Radebeul. Auf und ab geht es nicht nur mit dem Fahrrad durch die Landschaft. Auch die Verkäufer der passenden Bikes haben Hochs und Tiefs erlebt, wie die der Tretmühle in Radebeul.
Der Fahrradboom, der bis heute anhalte, habe 2003 und 2004 eingesetzt, als die ersten E-Bikes auf den Markt kamen. „Das war eine Wende“, sagt Robert Heßler, Geschäftsführer der Tretmühle in Radebeul, „solch eine krasse technische Neuerung gab es auf dem Fahrradmarkt bisher nicht wieder.“
1997 gegründet
Durch das E-Bike hätten Leute zurück auf den Sattel gefunden, die als Kinder oder Jugendliche bis zum Führerschein in die Pedale getreten haben und anschließend aufs Auto umgestiegen sind, sagt Heßler. Und E-Bikes bleiben ihm zufolge weiter im Trend. „Was diese boomen lässt, sind Job- und Leasingräder über den Arbeitgeber.“ Mit einem normalen Fahrrad würde wohl keiner eine Strecke von 20 Kilometer zwischen Wohnung und Arbeitsplatz auf sich nehmen, unterstützt mit Motor und Batterie dagegen schon, ist er sich sicher. E-Bikes würden inzwischen 70 Prozent des Geschäfts der Tretmühle ausmachen, sagt Heßler.
Bei dem Fahrradladen bahnen sich Jubiläen an. Das Unternehmen existiert fast 30 Jahre. 1997 ging die Geschichte in Großdittmannsdorf los. Es folgte rasch der Umzug nach Dresden-Weixdorf, wo es bis heute eine Filiale gibt. 2006, also vor fast 20 Jahren, wurde ein zweites Geschäft in Radebeul-West eröffnet.
Spezialist für Liegen- und Lastenräder
Der Start in der Lößnitzstadt erfolgte in der Moritzburger Straße 11, wo heute Ullis Blumenladen drin ist. Doch mit den Jahren wurde es dort zu klein und zu eng. „Mit allem Drum und Dran hatten wir dort 100 Quadratmeter“, erinnert sich Heßler. Die Werkstatt befand sich im Keller. „Das war gruselig“, erzählt er weiter. Denn die schweren Liege- und Lastenräder mussten die Treppe hinunter und ums Eck gehievt werden.
Liege- und Lastenräder zählen zum Alleinstellungsmerkmal. Auf sie hat sich die Tretmühle spezialisiert. Vor allem die Liegeräder gehören seit der Gründung zum Sortiment. Lange Zeit war die Tretmühle der einzige Anbieter in Ostdeutschland. „Wir können viele behindertengerechte Umbauten machen“, sagt Heßler.
Sogenannte Handbikes sowie mit Einhandbedienung können beispielsweise Menschen mit Lähmung oder amputierten Beinen fahren. Auch für Schlaganfallpatienten passt das Werkstattteam das Bike den individuellen Bedürfnissen an.
Vergrößerung vor fünf Jahren
Ein kleines Jubiläum bildet auch der Umzug. Vor fünf Jahren erfolgte der Wechsel in den heutigen Standort in der Moritzburger Straße 2. Dort stehen 400 Quadratmeter allein für den Verkauf zur Verfügung. Die Werkstatt hat eigene Räume.
Größere Räumlichkeiten in Radebeul zu finden, sei nicht leicht gewesen, sagt Heßler. Die Tretmühle wollte aber unbedingt im Westen der Lößnitzstadt bleiben und hat sich dort lange umgeschaut.
Lastenräder sind ein Spezialgebiet von uns, das wir schon lange und mit Herzblut machen.
Robert Heßler
Geschäftsführer der TM Tretmühle GmbH
Mittlerweile ist der Standort der Hauptsitz des Unternehmens, der Laden in Weixdorf die Zweitfiliale. In der Moritzburger Straße 13 gibt es zudem eine weitere Ladenfläche. Dort befindet sich das Spezialgeschäft für Liegen- und Lastenräder. „Bei den Spezialrädern besteht ein hoher Beratungsbedarf. Da braucht man Ruhe“, sagt Heßler.
Fahrradboom während Corona
Ein zunehmendes Thema sind Lastenräder. „Bei diesen gibt es eine große Auswahl“, sagt Heßler. Denn manche wollen damit ihre Kinder transportieren, andere ihren Hund oder Firmen ihr Equipment und Werkzeuge.
Bei den Lastenrädern gebe es im Raum Radebeul und Dresden noch Luft nach oben, sagt Heßler. Ihm zufolge hängen in dem Bereich beide genannten Städte gegenüber Hamburg, Berlin oder Leipzig hinterher. Dort seien deutlich mehr auf den Straßen. „Lastenräder sind ein Spezialgebiet von uns, das wir schon lange und mit Herzblut machen“, sagt Heßler.
Der Umzug fiel in eine weitere Boomzeit für Fahrräder. Als die Corona-Pandemie ausbrach, schoss die Nachfrage in die Höhe. Reisen war nicht, dennoch wollten die Menschen im Urlaub was unternehmen. „Fahrräder waren da willkommen“, sagt Heßler. Die große Nachfrage führte zu Lieferengpässen. Wartezeiten von sieben Monaten waren damals normal.
Großer Kundenkreis
Einem Boom folgt oft eine Flaute. „Die Leute haben jetzt ein Rad“, nennt Heßler ein aktuelles Problem der Branche. Statt Wartezeiten gab es in den vergangenen zwei Jahren zu viel Ware auf dem Markt. Die Händler überbieten sich mit Rabatten. In Dresden haben bereits Fahrradläden schließen und Insolvenz anmelden müssen. Heßler verweist auf die Erfahrung von mehr als 20 Jahren. „Wir wissen, dass das ein Bergauf- und ein Bergabgeschäft ist“, sagt er.
Die Tretmühle hat zudem eigenen Angaben nach einen Kundenkreis, der auch längere Anfahrten in Kauf nimmt. Dieser reicht über Radebeul, Coswig und Weinböhla hinaus bis nach Großenhain und nach Dresden hinein. Durch die Spezialräder erstreckt sich dieser noch weiter bis südlich von Berlin sowie nach Leipzig und Chemnitz.
Elf Mitarbeiter zählt der Radebeuler Standort der Tretmühle. Zusammen wollen sie mit den Kunden das fünfjährige Bestehen am Standort in der Moritzburger Straße 2 am Sonnabend, 23. August 2025, feiern. Die Eröffnung musste ohne Feier bleiben, wegen der Corona-Einschränkungen. Mit einem Sommerfest wird das kleine Jubiläum begangen.
Tombola zugunsten des Sonnenstrahl e.V.
Um 10 Uhr geht dieses los. Auf dem Programm steht ein Testival, bei dem Neuheiten angeschaut und ausprobiert werden können, die erst nächstes Jahr auf den Markt kommen. Zudem winken Rabatte beim Sonderverkauf von ausgewählten Rädern und Zubehör. Auf Gewinne können die Besucher bei einer großen Tombola hoffen. Die Einnahmen aus dem Losverkauf kommen dem Sonnenstrahl e.V., der sich um krebskranke Kinder kümmert, zugute.
Um 14 Uhr starten drei Radtouren. Die sportliche Tour führt auf Mountainbikes links- und rechts der Elbe an den Hängen entlang. Auf der ganz sportlichen Strecke radeln die Teilnehmer auf Rennrädern nach Meißen. Das Ziel der gemütlicheren Touristiktour ist Moritzburg. Gegen 18 Uhr endet das Sommerfest.
SZ