Radeberg. Dass seine Bienen fleißig sind, das hatte John Scheller schon vor einigen Wochen vermutet. Damals steckte er seinen Kopf in einen der Bienenstöcke auf dem Dach seines Edeka-Marktes in Radeberg und hörte es emsig summen. Dass sie aber so viel Honig produzieren, damit hat keiner gerechnet. Nicht einmal Rico Heinzig, der die Tiere als Imker fachgerecht betreut.
Er öffnete am Donnerstag vorsichtig die Stöcke. „Die acht Völker haben mehr als 120 Kilogramm Honig produziert. Das ist ein sensationelles Ergebnis, besonders angesichts des Wetters“, sagt er. Denn die Trockenheit ist schlecht für die Bienen. „Bei Wassermangel produzieren die Pflanzen weniger Nektar und das bedeutet letztlich auch weniger Honig. Aber offenbar haben die Bienen hier noch genug finden können.“ Auch der Geschmack des Radeberger Honigs ist prima, sagt der Imker. Gleich nachdem er eine Wabe aus dem Stock geholt hat, kostete er von der goldgelben Leckerei. „Sehr gut. Die Bienen haben hier viele unterschiedliche Pflanzenarten, viele Kleingärten, das Hüttertal ist nicht weit, ein prima Honig.“ Es ist jedoch möglich, dass der Geschmack zwischen den Bienenvölkern, selbst wenn sie am gleichen Standort stehen, unterschiedlich ausfällt, sagt der Imker.
Auch in Dresden Bienenstöcke
Dann überprüft er noch, ob die Bienen auch gesund sind. „Die größte Bedrohung ist die Varroamilbe. Sie schwächt die Bienen und macht sie anfällig für Krankheiten. Sollten sie stark befallen sein, wende ich nur organische Substanzen zur Bekämpfung an. Dieser Honig ist Bio-Honig, da darf nichts anderes verwendet werden.“ Aber nein, bei den rund 400 000 Radeberger Bienen ist alles in Ordnung. Nachdem die Waben raus sind, kommt eine Lösung aus Zuckerwasser vermischt mit rund zehn Prozent Honig in die Stöcke. Davon ernähren sich die Bienen im Winter. Die Waben werden jetzt zum Hof des Imkers in Diera-Ziehren transportiert, dort geschleudert und dann in Gläser abgefüllt. „Anschließend kommt genau dieser Honig wieder nach Radeberg zurück und wird hier verkauft. Regionaler geht es nicht.“ Radeberger Gold steht dann auf den Etiketten.
Außer den acht Völkern auf dem Markt in Radeberg hat John Scheller noch Bienen auf dem Dach seines Edeka-Marktes in Dresden-Cotta. 15 Völker schwirren dort umher. Sie werden ebenfalls von Rico Heinzig betreut. Der Supermarkt-Betreiber hatte sich vor einigen Monaten an den Stadtteilimker gewandt, wie er sich selber nennt. Er hat in Dresden bereits mehrere Bienenstöcke stehen und fand die Idee, auf den Edeka-Märkten in Dresden-Cotta und Radeberg welche aufzustellen, großartig. Bei John Scheller selbst steht Honig auf dem Frühstückstisch, vor allem wegen der vielen guten Inhaltsstoffe. Aber auch Umweltaspekte haben ihn bewogen die Bienen anzuschaffen. „Gerade in den vergangenen Monaten war viel vom Bienensterben zu hören und davon, wie wichtig sie für uns Menschen sind. Auch deshalb habe ich das Projekt umgesetzt.“ Natürlich spielt auch ein geschäftlicher Gedanke mit. „Die Nachfrage nach regionalen Produkten nimmt immer mehr zu“, sagt er.
Die acht Bienenvölker werden den Winter auf dem Markt in Radeberg verbringen. „Ich hoffe, dass er nicht allzu mild wird. Konstante Temperaturen zwischen minus fünf und minus zehn Grad wären ideal. Ein Wechsel von kalt und warm stresst die Bienen sehr. Sie sollen gut über den Winter kommen und schließlich im nächsten Jahr wieder für reichlich Radeberger Gold sorgen.“
von Thomas Drendel
Bildquelle: Thorsten Eckert