chemnitzer Warenhaus an an Höffner-Eigentümer Kurt Krieger verkauft. Wie die Freie Presse berichtet, gehört Chemnitz zu den 77 Standorten, die in Zukunft weiterbetrieben werden sollen. „Wir haben nun Klarheit. Galeria Chemnitz gehört zum Fortführungs-Portfolio“, wird Torsten Dunkelmann, Chef der Chemnitzer Galeria Filiale, zitiert.

Chemnitzer Bürgermeister Ralph Burghart sagte dazu, er freue sich, denn die Ankündigung könne als Erfolg der Bemühungen um den Chemnitzer Standort gesehen werden. „Die weiteren Entwicklungen obliegen nun den Verhandlungen des Galeria-Konzerns sowie dem neuen Eigentümer der Immobilie, der Krieger-Gruppe.“ Die Zukunft des Hauses liegt laut Burghart in einem „multifunktionalen Ansatz, der über das reine Shopping-Erlebnis hinausgeht“.

Auch die Dresdner Galeria-Filiale bleibt erhalten. Sie ist nach derzeitigem Stand nicht von Schließungsplänen betroffen.

Diese Warenhäuser schließen

„Für Leipzig ist die Schließung von Galeria Karstadt Kaufhof enttäuschend, vor allem für die engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist es ein herber Schlag“, erklärte Wirtschaftsdezernent Clemens Schülke. Man stehe vor der Aufgabe, die Innenstadt neu auszurichten. Innenstädte in Europa seien immer mehr als reiner Konsum gewesen. Vor rund vier Jahren hatte bereits das historische Karstadt-Warenhaus geschlossen. In Einkaufszentren gibt es derzeit einigen Leerstand.

Der Leipziger Linken-Bundestagsabgeordnete und Stadtrat Sören Pellmann forderte Oberbürgermeister Burkhard Jung und die Landesregierung zum Handeln auf. „Es darf längst nicht das letzte Wort über die Schließungspläne des letzten Universalkaufhauses in der Messestadt Leipzig gesprochen sein.“

Diese Warenhäuser schließen, der Überblick:

Zum 30. Juni 2023 sollen schließen:

Celle, Coburg, Cottbus, Duisburg Düsseldorfer Straße, Erlangen, Gelsenkirchen, Hagen, Hamburg-Harburg, Hamburg-Wandsbek, Leipzig Neumarkt, Leverkusen, München-Bahnhof, Neuss, Nürnberg Königstraße, Nürnberg-Langwasser, Offenbach, Paderborn, Regensburg Neupfarrplatz, Saarbrücken am Bahnhof, Siegen, Wiesbaden Kirchgasse.

Zum 31. Januar 2024 schließen:

Bayreuth, Berlin-Charlottenburg, Berlin-Müllerstraße, Bielefeld, Braunschweig, Bremen, Darmstadt am weißen Turm, Dortmund, Düsseldorf Schadowstraße, Essen, Esslingen, Frankfurt Zeil, Hanau, Heidelberg Bismarckplatz, Hildesheim, Kempten, Krefeld, Leonberg, Limburg, Lübeck, Mönchengladbach, Oldenburg, Pforzheim, Reutlingen, Rosenheim, Rostock, Schweinfurt, Siegburg, Stuttgart-Eberhard-Straße, Viernheim-RNZ, Wuppertal.

Habeck bedauert Schließung von Galeria-Warenhäusern

Inzwischen hat sich auch Wirtschaftsminister Robert Habeck zu den angekündigten Filial-Schließungen geäußert und sein Bedauern ausgedrückt. Die Entscheidung sei schwer für die betroffenen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, sagte der Grünen-Politiker am Montag (Ortszeit) am Rande eines Besuchs in Brasilia.

Es sei bedauerlicherweise über die Insolvenzabwicklung zu dieser Entscheidung gekommen. Nun werde es die Aufgabe der Sozialpartner sein, eine Lösung zu finden, die es den betroffenen Menschen möglichst einfach mache, einen neuen Arbeitsplatz zu finden.

Unternehmen muss „kleiner und dezentraler“ werden

Galeria Karstadt Kaufhof hatte Ende Oktober zum zweiten Mal innerhalb von weniger als drei Jahren Rettung in einem Schutzschirm-Insolvenzverfahren suchen müssen. Als Grund für die bedrohliche Lage des Unternehmens nannte Konzernchef Miguel Müllenbach damals in einem Mitarbeiterbrief die explodierenden Energiepreise und die Konsumflaute in Deutschland. Der Manager ließ von Anfang an keinen Zweifel daran, dass die erneute Sanierung mit erheblichen Einschnitten in das Filialnetz und einem deutlichen Stellenabbau verbunden sein würde.

Es ist bereits der zweite Versuch, den Handelsriesen durch ein Schutzschirmverfahren und den damit verbundenen Schuldenschnitt wieder dauerhaft auf Erfolgskurs zu bringen. Ein erster Anlauf, der 2020 während des ersten Corona-Lockdowns gestartet worden war, hatte dem Unternehmen trotz der Schließung von rund 40 Filialen, dem Abbau von etwa 4.000 Stellen und der Streichung von mehr als zwei Milliarden Euro an Schulden nur vorübergehende Entlastung gebracht.

Bereits Anfang 2021 und Anfang 2022 noch einmal musste der geschrumpfte Handelsriese angesichts der Pandemie um staatliche Unterstützung bitten. Insgesamt griff der Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) dem Traditionsunternehmen in zwei Hilfsaktionen mit 680 Millionen Euro unter die Arme – ohne Erfolg.

Der Galeria-Generalbevollmächtigte Arndt Geiwitz, der auch schon das erste Schutzschirmverfahren als Sanierungsexperte begleitet hatte, zeigte sich zuletzt zuversichtlich, dass es dank des zweiten Schutzschirmverfahrens noch eine Perspektive für den Warenhauskonzern gebe. „Ich bin davon überzeugt, dass die Galeria-Warenhäuser eine Zukunft haben, wenn auch nicht in ihrer derzeitigen Form“, betonte der Sanierer in einem Interview.

Der Handelsriese müsse dafür allerdings kleiner und dezentraler werden. Galeria werde hoffentlich „in drei Kalenderjahren“ wieder Gewinn machen. Vorher fielen wegen der Umstrukturierungskosten etwa für Umbauten sicher weitere Verluste an. (dpa)

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